Leserecho Ohne mich

Erkrath · Folgende Lesermeinung haben wir zum Thema „Fußball-WM in Katar“ erhalten:

Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.co/Robert Kneschke

„Lange habe ich hart mit mir gekämpft, aber letztendlich habe ich mich durchgesetzt und meinen inneren Schweinehund besiegt. ICH WERDE DIE FUßBALL-WM nicht im Fernsehen verfolgen.

Nachdem ich dieses Jahr 70 Jahre alt geworden bin, habe auch ich mir bezüglich der Fußball WM einmal sehr intensiv Gedanken gemacht. Anfang der 70er Jahre war es etwas Besonderes Europapokalspiele zu sehen. Man freute sich schon Wochen vorher auf das Spiel mit deutscher Beteiligung und dann noch im Fernsehen übertragen. Eine Seltenheit. Heute ist alles, was mit Fußball zu tun hat überzogen und inflationär. Moderner Menschenhandel bei dem Menschen, in diesem Fall Fußballer zu enormen Summen verkauft oder verliehen werden. Hier sei einmal erwähnt, dass alle Menschen unbezahlbar sind. Jede Woche findet fast an jedem Tag Fußball ohne Ende im Fernsehen statt. Wer es mag, bitte, es sei den Fans gegönnt. Mir als Fortuna Düsseldorf Fan reicht es, wenn ich einmal im Jahr ins Stadion gehe.

Nun zu meiner Entscheidung, Fußball zu boykottieren. Seit meiner Schulzeit bin ich Sozialdemokrat und habe mich zeitlebens für die Werte in unserem Land eingesetzt. Ich will damit nicht sagen, dass unsere Werte nicht verbesserungswürdig wären, aber sie sind in Sachen Demokratie und Respekt anderen Menschen gegenüber schon auf einem sehr guten Weg.

Am 2. Dezember 2010 wurde die Fußball-WM 2022 mit 14 von 24 Stimmen an Katar vergeben. Ohne Prüfung der doch etwas anderen „Kultur“ in diesem Land. Ich möchte erwähnen, dass kein Land, auch nicht die Bundesrepublik Deutschland das Recht hat die „Kulturen“ anderer Länder zu bewerten oder beurteilen. Weder in Afghanistan, in Mali, in Katar oder sonst wo. Auch muss man nicht in diesen Ländern militärisch aktiv werden. Alle diese Länder müssen sich selbst entwickeln. Aber wir, also auch ich, habe das Recht es zu missbilligen.

Ich missbillige ein Land, wo Arbeiter rekrutiert werden und nicht oder sehr schlecht bezahlt werden. Die ohne Arbeitsschutz beim Bau von Fußballstadien zu Tode kommen und wo die Hinterbliebenen keine Entschädigung bekommen. Die Unterbringung ist miserabel. Übrigens ist es Usus, dass in katarischen Haushalten weibliche Hausangestellte für einen Hungerlohn beschäftigt und wie Sklaven gehalten werden. Prügel ist an der Tagesordnung. Dies sind Tatsachen, die Herr Beckenbauer wohl nicht sehen wollte. Die Aussage des katarischen Botschafters, dass Homosexualität ein geistiger Schaden ist, tut das Seinige dabei. Frauen müssen Ihren Mann, Vater oder anderes männliche Familienmitglied fragen, ob sie außer Haus gehen oder studieren dürfen.

Ich hätte mir gewünscht, dass homosexuelle Fußballspieler nicht zu einer WM in so ein menschenverachtendes Land fahren. Aber das hat was mit Rückgrat zu tun. Noch besser wäre es gewesen, wenn alle anderen Fußballer sich solidarisch verhalten hätten und auch auch zu Hause geblieben wären.

Ich hätte mir gewünscht, wenn unsere Fußballmannschaft, wenn schon die Fifa nur aufs Geld guckt, auf eine Beteiligung verzichtet hätte. Schon die Vergabe für Katar war eine Schande.

Auch ein wichtiger Punkt ist das Weltklima.. Es ist ja wohl nicht nachvollziehbar, dass Millionen Menschen auf die Straße gehen, die Friday for Future Kids mit tausenden von Aktivisten Aufmerksamkeit erregen, Tausende Schwätzer zur Klimakonferenz ohne Ergebnis reisen und im Gegenzug Fußballstadien in Katar klimatisiert werde.

Neuer Trick von Katar sein miserables Image aufzupolieren ist die Einstellung von Beratern, die Projekte empfehlen. So bekam eine Gemeinde im flutgeschädigten Ahrtal von Katar eine Million Euro für Sportprojekte. Schon war Ruhe im Karton und die Katarer die besten Freunde.

Die Zusammenfassung wäre: Ein dubioses Unternehmen – FIFA – verhilft einem menschenverachtenden Staat – KATAR – die Fußball WM - alle die Unternehmen, die davon profitieren jubeln und jauchzen. Das einfache Volk holt sich schon einmal ein Trikot, Fahnen und Zubehör, und alles ist gut. Fehlanzeige!

Fazit: Ich werde, während der für mich fußballfreien Zeit meine Wanderungen durchs Neandertal machen. Bei mir gibt es anstatt Fußbällchen frittierte Hefebällchen mit Marmeladenfüllung und ich habe das sehr gute Gefühle, die Werte, für die ich mein ganzes Leben gekämpft habe, nicht verraten zu haben. Ich fühle mich wohler dabei. Katar No!!!!!“

Hinweis: Die in Leserbriefen geäußerte Meinung gibt nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich außerdem sinngemäße Kürzungen vor. Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt.

(Timo Kremerius)