Die rund 350 Zuschauer wurden wie immer, wenn Wilfried Schmickler nach Erkrath in die Stadthalle kommt, belohnt. Wilfried Schmickler ist, und das kann man mit Fug und Recht sagen der Ruhrgebietsliterat. Bekannt unter anderem auch von der WDR-Kabarettshow Mitternachtsspitzen, die aber seit der Umgestaltung ohne ihn, Jürgen Becker und Uwe Lyko stattfindet. Er war eine prägende Figur der Mitternachtsspitzen. Besonders in Erinnerung bleiben Loki und Smoky. Aber seine Präsenz in den Mitternachtsspitzen, so genial sie auch waren, war gestern. Sein Auftritt in der Stadthalle Erkrath heute war wieder erste Sahne und hätte gerne länger dauern können.
Die Zuschauer waren dazu bereit. Wilfried Schmickler ist auch Träger des Deutschen Kabarettpreises. Er spricht zielsicher gesellschaftliche Missstände, politische Absurditäten sowie alltägliche Kuriositäten an und nimmt sie aufs Korn. Mit sprachlicher Präzision und unnachgiebigem Scharfsinn bringt er dabei regelmäßig all jene Dinge zur Sprache, die ihm an die Nieren gehen. Leidenschaftlich ruft er für mehr Toleranz und Mitgefühl auf. Schmickler möchte einen Beitrag zur „Verfreundlichung der Welt“ leisten, und das gelingt ihm bei jedem Auftritt.
Eingangs entfaltete er mit Professionalität und Leidenschaft sein zweistündiges Programm, das eine breite Palette an sozialkritischen Texten, Gedichten, Liedern und weiteren Elementen umfasste. Viele der vorgetragenen Worte und Melodien stimmten die Anwesenden nachdenklich. Anders als das politische Kabarett früherer Tage zielte seine Performance weniger auf reine Unterhaltung ab, sondern weckte im Publikum ein stärkeres Bewusstsein für gesellschaftliche Fragen.
Besonders wichtig war es, dass Wilfried Schmickler, wie immer, das Gedicht über Gier vortrug. Besser kann man einen Großteil der Gesellschaft nicht beschreiben. Leider.
Wilfried Schmickler ist einer der großen letzten Mahner, der immer wieder versucht. die Sicht des Publikums auf das Wesentliche zu lenken. Dafür muss man ihm danken.