Nachlese Erkrather Pop Up-Galerie „Kiek ma rin“ wird ein Jahr alt

Alt-Erkrath · Am vergangenen Freitag feierte die Pop Up-Galerie „Kiek ma rin“ der Art Group Erkrath ihren ersten Geburtstag.

Carina Burau aus Unterbach vor ihren Kunstwerken.

Foto: Gabi Gründker

Um 17 Uhr begrüßte Lothar Kniep, Gründer der Art Group alle Gäste und ließ das erste Jahr Revue passieren. Erneut war die Galerie mit beeindruckender, vielfältiger Kunst gefüllt und die Vernissage war so gut besucht wie noch nie! Weit mehr als 350 Gäste waren gekommen. „Ich bin überwältigt, unglaublich!“, eröffnete Lothar Kniep die Vernissage. Die Art Group Erkrath ist eine Künstlervereinigung, die im Dezember 2023 gegründet wurde. Im März 2024 öffnete die Galerie in der Fußgängerzone von Alt-Erkrath erstmalig ihre Pforten. Seitdem zierten mehr als 1000 Exponate die Wände und den rund 550 Quadratmeter großen Raum der Galerie, verteilt auf nun acht Ausstellungen. Mehr als 40 Gastkünstler nahmen bereits an den sieben vorherigen und der aktuellen achten Ausstellung teil. Auch für ihr zweites Jahr in der Galerie plant die Künstlervereinigung sechs weitere Ausstellungen. „Wir sind mittlerweile weit mehr als nur ein Ausstellungsort. Wir zeigen, dass Kunst mitten ins Leben gehört und überall seine Wirkung entfesselt“, stellt Lothar Kniep nicht ganz ohne Stolz fest. Insbesondere der örtlichen Presse, der Stadt Erkrath und den Besitzern des Ladenlokals sei er zu Dank verpflichtet, erklärt er und begrüßt die stellvertretende Bürgermeisterin Regina Wedding, die eine Geburtstagstorte mitgebracht hatte. Ebenfalls begrüßte er den bekannten Künstler Klaus Richter, der in der Vergangenheit auch in der Pop Up Galerie ausgestellt hatte.

Doch nicht nur die Art Group wurde beschenkt: Auch Kniep wurde für seinen unermüdlichen Einsatz für die Kunst in Erkrath von den Mitgliedern der Art Group Erkrath gedankt. Ebenso wurde Toby Vomfelde für seinen ständigen Einsatz, seine Energie und seine Hilfe bei der Hängung der Werke gedankt. „Mögen 1000 Kraniche mit dir sein“, wünschten ihm seine Künstlerkollegen als Hommage an die 1000 Kraniche, die Carla Fröhlich, seine Partnerin, für die Galerie gefaltet hatte. Ganz besonders wurde auch noch einmal der Regenbogen hervorgehoben, den er als Torbogen für die Galerie gestaltet hat: „Welche Galerie hat schon so ein schönes Entrée?“. Wie auch bei den letzten Ausstellungen freute Lothar Kniep sich über eine rege Beteiligung von Gastkünstlern, die auch nun wieder dabei sind. Zum Geburtstag war eine kleine Ausstellungsfläche für alle vergangenen Gastkünstler vorbereitet worden an der vielfältige Werke ein rundes Gesamtbild abgaben. Carina Burau aus Unterbach begeistert mit ihren Werken, die eine Schnittstelle zwischen Fotografie und Grafik darstellen. „Sie zeigt, wie das Unmögliche möglich gemacht wird“, erklärt Kniep. Silke Lahnstein aus Solingen hat ihre Galerie in Bruchhausen und zeigt Werke ihrer experimentellen Malweise durch eine spannende Kombination aus Lacken und Acrylfarben.

Claudia Birkheuer aus Hochdahl mit ihren farbenfrohen Installationen.

Foto: Gabi Gründker

Unter dem Motto „Geben sie den Löffel ab“ präsentiert der freischaffende Künstler Carsten Wippermann aus Melle seine Werke, die zum Teil aus Besteck bestehen, das er kunstvoll zu einem Drachen und anderen Motiven und Tieren formt. Margarete Heimowski ist Wiederholungstäterin und stellt ihre Tonfiguren aus, die auch in der Vergangenheit viel Lob und Anerkennung erfahren haben. Felice Manzo hat seine künstlerische Arbeit 2021 wieder aufgenommen. Er ist durch seine eindrucksvolle Skulptur „Die Familie“ in der Fußgängerzone in Erkrath bekannt und präsentiert seine Werke aus der Reihe „Stahlwerk“. Die wohl älteste Künstlerin, die aktuell in Erkrath ausstellt ist Ulrike Berger. Mit ihren 82 Jahren präsentiert sie ihre Marmotypien – „eine sehr außergewöhnliche Kunstform, die ihre Lehrerin quasi erfunden hat“, erklärt Kniep. Das Geld, was sie durch den Verkauf ihrer Werke erzielt, spendet sie an den Förderverein der Stadtbücherei Hochdahl und das Künstlerjugendzentrum des TSV Hochdahl.

Auch Claudia Birkheuer stellt ihre Werke als Gastkünstlerin aus. Seit 2012 hat sie Millionen von kleinen Glassteinchen verklebt, nachdem sie ihre ursprüngliche Malerei nach mehr als 1500 großformatigen Bildern ermüdet hatte. Sie zeigt kritische Installationen, die oberflächlich zwar bunt und strahlend sind, hinter ihrer Fassade allerdings eine tiefergehende Botschaft verbergen. Ihre Werke verbinden Poesie und künstlerische Installation. „Ich locke die Leute immer mit Farbe und Glitzer an, aber dahinter steckt immer ein ganz ernster Sinn“, verrät sie auf Nachfrage. David Hawelka hat auch eine spannende Geschichte, die sich hinter seiner Kunst verbirgt. Einmal lagen leere Kaffeekapseln so auf seinem Schreibtisch, dass sie ihn an einen Käfer erinnerten.

„Das hat meine künstlerischen Gedanken weiter gefördert“, erzählt er. Als eine Kollegin von ihm dann in ein Atelier zog, entschied auch er, dass er mehr machen wolle. Für ihn ist der Gedanke hinter seiner Kunst ein spannender: Nachdem die Kaffeekapsel ihren Auftrag erfüllt hat, den Kaffee in die Kaffeemaschine zu bringen, ist sie ohne Auftrag und wird zumeist als Müll angesehen. Es braucht die richtige Person, um doch noch ein Potential zu entdecken. Für ihn ist dies auch auf den Menschen zu übertragen: Es braucht den Richtigen, um das Potential in einem Menschen zum Vorschein zu bringen. „Kunst ist das einzige, das keinerlei Grenzen hat“, freut sich Hawelka. Für ihn ist das Arbeiten mit den empfindlichen Kaffeekapseln ein Achtsamkeitstraining, bei dem man sich seiner eigenen Kraft bewusst wird.

„Wahnsinn“, stellt Lothar Kniep fest. Ein Jahr ist für die Künstler der Art Group und ihre vielen Gastkünstler wie im Flug vergangen. Es bleibt spannend was die Erkrather Kunstvereinigung in ihrem zweiten Jahr für alle Kunstinteressierten aus Erkrath und dem Umland bereithält.

(NG)