Zu Gast beim Grundlehrgang der Freiwilligen Feuerwehr Erkrath Ohne Freiwillige läuft nix bei der Feuerwehr

Hochdahl · Man hört und liest es immer wieder in den Nachrichten: Autofahrer prallt gegen Baum und ist schwer verletzt. Die Fotos solcher Unfallstellen, die zum Teil bis zur Unkenntlichkeit stark deformierte Fahrzeuge zeigen, lassen den Betrachter oftmals zweifeln, ob es der Fahrer lebend aus dem Auto geschafft hat und vor allem - wie? Wir haben bei der Feuerwehr Erkrath nachgefragt.

Grundausbildung der Freiwilligen Feuerwehr Erkrath.

Foto: Björn Benz/Feuerwehr Erkrath

Samstagvormittag an der Feuerwehrwache in Hochdahl. Der schwarze Kleinwagen hat seine besten Tage wohl schon hinter sich und die 19 Teilnehmer eines Grundlehrgangs der Freiwilligen Feuerwehr tun gerade ihr Übriges, um das Auto quasi in seine Einzelteile zu zerlegen. „Wir simulieren heute hier einen Autounfall mit eingeklemmter Person“, erklärt uns Brandinspektor und stellvertretender Zugführer des Löschzuges Millrath, Björn Benz. Dazu haben die Teilnehmer, die den Freiwilligen Feuerwehren aus Haan, Velbert, Erkrath, Mettmann, Langenfeld und Monheim angehören, bereits die Fensterscheiben entfernt und sind gerade dabei, die Beifahrertür mit einem sogenannten Spreizgerät zu demontieren. Dafür braucht es mindestens zwei starke Feuerwehrmänner oder Feuerwehrfrauen, die die rund 24 Kilogramm schwere Hydraulik-Rettungsapparatur gemeinsam bedienen.

„Im Ernstfall würden sich die Rettungskräfte mit dem Notarzt absprechen, wie schlimm die Verletzungen der eingeklemmten Person sind und wie schnell diese aus dem Fahrzeug herausgeholt werden muss“, sagt Björn Benz. Steht das Auto in Flammen, muss es besonders schnell gehen. Dabei unterscheidet die Feuerwehr von zwei Arten der Rettung: Der Sofortrettung oder der schnellen Rettung. Bei der ersten Form der Rettung, muss so schnell wie möglich gehandelt werden. Für eine schonende (schnelle) Rettung, bei der möglichst keine weiteren Verletzungen entstehen sollen, die dafür aber teilweise langwieriger ausfallen kann, bleibt dann keine Zeit. Der Patient muss so schnell wie möglich aus dieser Gefahrensituation gerettet werden, um sein Leben zu erhalten. Die Priorität liegt eindeutig auf den Lebenserhalt. Welche Art der Rettung quasi zum Einsatz kommt, wird in aller Regel durch einen Notarzt vor Ort entschieden.

Brandinspektor und stellvertretender Zugführer des Löschzuges Millrath, Björn Benz.

Foto: nic

Bei der heutigen Übung können sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr aber zum Glück quasi alle Zeit der Welt lassen, denn sie dient unter anderem dazu, dass sie mit jedem zur Verfügung stehenden Rettungsgerät praktische Erfahrungen sammeln und so entfernen sie nach und nach alle Türen und das Dach des Autos. Was uns dabei auffällt, wie verhältnismäßig unaufgeregt diese Übung abläuft. „Es ist wichtig, dass wir an der Unfallstelle uns so ruhig wie möglich verhalten, damit der Patient sich nicht aufregt oder noch mehr Angst bekommt als er ohnehin schon hat. Funkgeräte sind unmittelbar am Unfallfahrzeug überhaupt nicht zu hören und ein sogenannter „innerer Retter“ übernimmt während des Einsatzes die Betreuung des Unfallopfers“, erklärt Björn Benz.

Mit einem Spreizgerät versuchen die Teilnehmer des Grundlehrgangs der freiwilligen Feuerwehr die Autotür zu entfernen.

Foto: nic

Der heutige Grundlehrgang der Freiwilligen Feuerwehr umfasst vier Einheiten á vier Wochenenenden an jeweils zwei Tagen (in der Regel freitags und samstags). Die Grundausbildung dauert zwei bis drei Jahre und umfasst unter anderem noch Spezifikations-Lehrgänge in unterschiedlichen Bereichen. Ohne die Freiwilligen Feuerwehren läuft in Deutschland übrigens nichts. Sie macht rund 90 Prozent des Rettungsapparates aus. In Erkrath gibt es insgesamt drei Löschzüge der Freiwilligen mit insgesamt 137 Mitgliedern. Der Nachwuchs kommt unter anderem aus der Erkrather Kinder- beziehungsweise Jugendfeuerwehr. Hauptamtliche Kräfte gibt es derzeit 82 bei der Erkrather Feuerwehr.

„Aktuell sind wir sehr zufrieden mit unseren Zuwächsen bei der Freiwilligen Feuerwehr“, so Björn Benz. Durch viele unterschiedliche Ehrenamtsmotivations-Projekte und eine gute Öffentlichkeitsarbeit, wie beispielsweise die kürzlich erneut stattgefundene Aktion „Retter im Rampenlicht“ auf dem Hochdahler Markt, hat die Freiwillige Feuerwehr in den letzten zehn Jahren eine gute Entwicklung hingelegt. Trotzdem freut man sich hier natürlich über jedes neue Gesicht. Wichtig ist, dass man sich im Vorfeld darüber bewusst ist, dass die ehrenamtliche Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr mit einem gewissen zeitlichen Aufwand verbunden ist, beispielsweise für regelmäßig stattfindende Übungen, Sonderdienste am Wochenende oder Lehrgänge und natürlich die Einsätze, Letztere naturgemäß zu jeder Tages- und Nachtzeit. Im vergangenen Jahr ist die Feuerwehr in Erkrath zu 986 Einsätzen (darunter Brandeinsätze, technische Hilfeleistung und Erstversorgung) ausgerückt. Rettungsdiensteinsätze gab es 2023 insgesamt 9743 (darunter Rettungsdiensteinsätze, Notarzteinsätze und Krankentransporte).

Brandinspektor Björn Benz (46 Jahre) ist seit 32 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Erkrath dabei. „Über einen Schulfreund bin ich damals zur Jugendfeuerwehr gekommen“, erinnert er sich. Neben der Ausübung eines sinnvollen und wichtigen Ehrenamtes, schätzen Björn Benz und die anderen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr die gute Kameradschaft untereinander, aus der auch Freundschaften entstehen. Außerhalb der Feuerwehr werden so auch gemeinsame Ausflüge in der Freizeit organisiert oder - wie jetzt zur kommenden Europameisterschaft - einfach gemeinsam Fußball geschaut.

Das Mindestalter für die Freiwillige Feuerwehr beträgt 18 Jahre, bei der Jugendfeuerwehr kann man bereits ab zwölf Jahren mit dabei sein und die Kinderfeuerwehr startet mit sechs Jahren.

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(nic)