Ein Wechsel in der Jugendarbeit?

Erkrath · Es ist ein Thema, welches gerade in den sozialen Medien heiß diskutiert wird und besonders die Erkrather Eltern interessieren dürfte. Die Kinder- und Jugendarbeit, die aktuell noch von den Verbänden des SKFM sowie der Diakonie unterstützt wird, könnte bald von anderer Stelle übernommen werden.

Michaela Pohl und Andrea Bleichert (hinten v.l.) sowie zahlreiche Eltern machen sich Gedanken, wie die Kinder- und Jugendarbeit in Zukunft aufgestellt werden soll.

Foto: tb

(tb) Die Verträge der beiden freien Träger laufen noch bis Ende dieses Jahres. Danach, so könnte es sich die Verwaltung vorstellen, sollen Teilaufgaben dem Jugendamt zurückgeführt werden. "Die Personalkapazitäten sind durchaus vorhanden", weiß Sozialdezernent Ulrich Schwab- Bachmann. Doch nicht nur die vorhandene Personalstärke ist Ausschlaggebend für die städtische Entscheidung gewesen. Auch die Bestandsverträge mit den Verbänden, die bereits 1998 geschlossen wurden, sind rechtlich nicht mehr zeitgemäß. "Bisher wurden Angebote nur von den beiden Trägern geschaffen. Dies ist der Bürgerschaft gegenüber aber nicht rechtens. Die Eltern haben das Recht selbst zu entscheiden, von welchen Anbietern Angebote angenommen werden. So müssen wir das Feld auch für andere Verbände öffnen", so Schwab-Bachmann weiter. Eine Neuerung, die SKFM-Mitarbeiterinnen Michaela Pohl und Andrea Bleichert nicht so recht nachvollziehen können.

"Wir haben seit 2015 kontinuierlich die Angebotspalette ausgebaut, sind mit den Eltern in Kontakt getreten und haben Arbeit "an der Front" geleistet", erklären die Damen. Die Entscheidung wurde auch von den Eltern sehr emotional aufgenommen. So müsste beispielsweise ein Großteil der bestehenden Mütter- Kind CaféAngebote aus Personalmangel eingestampft werden. Andere Themenangebote, wie beispielsweise die Trennungs- und Scheidungsberatung würde in Zukunft vom Jugendamt übernommen werden. "Für mich ist die Entscheidung der Stadt nicht nachvollziehbar", erklärt Andrea Michl. Die junge Mutter kam vor wenigen Jahren neu nach Erkrath. "Ich habe einige Schicksalsschläge hinter mir und war nicht der Mensch, der sich fremden Personen anvertraut. Trotzdem habe ich bei den Mitarbeiterinnen vom SKFM Anschluss und Beistand gefunden. Mir wurde persönlich geholfen, man hat sich mit mir auseinander gesetzt und mir auch finanziell geholfen. Für mich würde ein wichtiger Anker wegfallen", so die Mutter. Andrea Bleichert weiß, dass eben solche Einzelschicksale zu Hauf auf der Strecke bleiben würden.

"Viele Eltern haben allein via Mundpropaganda den Weg zu uns gefunden. Es wurden echte Netzwerke geschaffen, auch unterhalb der Elternschaft", weiß Michaela Pohl. Die Zahlen des letzten Jahresberichtes setzen deutliche Signale. So wurden 2016 321 Einzelberatungen durchgeführt. Davon fanden viele Gespräche über Monate hinweg und mit regelmäßiger Begleitung statt. Zusätzlich nahmen 257 Personen an Gruppenangeboten teil. "Die Zahlen der Eltern, die regelmäßig an den Eltern- Kind Cafés teilnahmen, sind nicht inbegriffen. Das wären nochmals rund 50 Teilnahmen pro Woche." Nora Bertels, zweifache Mutter, macht sich Gedanken, wie die fehlenden Gesprächsnachfragen in Zukunft aufgefangen werden sollen. "Ich möchte die Hilfe, die mir zu Teil wurde, auch für andere Mütter gesichert wissen." Ebenso ging es Bozena Jelen. "Ich habe mit dem Jugendamt schlechte Erfahrungen gemacht und kann zu diesem Amt kein Vertrauen mehr aufbauen. Ich fühlte mich im Stich gelassen und fand erst bei den Angeboten des SKFM wieder Akzeptanz. Ich bin wirklich ratlos, wer mir in Zukunft helfen soll."

Ulrich Schwab-Bachmann könnte sich vorstellen, sogenannte Fachleistungsstunden in Zukunft in die Hände freier Träger zu legen. "Verbände könnten Angebote schaffen, die von der Stadt finanziert werden. Vorteil dieser Änderung wäre auch der finanzielle Aspekt. "Wir wären nicht mehr an feste Verträge gebunden und hätten natürlich auch finanzielle Einsparungen", gibt Schwab- Bachmann ehrlicherweise zu. Bei dem SKFM würden im Zuge der Vertragsbeendigung 1,2 Stellenanteile wegfallen. Die Diakonie besitzt derzeit noch die gleichen Mitarbeiteranteile.

Mit dem Thema hat sich mittlerweile bereits der Jugendhilfeausschuss auseinander gesetzt. "Der Beschluss lautete mehrheitlich, dass die Stellen und die damit verbundenen Angebote weitergeführt werden müssen", weiß Andrea Bleichert. Auch der Haupt- und Finanzausschuss hat sich für die Leistungsvielfalt der freien Träger ausgesprochen. Nun muss während einer Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses am 28. März um 17 Uhr entschieden werden, wie die Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit in Erkrath fortgeführt werden soll. Bürgermeister Christoph Schultz gibt zu bedenken, dass die bisherigen Angebote zwar durchaus wichtig sind, aber nur zum Teil Pflichtaufgaben der Kommune darstellen. Auch die Haushaltssituation, die schätzungsweise kurz vor einer Haushaltssicherung steht, spricht nicht für die kostenintensive Fortführung der bisher geschaffenen Leistungspalette. So stehen Teilbereiche der Kinder- und Jugendarbeit im Moment auf dem Prüfstand.