Kunst und Kultur Das Ende des Skulpturenweges

Alt-Erkrath · Am Ostersamstag erhielt NeanderartGroup-Gründer Ralf Buchholz eine Nachricht, die ihm so ziemlich die Stimmung verhagelte: In der Karfreitagnacht wurde am Skulpturenweg die 80 Kilogramm schwere Stahlskulptur „Weitblick“ von Künstler Hans-Peter Wehage von drei bisher unbekannten Jugendlichen zerstört.

Die Eröffnung des Erkrather Skulpturenweges im Mai 2018.

Foto: NeanderartGroup

Wie die Täter es geschafft hatten, die lebengroße Skulptur aus ihrer massiven Verankerung in einem Findling zu lösen, den Kopf abzuschlagen und den Rest der Figur über ein Brückengeländer zu wuchten und in der Düssel zu versenken, ist nach wie vor ein Rätsel. Zeuge der nächtlichen Tat wurde ein noch sehr junges Mädchen, die angrenzend an den Skulpturenweg mit ihren Eltern wohnt und es am nächsten Morgen dem Vater berichtete. „Dieser informierte mich per Mail“, erinnert sich Ralf Buchholz. Glücklicherweise konnte der Künstler Hand-Peter Wehage sein Kunstwerk aus dem Gewässer retten und auch der Kopf wurde in der Nähe des Tatortes gefunden. Inzwischen ist die Skulptur sicher bei Wehage in Ratingen gelandet und wird nicht wieder zu ihrem alten Standort in Erkrath zurück kehren. Der aktuelle Vandalismusschaden ist nicht der erste auf dem Skulpturenweg, aber der schlimmste. Im Laufe der vier Jahre, seit es den Weg gibt, zählt die NeanderartGroup 17 solcher Fälle von dummer und stumpfer Gewalt.

„Wir haben immer wieder alles auf eigene Kosten repariert, doch in der Nacht von Karfreitag bekam das Ganze eine neue Dimension, die ich so nicht weiter hinnehmen möchte“, sagt uns Ralf Buchholz. Bereits Wochen vorher habe ich in zwei Schreiben der Stadt Angebote unterbreitet wie der Skulpturenweg zukünftig gesichert beziehungsweise erhalten werden könnte, diese blieben leider bisher unbeantwortet.“ Wütend und traurig zugleich sind Buchholz und seine Mitstreiter. Ursprüngliches Ziel des 2018 aus der Taufe gehobenen Skulpturenweges war und ist es, Kunst in die Stadt Erkrath zu bringen und Motivation zu schaffen, die Düssel auch durch weitere Maßnahmen aufzuwerten. Er sollte zum Verweilen und Entdecken einladen, für alle Bürger und Gäste der Stadt Erkrath. Nicht nur der Vandalismus macht den Künstlern zu schaffen, auch fühlt sich Ralf Buchholz von Politik, Wirtschaft und Verwaltung allein gelassen.

Die zerstörte Skulptur „Weitblick“ von Hans-Peter Wehage.

Foto: NeanderartGroup

„Es gab vor einigen Jahren im Rathausein Treffen, um Vorschläge zur Attraktivitätssteigerung der Stadt und der Förderung des Tourismus zu sammeln. Beteiligt waren damals Vertreter der lokalen Politik, Wirtschaft, Vereine, Organisationen und der IHK“, sagt Ralf Buchholz. Auch die Gestaltung der Düssel war ein Thema. Der Vorschlag der NeanderartGroup, einen Skulpturenweg entlang des Baches zu installieren, wurde wohlwollend aufgenommen und so wurden im Mai 2018 die ersten Kunstwerke aufgestellt. „Wir waren der Meinung, dass alle Akteure, die damals beim besagten Treffen dabei waren, den Ball aufnehmen und das Projekt unterstützen und begleiten würden. Eine klare Fehleinschätzung meinerseits“, so das bittere Fazit von Ralf Buchholz nach vier Jahren Skulpturenweg. „Es gab zwar ein paar Sachspenden und kleine Geldbeträge, von denen wir die Fundamente und ein paar Materialien für die Skulpturen zahlen konnten, aber den größten finanziellen Teil haben wir getragen.“ Die Idee, Patenschaften für Skulpturen ins Leben zu rufen, lief leider auch ins Leere.

Deshalb machen Ralf Buchholz und seine Künstlerkollegen nun quasi „tabula rasa“: „Ich habe es den Künstlern selbst überlassen, ob sie ihre Kunstwerke nun abmontieren, um sie vor weiteren Vandalismusfällen zu schützen oder ob sie die Skulpturen stehen lassen.“ Rund die Hälfte der Künstler hat sich bereits für die Demontage entschieden. Nach den jüngsten Ereignissen möchte Ralf Buchholz nun einen klaren Strich unter den Skulpturenweg ziehen: „Die NeanderartGroup zieht sich aus diesem Projekt zurück. Das ist das Ende des Skulpturenweges.“

(nic)