Das Kom(m)ödchen machte in der Stadthalle „Quickies Schnelle Nummern zur Lage der Nation
Nach Februar 2019 musste das Erkrather Publikum drei Jahre warten. Am Mittwoch, den 11. März war es endlich wieder so weit. Das Kom(m)ödchen aus der Nachbarstadt Düsseldorf gastierte zur Freude der Erkrather wieder in der Stadthalle.
Wer kennt nicht die Programme des Düsseldorfer Kom(m)ödchens wie „Deutschland gucken“ oder „Irgenwas mit Menschen“. Mit ihrem neuen Programm „Quickies. Schnelle Nummern zur Lage der Nation“ gastierten sie am Freitag in der Erkrather Stadthalle.
Wollte man jede Persiflage, jeden Gag und jede satirische Miniatur beschreiben, müsste man Seiten füllen. Hier sollen einige satirische Stories die sich eingeprägt haben beschrieben werden. Allen Lesern kann man nur empfehlen eine Veranstaltung des Kom(m)ödchens zu besuchen.
Pressekonferenz mit Hundeleine
Zu den satirischen Höhepunkten gehörte eine Pressekonferenz mit einem hessischen Polizeibeamten, Heiko Seidel, und seinem Hund, Hasso. Diesen hatte er unter den Tisch platziert. Hasso, der sehr bissig ist und nur eine einseitige Erziehung genossen hat reagierte allergisch auf die Worte Umweltschützer, Friedensbewegung oder Linke. Dann reißt er das Maul auf und knurrt lautstark. Bei den Worten Rechte und Neonazis knurrt er nicht mal. Der Zuschauer sieht nur die Leine, die der eifrige Polizist ständig stramm halten muss.
Diese Satire ist eine Anspielung auf der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und den unsäglichen Nebenerscheinungen wie die rechten Netzwerke in Hessen und die doch teilweise unfähigen Behörden Hessens. Auf jeden Fall ein Brüller, wie Seidel, nur mit der Lederleine, ohne sichtbaren Hund, diesen imaginären Hund überzeugend mitspielen ließ. Ihm fiel offensichtlich die politische Ausrichtung seines Hassos gar nicht auf.
Beim Bundestagspsychologen
Auch ein Highlight ist die Sprechstunde beim Bundestags-Psychologen, in der ein CSU-Politiker wegen „politischen Tourettes“ behandelt wird. Sein Tick besteht darin, unkontrolliert Begriffe zu rufen wie „Maut“ oder „Abschieben“ Ein ansteckendes Syndrom. Der absolute Brüller war Heiko Seidel als Queen Elisabeth II, die als Brexit-Flüchtling in NRW Asyl beantragt. Seidel steigerte sich so in die Rolle rein, dass man ihm die Queen zu 100 Prozent abnahm. In Stimme, Gestik und Bewegung gab Seidel eine überzeugende Queen ab, was das Publikum hörbar annahm und heftig beklatschte.
Der Zauber der Talkshows
In der Persiflage der Talkshow „Maybritmaischbergerwill“ kommen wir der Realität einer heutigen Talkshow sehr nahe. Einer Talkshow, in der nur blödes Zeug gelabert wird und in der man sich Zahlen, vergleichbar mit den Lottozahlen um die Ohren schlägt. Sinnentleert wie es in den Talkshows im heutigen TV der Fall ist.
An diesem Abend stimmte alles. Die Episoden, Sketche und Pointen wechselten sich ab, ohne den Eindruck zu vermitteln, dass irgendwann ein Bruch entstand. Alle Puzzleteile des Abends setzten sich zu einem großen Bild von Deutschland zusammen. Nach gut zwei Stunden, natürlich mit der obligatorischen kleinen Zugabe, wurde das Kom(m)ödchen mit langanhaltendem Applaus in den verdienten Feierabend geschickt. Alles in allem war ein gelungener und kurzweiliger Abend, den man in Erkrath lange vermisst hat und den die Zuschauer dankbar angenommen haben.
In einem Gespräch nach der Veranstaltung stellten alle Künstler fest, dass es eine Erlösung ist, wieder vor Publikum zu spielen. Auch sie hatten eine längere Pause und es war eine Erlösung wieder lachende Menschen zu sehen und zu hören. Es bestand auch der Wunsch des Kom(m)ödchens das so einiges von dem gehörten, wenn auch nur unterschwellig mit nach Hause genommen wird. Das Kom(m)ödchen ist schon ein tolles Ensemble, dass man immer wieder gerne auch öfter sehen kann und muss. Hoffentlich auch bald wieder in Erkrath.
Das nächste Theaterangebot: Am 16. März hätte das Schauspiel „Wunschkinder“ in Erkrath gastiert. Leider musste das Stück wegen der Coronaerkrankung zweier Schauspieler abgesagt werden. Ein Ausweichtermin wird vom Kulturamt noch bekannt gegeben.
„QuickArt‘ der ‚NEANDERARTgroup‘ im Foyer der Stadthalle
Belebender Faktor, die lieb gewonnene ‚QuickArt‘ der ‚NEANDERARTgroup, war am Kom(m)ödchen-Abend in Form von Martin Schumacher mit seinen Exponaten in der Stadthalle vor Ort. Diese fand bei vielen der rund 350 Zuschauer regen Zuspruch und führte zu vielen Gesprächen mit dem Künstler. Er war ein belebender Faktor den Kabarettabends.
Vita Martin Schumacher
„Ein Hamburger im Rheinland. 1968 geboren als waschechter Hamburger-Jung der dritten Generation. Seit über 29 Jahren Wahl-Düsseldorfer (der Liebe wegen), verheiratet, ein Kind, zwei Hunde. Ausbildung als Chemielaborant und Fachhochschulreife in Hamburg, dann als Quereinsteiger in die Werbung. Studium in Krefeld zum staatlich gepr. Designer und 2016 zum Interior-Designer/Raumgestalter. Diverse Agenturstationen, seit 2003 Inhaber und Creative-Director einer Design- und Kommunikationsagentur.
Leidenschaftlicher Kunstliebhaber, beschäftigt sich mit den Themen Einrichten, Kunst und Architektur und ist begeisterter Fußballfan – von den Kiez-Kult-Kickern des FC St. Pauli. Sammelt, klebt, malt, spachtelt, schneidet, sägt und schraubt mit Leidenschaft. Collagen aus Fundstücken, Papier, Holz, Pappe, Metall und Acryl sowie Fotografien sind im Moment der Mittelpunkt der gestalterischen und künstlerischen Arbeit.