Abgasskandal könnte Erdgasfahrzeugen endlich Schub verleihen Jetzt die Wende einleiten!

Erkrath · (nima). "Wenn man Erdgas einsetzt, erübrigt sich die ganze aktuelle Abgasdiskussion", meint Gregor Jeken, Geschäftsführer der Stadtwerke Erkrath. Die Technologie sei ausgereift, alltagstauglich, umweltfreundlich und insbesondere für Vielfahrer kosteneffizient.

Setzen auf Autos mit Erdgasantrieb: Waldemar Class vom Pflegedienst Integritas (l.) und Stadtwerke-Chef Gregor Jeken.

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Einfacher können die Deutschen ihr "Lieblingshobby", das Sparen, gar nicht ausüben, schiebt Waldemar Class, Geschäftsführer des Pflegedienstes Integritas Pflege & Aktiv Zentrum aus Mettmann, den letztlich doch meist entscheidenden Punkt beim Autokauf — die Wirtschaftlichkeit — in den Vordergrund. Class hat im April dieses Jahres seine Unternehmensflotte, die aus 25 umgerüsteten LPG-(Flüssiggas)Fahrzeugen bestand, gegen Erdgasautos von VW und Audi ersetzt. Damit gehört der in Erkrath lebenden Unternehmer noch immer zu einer Minderheit. Nur vier bis fünf Erkrather (meist Privatpersonen) steigen jährlich auf Erdgasantrieb um, weiß Stadtwerke-Energieberaterin Christine Illgner.

Verstehen kann Class das nicht. "Jeder möchte sich doch gern in einem gesunden Umfeld bewegen. Und als Unternehmer will man umweltbewusst und kosteneffizient handeln", sagt er. Für ihn war der Entschluss, auf Erdgas umzusteigen, daher schnell gefasst. "Wir sparen gut 50 Prozent ein", so das Ergebnis seiner Tankrechnungsauswertung, die er seit dem Wechsel akribisch betreibt. Neben dem geringen Verbrauch macht sich auch die Steuerbefreiung positiv in der Bilanz bemerkbar. Die Anschaffungskosten für Erdgasfahrzeuge liegen zwar im Schnitt 1.500 bis 2.500 Euro über dem Preis von Dieselfahrzeugen oder Benzinern, doch da auch der Wiederverkaufswert höher sei, werde er auch beim Verkauf nichts verlieren, ist sich Class sicher. Die Berechnung der Amortisationsdauer findet er daher überflüssig: "Man spart von Anfang an. Wirtschaftlicher und umweltfreundlicher als mit Erdgasfahrzeugen kann man als Unternehmer gar nicht fahren." Auch von der Zuverlässigkeit und Sicherheit der Autos ist er begeistert.

Weil Fahrzeuge mit Erdgasantrieb sparsam im Verbrauch sind, verursachen sie weniger CO2 pro Kilometer als Benziner oder Dieselmotoren und der Ausstoß von Stickoxiden ist besonders gering, erklärt Gregor Jeken, Geschäftsführer der Stadtwerke Erkrath, die seit 2009 an der Max-Planck-Straße eine öffentliche Erdgastankstelle betreiben. "Wir geben an unserer Tankstelle ausschließlich Bioerdgas ab. Was die Umweltbilanz betrifft, müssen wir uns da selbst hinter der Elektromobilität nicht verstecken."

Daher hält er auch die aktuelle Diskussion für falsch, die seit dem Abgasskandal von VW ausschließlich Elektrofahrzeuge favorisiert. "Dass Elektro- und Wasserstoffantriebe weiterentwickelt werden müssen, steht außer Frage. Die Techniken sind aber noch nicht alltagstauglich", so Jeken: "Warum nutzt man nicht aktuell eine bereits ausgereifte Technologie?" Den schlechten Abverkauf von Erdgasautos hält er nicht zuletzt von den Händlern für hausgemacht: "Die Händler bewerben diese Fahrzeuge nicht genug."
Jeken fährt auch privat ein Auto mit Erdgasantrieb und hofft, dass das neu aufgeflammte Abgasthema mehr Menschen zum Umdenken anregen wird.

Die Stadtwerke machen es den Erkrathern bei ihrer Entscheidung noch ein wenig leichter: Die Neuanschaffung eines Erdgasfahrzeugs unterstützt der Energieversorger noch bis zum 31. Dezember mit einem Tankgutschein im Wert von 750 Euro je Auto. Ab 2016 sinkt der Förderbetrag auf 500 Euro.

Weitere Infos auf www.stadtwerke-erkrath.de. Hier findet man auch einen Wirtschaftlichkeitsrechner, mit dem sich die Kosten für Erdgas-, Benzin- und Dieselfahrzeuge berechnen lassen.