Nachlese In der Erkrather Stadthalle macht es TOC TOC

Alt-Erkrath · Wenn Inszenierungen von René Heinersdorff in Erkrath angesagt sind, ist die Halle normalerweise proppenvoll. Letzte Woche war sie zwar mit knapp 350 Zuschauern auch zufriedenstellend gefüllt, aber das Stück, angekündigt als komödiantische Seelenmassage hätte mehr Zuschauer verdient. Zu mindestens liegt der Schnitt bei den Theaterveranstaltungen bei knapp an die 350 Zuschauer.

Foto: Volker Beushausen

Es war ein sehr schöner unterhaltsamer Theaterabend. Sechs bis in die Haarspitzen motivierte Schauspieler, die die Zuschauer exzellent unterhielten und für viele Lacher und Szenenapplaus sorgten. Karsten Speck sorgte als Patient mit dem Tourettesyndrom für einen Brüller nach dem anderen. Grundsätzlich muss man aber feststellen, auch wenn es sich hier um kranke Menschen handelt die dargestellt und Thema des Stückes waren, dass keiner der Krankheiten ins Lächerliche gezogen wurde. Alle Zuschauer waren sich dessen bewusst, dass diese Krankheiten kein Zuckerschlecken sind. Hier wurde lediglich die komödiantische Leistung der Schauspieler, wie die Krankheiten dargestellt wurden, mit Lachen oder Applaus honoriert.

Da der Zug, mit dem der renommierte Psychotherapeut unterwegs ist, sich aufgrund einer Gleisstörung verspätet, die Sprechstundenhilfe teilte den Anwesenden zwischendurch immer den Stand der Dinge mit, sind die Patienten erst mal alleine. Teilweise haben sie über ein Jahr auf diesen Termin warten müssen und so kommen sie ins Gespräch, weshalb sie da sind.

Kulturpause im Foyer der Stadthalle mit der Künstlerin Erna Rühr.

Foto: Timo Kremerius

Basis des Stückes sind fünf Patienten – fünf verschiedene Zwangsstörungen – die notgedrungen die Zeit im Wartezimmer vertreiben. Fred leidet am Tourette-Syndrom und stößt meist im unpassendsten Moment Flüche aus, Vincent zählt und berechnet alles, Blanche hat panische Angst vor Keimen, Marie leidet unter Kontrollzwang und Lilli stieß jedes Mal einen schrillen Schrei aus, wenn jemand eine sakrale Bemerkung machte. Die bunt zusammengewürfelte Truppe beschließt, mit ihren Störungen zu wichteln – und schlittert so in eine selbst organisierte Gruppentherapie. Nach und nach lernen sie, die Neurosen der anderen zu akzeptieren, und seien sie noch so schwer zu ertragen.

Den Zuschauern wurde auf charmante Weise vermittelt, dass es völlig in Ordnung ist, wenn Menschen ein wenig anders sind und ihren eigenen Kopf haben. Mit viel Witz und einer Prise Nachsicht wurde den Zuschauern gezeigt, dass es völlig okay ist, wenn man nicht immer so funktioniert, wie die Gesellschaft es von einem erwartet.

In der zweiten Halbzeit nahm das Stück noch einmal richtig Fahrt auf und gipfelte in einem völlig unvorhergesehenen Ende: Der Patient mit dem Tourette-Syndrom (Karsten Speck) war in Wirklichkeit der Psychologe.

Ein kurzweiliges Stück, bei dem die Zuschauer den Akteuren einen lang anhaltenden Applaus bis hin zum Klatschmarsch als Belohnung für ihre hervorragende Leistung spendeten.

Künstlerin der „Kulturpause“ war an diesem Abend Erna Rühr, die in Flensburg geboren und in Düsseldorf aufgewachsen ist. In ihrem Arbeitsleben hat sie einen kaufmännischen Beruf ausgeübt, sich aber immer schon gerne mit handwerklichen Tätigkeiten beschäftigt.

Neben den profanen Dingen im Alltag wie Tapete oder Farbe an die Wand bringen, waren auch Nähen, Stricken, Karten und Schmuck für den Eigenbedarf herstellen ein ausgeprägtes Hobby von Erna Rühr.

2018 hat sie das erste Mal von der Acryl-Farben-Technik „Pouring“ gehört, bei der Acryl-Farbe auf den zu bemalenden Gegenstand, wie beispielsweise Leinwand, Holz und Glas gegossen wird.

Es gibt viele unterschiedliche Techniken des Gießens, aber allen ist gemeinsam, dass das fertige Produkt fast immer anders aussieht, als man geplant hat. Die äußeren Gegebenheiten wie große Wärme oder auch Kälte, Luftfeuchtigkeit und Untergrund wirken sich auf die Farben genau so aus, wie die eingestellte Konsistenz, die mittels bestimmter Malmittel hergestellt wird.

Am Freitag, den 29. November ist Herbert Knebels Affentheater mit seinem Programm „Fahr zur Hölle, Baby“ zu Gast in der Erkrather Stadthalle. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten für beide Veranstaltungen auch kostenfrei nach Hause. Weitere Infos unter Telefon 0211/240740 09.