Lernpaten: Ein Projekt der Stadtbücherei Erkrath Schlüssel zur Integration

Hochdahl · Ein wichtiger Teil der Integrationskultur ist die deutsche Sprache. Über sie geht die Kommunikation zwischen Flüchtlingen und Deutschen wesentlich reibungsloser vonstatten.

(v.l.) Die Lernpaten Ingrid Schnitzler, Ursula Jentjens, Heinrich Strotmann und Lothar Kamppeter.

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(tb) Damit die Menschen, die oft nur wenige Bruchstücke bis überhaupt kein Deutsch verstehen, möglichst schnell der Landessprache mächtig werden, haben sich allerorts zahlreiche Ehrenamtler als Lernpaten bereit erklärt, ihr Sprachwissen weiterzuleiten. In Erkrath wird das Projekt "Lernpaten" von der Stadtbücherei Erkrath initiert. "Nach dem ersten Aufruf haben sich rund 90 Ehrenamtler gefunden, die bereit waren, Deutschunterricht zu erteilen", erklärt Lothar Kamppeter. Der pensionierte Jugendgerichtshelfer wollte sich in der brisanten Situation nützlich machen und sich aktiv einbringen. "Ich habe überlegt, wo ich helfen und wo meine Hilfe auch wirklich benötigt wird", so der Erkrather. Die Intention sah bei Ursula Jentjens ähnlich aus.

"Ich habe mich schon immer für Sprachen interessiert. Mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen eine Sprache zu lernen, hat mich gereizt." Der erste Lernpatenkurs startete bereits im August letzten Jahres, als die ersten Flüchtlinge im Erstaufnahmelager des Hochdahler Bürgerhauses ankamen. "Anfänglich haben wir versucht, Strukturen zu schaffen. Es mussten Gruppen gebildet werden und homogene Zusammenschlüsse zwischen Lernpaten und Flüchtlingen hergestellt werden", erklärt Kamppeter. Was anfänglich noch holprig vonstatten lief, verselbstständigte sich mit den folgenden Flüchtlingsgruppen. "Wir haben bereits drei Gruppen mit Deutschkursen versorgen können. Das Interesse der Lernpaten ebbt nicht ab, wir sind noch immer hoch motiviert", so Ingrid Schnitzler. Die pensionierte Realschullehrerin geht in ihrer Arbeit als Lernpate sichtlich auf.

"Meine Arbeit endet nicht mit dem Unterricht. Es liegt mir am Herzen, mit den Menschen auch weiterhin in Kontakt zu bleiben. Ich habe zwei der Schüler an Weihnachten zu mir eingeladen, stehe mit vielen noch in regelmäßigem Kontakt." Aktivitäten außerhalb der Stadtbücherei, die als Lehrraum fungiert, finden oft statt. Heinrich Strotmann, ebenfalls Lernpater der ersten Stunde, engagiert sich besonders im kulturellen Bereichen sehr stark. "Ich habe mit meinen Gruppen Ausflüge zum Fernsehturm, nach Solingen zur Schloss Burg oder Spaziergänge im Umland unternommen. So vermittle ich das Wissen direkt praktisch. Schließlich kommt es in erster Linie auf die alltäglichen Situationen an. Wie kaufe ich ein? Was sag ich beim Arzt? Wie stelle ich mich vor?" Um dieses Wissen auch theoretisch umsetzen zu können, greifen viele Ehrenamtler auf die Bildungslektüre des Thannhauser Modells zurück. In diesem Lernbuch wird die deutsche Sprache von der Pieke auf erklärt.

"Die Lernhefte kosten 6,50 Euro. Wenn sich regelmäßig Spender finden, bekommen die Flüchtlinge diese kostenlos zur Verfügung gestellt", erklärt Lothar Kamppeter weiter. Weitere Unterrichtsmaterialien hält die Stadtbücherei für die ehrenamtlichen Dozenten bereit. Neben dem Kontakt zwischen Lernpaten und Flüchtlingen kommen auch immer wieder sehr persönliche Geschichten ans Tageslicht. "Man erfährt, was die Menschen für eine Vergangenheit hinter sich haben. Erfährt von ihrer Kultur, dem Glauben aber auch viel von den Familien selbst. Viele Flüchtlinge haben nicht die Absicht, wieder zurück in ihr Land zu gehen. Zu tief sitzen die Ängste", sind sich die Lernpaten einig. Es gibt viele schöne Momente: "Wenn man merkt, dass am Ende eines Kurses das Erlernte bereits erfolgreich umgesetzt wird und die Motivation bei den Flüchtlingen nicht versiegt. Dann freut mich das enorm", so Heinrich Strotmann abschließend. "Die Dankbarkeit ist spürbar."