Bürger stellen erneut Antrag gegen die Errichtung eines Mobilfunkmastes So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Hochdahl · Die Zeichen für den möglichen Bau eines Mobilfunksendemastes im Landschaftsschutzgebiet auf dem Feld zwischen Höhenweg und Winkelsmühler Weg sagen derzeit nichts Gutes voraus - zumindest für die Kritiker des Standortes, die sich gegen den Bau aussprechen. Sie haben in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Planung am 13. April in Form eines Bürgerantrages ihre Bedenken ausgesprochen (wir berichteten).
In dieser Sitzung erfuhr Daniela Günzel, stellvertretend für weitere Unterstützer, dass bereits ein Bauantrag für den Sendemast durch die Telekom eingereicht wurde. „Unser Bürgerantrag wurde in der Sitzung im April angehört und war absichtlich kurz gehalten, da uns aufgrund von Corona eine beschränkte Redezeit eingeräumt wurde“, sagt uns Daniela Günzel. Direkt im Anschluss durfte ein Vertreter der Telekom einen rund 30minütigen Vortrag zum Standort und zum Mobilfunk allgemein halten. „Dieser Vortrag enthielt leider zum Thema Mobilfunk allgemein und zum 5G Netz kaum Fakten“, so Günzel. „Lediglich zum Standort wurden Fakten geliefert. Daher wissen wir nun, dass mit dem Mast das 4G- und 5G-Netz der Telekom ausgebaut werden sollen.“ Er soll in erster Linie das Funkloch der Telekom entlang der Bahnlinie schließen.
„Zusätzlich kann der Mast wohl auch Teile der Willbeck mit Mobilfunk versorgen. Geklärt wurde nicht, wie der eigentliche Bedarf aussieht und wie viel Netzabdeckung für die Willbeck benötigt wird. Er soll darüber hinaus auch das Neandertal - wohlgemerkt größtenteils ein Naturschutzgebiet - mit 5G versorgen. Außerdem ist es für die Telekom denkbar, dass der 34 Meter hohe Betonmast auch von anderen Mobilfunkanbietern genutzt werden kann“, sagt Daniela Günzel. Laut den Kritikern wurde der Standort allein von der Telekom mit ihrem am höchsten priorisierten Kriterium, der Wirtschaftlichkeit, gewählt.
„Daher ist es fraglich, ob die Interessen der Stadt beziehungsweise der Erkrather überhaupt zum Tragen kommen. Die Bedarfe für den Stadtteil Willbeck sind - zumindest ist das unser Kenntnisstand - nicht bekannt.“ Darüber hinaus wurde, nach Aussage von Daniela Günzel, auch nicht nach Standortalternativen gesucht. Der Errichtung eines Mobilfunksmastes am Höhenweg stehen die Anwohner und weitere Unterstützer aus der Bürgerschaft aus unterschiedlichen Gründen sehr kritisch gegenüber und bringen dies in einem Offenen Brief zum Ausdruck. Zum einen ist ihnen die Errichtung in einem Landschaftsschutzgebiet ein Dorn im Auge. „Wozu wird ein solches Gebiet geschützt, wenn dann ausgerechnet eine Technologie eingebracht wird, deren Auswirkungen (4G) umstritten sind oder für die es noch nicht einmal eine Technikfolgenabschätzung gibt (5G)“, so Günzel und ihre Mitstreiter.
Der Sendemast würde unmittelbar an einem der hoch frequentierten Wanderwege errichtet. Gerade der Blick vom Parkplatz am Winkelsmühler Weg würde stark von dem Sendemast geprägt werden. Auch das Thema „Mobilfunk generell“ und die Gefahren für die Gesundheit, die mit der Strahlung einhergehen, machen den Gegnern des Standortes große Sorge. Ebenso die so genannte 5G-Technologie bereitet den Bürgern Kopfzerbrechen. „Hier ist es ganz wichtig zu erwähnen, dass diese Technologie verbaut wird, obwohl es keine Technikfolgenabschätzung gibt. Das durch 200 Mediziner und Wissenschaftler geforderte Moratorium im Jahr 2019 zur Aussetzung der Frequenzversteigerung für das 5G-Netz, aufgrund dessen, dass die Technologie nicht erforscht ist, macht deutlich, dass viel zu wenig über die Auswirkungen der neuen Frequenzen und der Strahlungszunahme bekannt ist.“ 5G ist nicht nachhaltig, schreiben die Anwohner in ihrem Offenen Brief.
