Jedenfalls war es so bei der Autorin dieses Textes, die zwar auf ihrem ersten Segeltörn keine fremden Länder, aber dafür so einiges übers Segeln erfahren konnte. Und das quasi direkt vor der Haustür - nämlich am Unterbacher See.
Ostermontag im Südosten der Landeshauptstadt: Die Segelschule am Unterbacher See lädt unter dem Thema „Rund um die Wurst“ zum Ansegeln - also zum Start in die Saison - ein. Da die Redakteurin des Lokal Anzeigers sich eher zu den Landratten zählt, wird ihr ein erfahrener Segellehrer, Nikolaos Billis sein Name, an die Seite gestellt. Nachdem das Hauptsegel gehisst ist, die Leinen eingeholt sind, schippern wir im gemütlichen Tempo los.
„Das da oben, am Ende des Hauptmastes nennt sich Verklicker“, erklärt Nikolaos Billis. Er dient vorrangig zur Beobachtung des Kurses zum Wind und Änderungen des Windeinfallswinkels. Der Verklicker wird vor allem zur Optimierung von Segeltrimm und Bootskurs benötigt. Da der Wind am Unterbacher See häufig die Richtung wechselt, gilt das Revier hier als anspruchsvoll. Es ist also volle Konzentration gefragt. Schon nach kurzer Zeit darf auch die Redakteurin das „Steuer“ in die Hand nehmen, während Segellehrer Nikolaos Billis eine kleine Einführung in die Physik des Segeln gibt. Da ist die Rede von segeln „am Wind“, „Halbwind“, „vor dem Wind“ oder „im Wind“. Er spricht vom Winddruck auf das Segel und die Luftströmung um das Segel. Es fallen Kommandos wie „Klar zur Wende“, „Ist klar“ und „Ree“, womit dem Vorschoter das Signal gegeben wird, dass die „Wende“ beginnt.
Unserer Landratte raucht jetzt schon der Kopf. Zeit also für eine kleine Pause, Zeit für eine leckere Bratwurst. Mit Hilfe des Segellehrers legen wir am Partyfloß inklusive Grill, welches mittig auf dem See vor sich hin dümpelt an, wo Silke Krüger (Leiterin der Segelschule Unterbacher See) und ihr Team auf uns warten und uns die leckeren Snacks nebst Apfelschorle reichen. So lässt es sich aushalten. Wir stellen unser Segel „in den Wind“, so dass das Boot quasi auf dem Wasser steht und genießen in aller Ruhe unser Würstchen. „Die Natur, das Wasser und die Ruhe - das ist das Schöne am Segeln“, sagt uns Segellehrer Nikolaos Billis. Er segelt schon seit 20 Jahren und ist seit einigen Jahren auch Segellehrer am Unterbacher See. Dem kann Silke Krüger nur zustimmen. Sie hat bereits 50 Jahre Segelerfahrung auf dem Buckel. Eine ihrer schönsten Segeltörns? „Eine Schiffsüberführung von Lanzarote nach Kap Verde“, sagt sie. Klingt nach Abenteuer. War es vermutlich auch ein wenig, denn von den sechs Crewmitgliedern, waren vier seekrank. „Ja, so etwas kann passieren, aber es hat trotzdem alles geklappt“, schmunzelt sie.
In der Segelschule Unterbacher See können sowohl Kinder als auch Erwachsene ganzjährig das Segeln erlernen und nahezu jeden Bootsführerschein erwerben. Ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Auffrischer - für jeden gibt es den entsprechenden Kurs mit qualifizierten Lehrern. Mehr Infos dazu gibt es auf der Webseite des Zweckverbandes Unterbacher See (www.unterbachersee.de/segelschule).
Am kommenden Montag (28. April) startet der nächste Segel-Grundscheinkurs, für den noch einige wenige Plätze frei sind. Dann geht es erst wieder am 26. Mai weiter. Am 1. Mai lädt der Unterbacher See zu einem „Tag der offenen Tür“ von 13 bis 17 Uhr, wo Interessierte auch „Schnupper-Segeln“ können.
Nach zwei Stunden heißt es für uns wieder zurück an Land. Nachdem wir unser Boot festgemacht haben, wird das Segel wieder eingeholt und sicher mit einer Plastikhaube verpackt. Unser Fazit: Segeln entschleunigt, lässt einen wunderbar den Alltag vergessen und die Natur von einer anderen Perspektive, nämlich vom Wasser aus, entdecken. Auf jeden Fall empfehlenswert.