Nachlese: Theatergruppe Spotlight überzeugt das Publikum Moral und Geschäfte machen passen nicht zusammen?

Alt-Erkrath · Leider nur einmal im Jahr, dennoch ist es immer wieder beeindruckend, wie die Laienschauspieler der Erkrather Theatergruppe Spotlight, das Publikum zu begeistern verstehen. Diesmal mit dem Stück „Some change – nicht gesellschaftsfähig“ im Joachim-Neander-Haus.

Besprechung des Deals.

Foto: Timo Kremerius

Das von Ina C. Kocher, die Autorin war Abend der Aufführung anwesend, geschriebene Stück wurde von der Schauspielercrew hervorragend auf die Bühne gebracht. Sehr gut war es, dass den Zuschauern die Thematik „CumCum“ und „CumEx“ in einem Filmvorspann erklärt wurde.

Zurück zum Stück: Los ging es mit der Überraschung, dass die zukünftige Kellnerin Nele mit dem Publikum und der Frage interagierte, warum sie im Kaffee Bohne seien - wegen der Geschäfte oder warum sonst. Ein Zuschauer bestellte spontan einen Kaffee, den er auch prompt bekam.

Die Schauspielercrew der Theatergruppe Spotlight für das Stück „Some change – nicht gesellschaftsfähig".

Foto: Timo Kremerius

Dann ging es auf die Bühne und die Handlung nahm seinen Lauf. In der ersten Szene unterhielt sich Lisa (Claudia Seibt), die Inhaberin des Non-Profit-Cafés „Café Bohne“ mit Frieder Lehmann (Stephan Kroker) ehemals auch Finanzgigant aber inzwischen verarmt. Das „Café Bohne“ war auch unter anderem Anlaufstelle für zwei wichtige CEO‘s, die in zwei großen Bankhäusern, der Nationalbank und der Silver Trust Bank arbeiteten, die in der Nähe des Kaffees angesiedelt waren. Beide spielten knochenharte Geschäftstypen so überzeugend, dass manch‘ einem Zuschauer schon bange wurde. Die Protagonisten Britta Lehmann (Daria Tigges), CEO der Silver Trust Bank, und Carlo Debelli (Michael Kastner), der CEO der Nationalbank, wirkten von Anfang an unsympathisch - vorallem in ihrem Umgang mit Menschen. Leider konnte Lisa kein Wechselgeld herausgeben. Die CEO‘s ließen sich dann einfallen das man für die Rechnungen der Getränke im Kaffee Bohne Kopi Luwak für Britta Lehmann und Espresso für Carlo Debelli, sich zwei Bescheinigungen ausstellen lassen kann, um beide steuerlich geltend zu machen.

Da Carlo bezahlt hatte und Britta auch eine Quittung haben wollte, fragte Lisa: „Warum das denn? Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber Sie haben doch nicht gezahlt oder so?“ Darauf antwortete ihr Britta: „Aber ich bin wirtschaftlicher Eigentümer des Kaffees geworden. Schauen Sie mal in Paragraph 903 des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach. Eigentum erwirbt man durch Einigung und Übergabe, Paragraph 929, Satz 1 Bürgerliches Gesetzbuch. Beides ist hier erfolgt. Zwar zwischen Ihnen beziehungsweise der Kellnerin als Ihrer Erfüllungsgehilfin und dem CEO der Nationalbank, aber da ich die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse über meinen Kaffee ausübe, bin ich zumindest wirtschaftlicher Eigentümer, Paragraf 39 Abgabenordnung. Die Zahlungsart ist für die Bewertung des Vorgangs ohne Belang. Falls Sie es jedoch wissen wollen: Wir CEO rechnen untereinander über Aufrechnung ab, Paragraf 387 Bürgerliches Gesetzbuch. Eine einseitige Willenserklärung wie das Übernehmen der Rechnung ist hier ausreichend, Paragraf 388 Bürgerliches Gesetzbuch. Die Erklärung hat zur Folge, dass beide Forderungen rückwirkend zu dem Zeitpunkt als erloschen gelten, indem sie sich erstmals aufrechenbar gegenüberstanden.“

Zwei Textpassagen aus dem Stück unterstreichen dieses eiskalte Handeln: „Dann entlassen Sie die Leute eben. Was soll das wieder heißen? Hätten Sie besser gearbeitet, wären jetzt nicht zweitausend Leute arbeitslos. Ja, ist in Ordnung, ich bin immer kompromissbereit. Warten Sie eine Woche, dann können Sie von mir aus die fünfhundert Besten wieder einstellen. Lohnabschlag von mindestens dreißig Prozent, versteht sich. Vorzugsweise fünfzig Prozent. Wir sind nicht die Wohlfahrt“, werden die Zuschauer Zeugen eines Telefonats von Britta und Carlo und dem ist zu vernehmen: „Der kleine Mann von der Straße liebt es doch, sich auf uns zu stürzen. Unerhört. Wir bösen, reichen Menschen, die Schuld an seinem Elend sind. Als ob.“

Das Café Bohne gerät also in Schieflage und Journalistin (Karola Fritzsch) gelingt es im weiteren Verlauf die Machenschaften der beiden CEO’s aufzudecken. Kellnerin Nele hatte den Beiden unterstellt, sich mit perfiden Tricks an den Umsätzen des Cafés persönlich zu bereichern. Mit einem Wiedergutmachungsdeal zwischen den CEO’s und der Inhaberin des Cafés Bohne ergibt sich schließlich irgendwie eine „Win Win Situation“. Aber eben nur irgendwie, ein schaler Beigeschmack bleibt, denn woanders machen Banker wie sie mit Sicherheit weiter. Es ist ja legal, solange die Regierung nicht die Schlupflöcher stopft. Aber wie meint Britta im Stück: „Moral und Geschäfte machen passen nicht zusammen.“

Grandios von der Autorin wie sie dieses heikle und komplizierte, aber hoch aktuelle Thema im Stück verständlich und unterhaltsam verpackt hat. Das kam auch beim Publikum an, dass die Schauspieler mit tosendem Applaus belohnte.