Der "lila Virus" im System

Erkrath · Mit gerade mal 29 Jahren trat Annegret Pollmann ihren Dienst als Gleichstellungsbeauftragte bei der Stadt Erkrath an. Das war vor 25 Jahren.

Annegret Pollmann, seit 25 Jahren die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erkrath.

Foto: nic

(nic) Im Dezember 1990 gab es in Deutschland kaum Gleichstellungsbeauftragte. Erst 1994 galt es in NRW für Städte ab einer Einwohnerzahl von 10000 Bürgern als verpflichtend, eine solche Stelle einzurichten. Die Stadt Köln nahm hier eine Vorreiterrolle ein, 1982, mit der ersten Gleichstellungsbeauftragten in Deutschland.

"An meinen ersten Arbeitstag kann ich mich noch sehr gut erinnern", sagt Annegret Pollmann. "Man hatte mir nur eine Art Katzentisch bereit gestellt. Ohne Telefon. Ab der ersten Stunde musste ich mir viel selbst organisieren. Zum Glück bekam ich am selben Tag noch ein kleines Büro im Kaiserhof." In der ersten Zeit musste die Gleichstellungsbeauftragte viele dicke Bretter bohren, noch mehr Überzeugungsarbeit leisten und sich überwiegend alles selbst erarbeiten. "Ich war wie der 'lila Virus' im System", schmunzelt sie. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert, die Vernetzung und Kontaktpflege läuft und die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten sind ein wichtiger Beitrag innerhalb unserer Stadt.

Als Highlights ihrer Arbeit, zählt Annegret Pollmann unter anderem große öffentliche Veranstaltungen mit bis zu 300 Frauen auf, wie damals die Frauentage im Bürgerhaus mit umfangreichem Programm (Vorträgen und Workshops), Info-Ständen vieler Gruppen vor Ort und abends das Frauenkabarett. Oder die Fotoausstellung "Angsträume im Stadtgebiet" 1994, die mit Hilfe zahlreicher Erkrather Frauen zu Stande kam. "Anschließend wurden die Ergebnisse nicht nur ausgestellt, sondern auch von mir in der Politik eingebracht, im Planungs- und Verkehrsausschuss, und danach gab es an vielen aufgezeigten Stellen Verbesserungen. Vom Grünrückschnitt an unübersehbaren Stellen über mehr Straßenbeleuchtung bei wichtigen Verbindungswegen bis hin zum überirdischen Übergang an der Kreuzung Haaner Straße/Willbeck, so dass der angstbesetzte Tunnel nicht mehr genutzt werden musste."

Bis heute führt sie das Frauenforum "FrauKe" (Frauen und Kennenlernen) in Erkrath erfolgreich, dass 1991 auf Anregung einiger Existenzgründerinnen ins Leben gerufen wurde. Annegret Pollmanns zukünftige Ziele sind unter anderem die Integration der Flüchtlingsfrauen und der Ausbau der Kinderbetreuung. Im Zuge des demographischen Wandels ist auch die Pflegearbeit bei den eigenen Eltern ein ganz großes Thema, mit dem sich die Gesellschaft beschäftigen wird. In diesem Zusammenhang sollte man auch über flexible Arbeitszeitmodelle nachdenken.

Annegret Pollmann, die im April 55 Jahre alt wird, ist privat sehr kunstinteressiert. Elvira Bach und Lori Nix sind zwei ihrer Lieblingskünstlerinnen.