Saisonabschluss der Theaterspielzeit 2021/2022 in der Stadthalle Erkrath Miss Daisy fuhr mit ihrem Chauffeur eindrucksvoll vor
Alt-Erkrath · Zum Abschluss der Theatersaison 2021/2022 kam „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ in der vergangenen Woche zur Stadthalle Erkrath.
Die Geschichte spielt in Atlanta, Georgia, 1948: Die 72-jährige Miss Daisy, pensionierte Schullehrerin, verursacht eines Tages mit ihrem Auto einen Unfall. Daraufhin kauft ihr Sohn Boolie ihr einen neuen Wagen und engagiert vorsichtshalber den Afro-Amerikaner Hoke Colburn als Chauffeur.
Hoke, der mit seinen 60 Jahren selbst nicht mehr der Jüngste, aber ein ruhiger, lebenskluger Mann und somit der ideale Gegenpart zur egozentrischen Miss Daisy ist, wird von ihr nicht so richtig angenommen. Sie weigert sich hartnäckig, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Aber Hoke schafft es mit Ausdauer, dass Miss Daisy schließlich in den Wagen einsteigt. Hoke ist auch unbeeindruckt von so mancher unfreundlichen Bemerkung der alten Dame, die er geflissentlich ignoriert. Allmählich entsteht während der gemeinsamen Ausfahrten zwischen dem ungleichen Paar eine respektvolle Sympathie.
Im Laufe des Stückes, entsprechend den vielen Jahren mit ihrem Chauffeur, stellte man bei Miss Daisy, die anfangs einen sehr kratzbürstigen Eindruck vermittelte, eine Wandlung zu einem doch letztlich liebevollen Menschen fest. Aber auch Hoke stand ihr in Nichts nach und wehrte sich anfänglich mit seinen Mitteln, um dann mit der Zeit Daisy umgänglich zu stimmen.
Die Rollen von Miss Daisy und Hoke, waren mit Doris Kunstmann und Ron Williams, die auch schon öfter in der Stadthalle Erkrath auftraten, hervorragend besetzt. Sie verkörperten die Charaktere in brillanter Weise mit Situationskomik und Sprachwitz. Dazu kamen die musikalischen Beiträge von Ron Williams, die dem Stück noch einen besonderen Touch verliehen und vom Publikum mit viel Applaus honoriert wurde. Alles in allem waren es Momentaufnahmen aus einer schwierigen Zeit, die den Zuschauer mit dem Tiefgang, aber auch mit seinen, manchmal witzigen, Dialogen in erster Linie zum intensiven Nachdenken anregen sollte.
Wenn man dieses Stück mit Tiefgang noch genauer betrachtet, könnte man sagen, dass es ein Lehrstück gegen Rassismus war, allerdings ohne kitschig, komisch oder belehrend zu wirken. Die Handlung dieser schönen Komödie spielt in den Jahren, in denen sich engagierte Menschen intensiv dafür einsetzten, die Rassentrennung zu überwinden und Zeit mutwilliger Ignoranz endlich vergessen zu lassen. Wie einfach ist es doch Freundschaften zu knüpfen. Kleine Freundlichkeiten, ein Stück Kuchen, ein gemeinsames Lachen und einen Seufzer des Trosts leisten einen großen Beitrag dazu.
Wieder einmal hat es das Kulturamt geschafft, neben den unterhaltsamen Stücken, die sicherlich dazu beitragen sollen, dass die Menschen zumindest zwei Stunden abschalten können, ein sehr anspruchsvolles Stück in die Stadthalle zu holen, welches nicht minder unterhaltsam war. Allerdings hatte das Stück den Anspruch an den Zuschauer, dass dieser ein wenig mehr Nachdenken musste. Dafür dem Kulturamt ein Dankeschön.
Demnächst: Die Kabarettsaison 2022/2023 startet am Freitag, den 16. September mit dem Kabarettisten Christoph Sieber und seinem Programm „Mensch bleiben“. Zu Beginn der Theatersaison 2022/2023 erwartet die Zuschauer in der Erkrather Stadthalle die Komödie „Monsieur Claude 2“ von Philippe de Chauveron und Guy Laurent mit unter anderem Michelle Guillaume und Judith Riehl. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Weitere Infos unter Telefon 0211/240740 09.