Und weiter: Ganz im Gegenteil wird 5G leider für die Umwelt eine sehr große Belastung werden. Zum einen wird in Zukunft eine viel größere Menge an Daten versendet werden zum anderen wird das Betreiben der zahlreichen neuen Basisstationen sehr viel mehr Strom benötigen. Hinzu kommen Milliarden neue Endgeräte (beispielsweise Smartphones und Router), für die Ressourcen aufgebraucht werden. Gleichzeitig werden so die Altgeräte zu Tonnen an Elektromüll. Zu diesen ganzen Fakten kommt hinzu, dass der Netzausbau alleine in Europa rund 500 Milliarden Euro kosten wird. In einem zweiten Bürgerantrag fordern Daniela Günzel und ihre Mitstreiter, dass das Feld zwischen Höhenweg und Winkelsmühler Weg für die Errichtung eines Sendemastes nicht zur Verfügung gestellt wird. Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt, zu dem noch nicht abzusehen ist, welche Folgen der Mast in seiner Funktion haben wird.
Erneut fordern die betroffenen Bürger alle Beteiligten dazu auf, sich einen Eindruck vom Standort durch eine Ortsbesichtigung zu machen. Als Standortalterntive schlagen die Bürger einen Punkt weiter östlich in der Nähe der Unterführung zum Neandertal beim Hausmannsweg vor. Bei diesem Alternativstandort wären viel weniger Anwohner betroffen, der Mast würde sowohl vom Waldrand als auch vom Waldkindergarten weiter abrücken und der Standort würde höher liegen. Wäre das nicht möglich, wäre in den Augen der Anwohner der vorhandene Sendemast an der Gruitener Straße 23 als möglicher Mast für die Versorgung des Funklochs der Telekom am Millrather Bahnhof zu verwenden. Ebenso sollte man nach Meinung der Anwohner die Ausrichtung und Anzahl der Antennen des wohlmöglich zukünftigen Sendemast hinterfragen.
Ein Antrag der Grünen in diesem Kontext, man möge für eine der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Umwelt und Planung einen Vertreter der Umweltverbände, beziehungsweise von Diagnose Funk, zu möglichen Risiken von Mobilfunkstrahlen für die menschliche Gesundheit und Flora + Fauna einladen, wurde von der Mehrheit der Ausschussmitglieder ablehnt.
Ausschussmitglied Bernhard Osterwind stellte als Empfehlung an den Haupt- und Finanzausschuss einen Antrag zum Verkauf und Verpachtung eines städtischen Grundstücks zum Zwecke der Einrichtung von Mobilfunkanlagen, welche unter dem Genehmigungsvorbehalt des Rates gestellt wird. Außerdem schlug er zwei mögliche Alternativstandorte - zum einen auf dem Gelände an der Ecke der Baumschule, zum anderen auf dem Gelände der Sternwarte vor. Ausschussmitglied Wolfgang Cüppers erklärte in der Sitzung die Wichtigkeit eines flächendeckenden Handynetzes im Falle eines Verkehrsunfalls am Beispiel des Projekts „Mobiler Retter“ im Kreis Mettmann. Diese AlarmierungsApp nutze mobile Handydaten für die Erreichbarkeit bei Rettungsmaßnahmen. Ausschussmitglied Peter Knitsch wünschte sich eine Überarbeitung des Mobilfunkkonzeptaufstellung unter Berücksichtigung der Minimierung von Strahlenbelastung. Die FDP-Fraktion halte eine ausreichende Netzabdeckung für wichtig und begrüße die Aufstellung des Sendemastes.
Ausschussmitglied Helmut Rohden ist der Meinung, dass eine digitale Netzabdeckung gewünscht werde und ein Standort hierfür geschaffen werden müsse; Proteste werde es immer geben. Daniela Günzel und weitere Bürger hoffen derweil, dass ihrem zweiten Bürgerantrag erneut Gehör verschafft wird und ihre Sorgen und Anregungen Ernst genommen werden. „ Das Fazit unserer Faktenlagen kann nur sein, dass das Vorsorgeprinzip angewendet werden muss. Es greift, wenn negative Folgen von neuen Technologien nicht ausgeschlossen werden können. Auch auf kommunaler Ebene kann dies geschehen. Ein verantwortungsvoller und aufgeklärter Umgang mit Mobilfunk generell und mit 5G im Besonderen muss gewährleistet werden. Dazu zählt natürlich auch, dass die Stadt Erkrath wissen muss, welche Bedarfe überhaupt vorhanden sind. Das Motto ‚so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich’ muss vor allem beim Mobilfunk und bei dem aktuell laufenden Netzausbau angewendet werden.“