Jubiläum für den SC Unterbach Verein der zwei Heimaten wird 100
Unterbach · Der SC Unterbach feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen. Abgesehen vom möglichen Aufstieg zum Jubiläum führt er ein interessantes Dasein zwischen schnellem Esel, Mittwochsclub und Prinzenanstoß – vor allem aber zwischen zwei Städten.
Ortstermin Niermannsweg: Eine kleine, vollgepackte Geschäftsstelle, ein liebevoll eingerichtetes Clubhaus, vor dem Kunstrasenplatz stehen noch Restaufbauten der letzten Feierlichkeit. So sieht die Heimstatt eines typischen Stadtteilvereins aus. Nur, dass es sich hier um keinen solchen handelt – was aber nicht am Verein liegt, sondern an der Politik. Denn der SC Unterbach heißt nach einem Düsseldorfer Stadtteil, ist aber beheimatet in Erkrath. Um das Kuriosum zu entschlüsseln, bedarf es eines Blickes um 45 Jahre zurück: Bis 1975 nämlich war Unterfeldhaus, Gründungsort und bis heute Spielstätte des SCU, Teil von Unterbach, das damals allerdings noch ein Stadtteil Erkraths war. Im Zuge der kommunalen Neugliederung jedoch wurde Unterbach Teil von Düsseldorf, während Unterfeldhaus Teil Erkraths blieb. So blieb zwar der Vereinssitz in Erkrath, sein Name jedoch war plötzlich Düsseldorf zuzuordnen. Doch die Tatsache, dass sich die örtliche Identität hier etwas kompliziert darstellt, sieht man bei den Rot-Schwarzen entspannt: „In unserem Gründungsjahr gehörte Unterbach zu Erkrath, unsere sportliche Heimat ist Unterfeldhaus und unser Einzugsgebiet geht mehr nach Erkrath, aber wir gehören auch zu Unterbach“, fasst der Vorsitzende Uwe Droste zusammen und fügt hinzu: „Wir sind der SC Unterbach und bleiben es, egal, was sich irgendwann nochmal kommunalpolitisch ändert.“
Dabei ist dieser Zwitter-Status für den Club durchaus mit besonderem Aufwand verbunden, denn es gibt zwei Zuständigkeiten: Das Clubgelände gehört der Stadt Erkrath, der Verein zu Düsseldorf. „Unsere Anträge schreiben wir immer an zwei Städte“, so Droste. Dafür sei beispielsweise der neue Anbau der Anlage von beiden Städten mitfinanziert worden. Ansonsten aber lebt der Club, wie andere auch, vom Gemeinschaftserlebnis, von vielen kleinen Geschichten und den Menschen, die dahinterstehen. Menschen wie Herbert Ganske, der auf und neben dem Platz einiges an Club-Geschichte mitgeschrieben hat. Sein Spitzname lautet zwar „Pele“, in Anlehnung an den brasilianischen Ball-Zauberer, Ganske selbst beschreibt sich aber eher als „knochenharten Verteidiger, der „gut zur Sache gegangen“ ist. Der 77-Jährige ist heute Mitglied im Ältestenrat des Vereins, früher war er Publikumsliebling – bei den Gegner jedoch gefürchtet.
Wenn „Pele“ den Platz betrat, gab es manchen Stoßseufzer: „Oooch, der spielt immer noch!?“ Er erinnert an die Derbys „Esel (Unterbach) gegen Sandhasen (Erkrath)“ vor mehr als 400 Zuschauern, oder an die Auswärtsspiele im damals noch ländlicheren Hochdahl. „Da mussten immer erst die Kühe vom Platz.“ Nach seiner aktiven Zeit blieb Ganske dem Verein erhalten, etablierte mit ehemaligen Mitspielern den legendären Stammtisch „Mittwochsclub“ im Vereinsheim, das „zum schnellen Esel“ heißt, und ist auch heute noch regelmäßig auf der Anlage anzutreffen. Seine Liebeserklärung an den SCU: „Wer einmal hier drin ist im Verein, der bleibt auch drin.“ Und der packt auch immer mit an, wenn’s etwas zu tun gibt. Mit dieser Einstellung ist „Pele“ nur einer von vielen engagierten Helfern im Verein. Und zu tun gab es in den letzten Jahren reichlich: Anlegung des ersten Kunstrasenplatzes in Erkrath (2002), Komplett-Renovierung des Clubhauses in Eigenarbeit von Mitgliedern (2008) oder Ausbau der Platzanlage (2010), um nur die größten Maßnahmen zu nennen. „Was wir hier geschaffen haben, ist Resultat der gemeinsamen Arbeit von vielen Leuten“, betont SCU-Boss Droste, „da können wir stolz drauf sein.“
In seinen fast 30(!) Jahren als Vereinsfunktionär, davon 21 als Vorsitzender, hat der heute 63-Jährige die Entwicklung des Clubs maßgeblich geprägt – enorme Veränderungen in der Vereinsarbeit inklusive: „Als ich hier 1991 als Jugendleiter angefangen habe, hab ich meinen privaten PC mitgebracht“, sagt Droste schmunzelnd und fügt hinzu: „Da gab es noch Hand-Kladden für die Mitglieder-Verwaltung und die Mitgliedsbeiträge wurden bar kassiert. Heute werden selbst Aufstellungen und Spielberichte online durchgegeben.“ Im Jahr seines großen Jubiläums zählt der Club rund 1000 Mitglieder. Neben König Fußball werden Handball und Boule gespielt. Das vereinseigene Gesundheitssport-Zentrum zählt ebenso zu den Steckenpferden, wie das international erfolgreiche Cheerleading-Team. Aus der intensivierten Nachwuchsarbeit ist eine Leichtathletikabteilung entstanden. Und das jährliche Fußball-Altherrenturnier mit Teams aus ganz Deutschland genießt längst Kultstatus. Trotz seiner Breitensport-Ausrichtung entstammen dem SCU auch Spitzen-Fußballer. Zuallervorderst Fortuna Düsseldorf-Legende Heiner Baltes, der nach seiner aktiven Laufbahn zum SCH zurückkehrte, Vorsitzender wurde und noch heute Mitglied ist. Aktuell im Profi-Bereich unterwegs ist Simon Rhein, der 2018 für den 1. FC Nürnberg sein erstes Bundesliga-Spiel bestritt. Für seine Verwurzelung im Stadtteil – pardon: In zwei Stadtteilen! – engagiert sich der Verein sehr rege im örtlichen Stadtgeschehen. Es gibt Kooperationen mit Kindergärten und Schulen, die Teilnahme am Weihnachtsmarkt ist längst obligatorisch, und beim Veedelzoch am Karnevalssonntag ist der Club mit allen Abteilungen dabei.
Ebenfalls gute Tradition ist der sogenannte Prinzenanstoß, bei dem das jeweils aktuelle Unterbacher Prinzenpaar im ersten Saison-Heimspiel den Anstoß auf dem Platz ausführt. Zum 100. „Geburtstag“ plant der SC Unterbach für den Spätsommer ein großes Fest mit einem Kick gegen Bundesligist Fortuna. Zudem ist eine aufwendige Club-Chronik in Arbeit, die dann erscheinen soll. „Nebenbei“ könnte im Jubiläumsjahr der Aufstieg in die Bezirksliga gelingen. In jedem Fall versichert SCU-Chef Uwe Droste: „Wir gehen gut aufgestellt ins neue Vereinsjahrhundert.“ Und das hört man sicher gerne in Erkrath und in Düsseldorf … .
Weitere Infos:
SC Unterbach e.V.
Internet: www.scu.de