Michael Fröhlich „So bin ich, normal kann ich nicht“

Erkrath · In Mettmann und Umgebung ist Michael Fröhlich bekannt wie ein bunter Hund. Wir sprachen mit dem Oldtimer-Händler über die Liebe zum alten Blech, über vergangene wilde Zeiten und Menschen auf der Suche nach ihrer Kindheit.

Er mag es ausgefallen: Michael Fröhlich fährt sei einiger Zeit privat mit einem ausrangierten kalifornischen Polizeifahrzeug, das Blaulicht bleibt natürlich aus.

Foto: D. Herrmann

Michael Fröhlich hat eine Menge zu erzählen und er tut es gern. Mit viel Humor, Selbstironie und lockerem Mundwerk, das gut zu seinem Geburtsort Berlin passt. In ein Leben, das inzwischen 72 Jahre andauert, passt eine Menge hinein.

Der Mann mit den freundlichen Augen und dem verschmitzten Lächeln war Student der Philosophie und der Rechtswissenschaften, Gelegenheitsschrauber, Modedesigner, Schlagzeuger, Autobauer und Rennfahrer. Mittlerweile ist er Oldtimerhändler, weithin bekannt durch seinen Oldtimer-Skulpturenpark im Neandertal und in seinem  Geschäft täglich umgeben von dem,  was man früher Männerträume nannte, längst aber auch immer mehr Frauen begeistert. Wo fängt man bei so jemandem an?

Herr Fröhlich, erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Auto?

Michael Fröhlich: Als wäre es gestern gewesen: Ein Messerschmitt Kabinenroller, ich glaube ich war damals 19 Jahre alt. Der Kabinenroller sah verrückt aus und war billig, heute muss man dafür eine Menge Geld bezahlen. Danach ging es mit dem 2-CV von Citroën weiter, der „Ente“, und die wurde dann auch meine große Liebe, ist es bis heute. Ich kenne alle Enten.

Haben Sie damals schon selbst daran herumgeschraubt?

Ja, klar. Ich war handwerklich begabt und das hat mir Spaß gemacht. Ich habe auch Autos von Kommilitonen und von meinen Professoren repariert und mir auf die Art ein bisschen was dazu verdient. Meine eigenen Enten habe ich zum Teil mit der Geflügelschere umgebaut.

Der ist gut.

Nein, ernsthaft, ich habe Türen rausgenommen, eine Liegefläche eingebaut und quasi eine fahrende Liebeslaube gebastelt. Ich mochte es verrückt, normal kann ich nicht. Das war Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre und passte super zur allgemeinen Stimmung unter den jungen Leuten. Es war eine wilde Zeit, Summer of Love und so, wir haben nichts ausgelassen damals und Liebe geht halt durch den Wagen.

So sagt man, ja. Ist damals auch Ihre Liebe zum Auto entstanden?

Auf jeden Fall. Ich brauchte nie Drogen, ich habe mich an Autos und an Frauen berauscht. So bin ich eben, das ist Michael Fröhlich. Übrigens, damit da keine Missverständnisse aufkommen: Seit 2010 bin ich mit einer wunderbaren Frau glücklich verheiratet.

Gab es einen Traumwagen in der wilden Zeit?

Für mich war das der Jaguar E-Type, der noch heute für viele das schönste Auto aller Zeiten ist. Konnte ich mir damals natürlich nicht leisten. Mittlerweile habe ich einige gefahren.

Wie ist Ihnen das gelungen?

Mit Mode. Als junger Mann wollte ich unbedingt eine Lederjacke, hatte aber kein Geld dafür. Also habe ich mir selbst eine genäht, aus Waschleder von der Tankstelle. Eine Boutiquebesitzerin fand die so toll, dass sie welche bei mir bestellte. So fing das an. Ich habe dann Lederjacken verkauft, so richtig mit Fransen, und damit wirklich viel Geld verdient.

Das Sie dann wieder in Autos investiert haben.

Ich wollte ein bisschen Abenteuer und bin dann als Rennfahrer durch ganz Europa gereist. 1986 habe ich den Oldtimer Grand Prix im Jaguar XK 120 von Sterling Moss auf dem Nürburgring gewonnen, das war mein größter Erfolg. Außerdem habe ich Cobras gebaut, Replikas von der berühmten AC Cobra, sogar einen für Formel 1-Weltmeister Keke Rosberg. Das ist ein verrücktes Auto, hat mir aber irgendwann nicht mehr gereicht, ich wollte mehr verrückte Autos und so fing das dann mit den Oldtimern an. Vorher hatte ich mir noch eine Villa  in Südfrankreich gekauft und einen auf Playboy gemacht. Aber mittlerweile bin ich seriös.

Oldtimer erleben seit einigen Jahren einen Boom. Was meinen Sie, woran das liegt?

Also manche Leute sehen darin nur eine Geldanlage, kann man ja machen. Oftmals sind es aber auch Erinnerungen, die den Ausschlag geben. Wenn diese Menschen ein bestimmtes Auto sehen, werden sie wieder zu Kindern und das sind mir die Liebsten. Andere erfüllen sich mit einem Oldtimer einen Jugend­traum nach dem Motto: Den wollte ich schon immer haben. Das sind übrigens nicht nur Männer, sondern auch ganz viele Frauen.

Die Zukunft in der Automobilbranche ist wohl der Elektromotor. Die Tage des Verbrenners scheinen gezählt. Macht Sie das wehmütig?

Nein, der Wandel kommt,  alles entwickelt sich weiter, wer sich dem entgegenstellt, ist ein Vollidiot. Ich bin da Realist. Aber ich glaube, dass Autos mit Verbrennungsmotor eine Nische bleiben, wie Kunstwerke. Flächendeckend haben sie bald ausgedient.

Das sonore Blubbern des V8 in der  Cobra ...

Ja ja, völlig klar, da kann ein Elektromotor nicht heranreichen, da stecken weniger Emotionen drin. Ein Auto muss brummen. Aber der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Ich fahre übrigens selbst auch ein Elektroauto, Marke Eigenbau.

Versteht sich. Das ist aber nicht Ihr Alltagswagen.

Nein, ich fahre seit einiger Zeit einen Chevrolet Caprice, einen ausrangierten kalifornischen Polizeiwagen, wie man den aus den Filmen kennt. Habe ich für 3000 Dollar ersteigert. Sieht doch geil aus, oder?

Herr Fröhlich, Sie sind jetzt 72 Jahre alt, da sind andere Menschen längst in Rente.

Für Ruhestand habe ich keine Zeit. Autos sind meine Leidenschaft, ich liebe, was ich tue. Vielleicht falle ich ja hier, umgeben von meinen Autos, irgendwann tot vom Hocker. Das darf aber ruhig noch dauern bis dahin.

(dir)