Als Erkrath vor 20 Jahren erblühte...

Erkrath · Weil die Stadt für Arbeitnehmer aus anderen Städten so trist erschien, dass sie nicht herziehen wollten, entschied Unternehmer Hasso von Blücher daran etwas zu verändern.

Der Vorstand von Erkrath blüht e.V.

Foto: Nicole Gehring

(RG) Schnell fand der Unternehmer Mitstreiter und gemeinsam gründeten sie im März 1999 den Verein "Erkrath blüht". 20 Jahre ist das her und neben viel "grüner Energie" für ein schöneres Stadtbild haben die Initiatoren auch so manches soziale Projekt auf die Beine gestellt. Gemeinsam mit Inge Berkenbusch, Michael Stephan, Hildegard Zecher, Inge und Rolf Deine, sowie Wilfried Borghoff gehört Hasso von Blücher auch heute noch zum Vorstandsteam.

"Auch vor 20 Jahren war es schon schwer gute Mitarbeiter zu werben und als mir immer wieder Bewerber sagten, dass sie mit ihren Familien nicht nach Erkrath ziehen wollten, weil es hier so trist ist, bin ich aktiv geworden", erinnert sich der Unternehmer. Bei Pflanzaktionen für mehr blühende Beete ist es natürlich nicht geblieben, auch wenn das bis heute ein wichtiger Teil der Vereinsarbeit ist. Nicht lange nach der Gründung haben sie den Kunstkurs des Gymnasiums Am Neandertal unter Leitung von Lehrer Griesmann für das Aufstellen eines "kritischen" Kunstwerks gewinnen können. Die Skulptur "Auto gegen Baum" wurde am S-Bahnhof in Hochdahl-Millrath aufgestellt. Für den Charme rund um die "herbe" Skulptur sorgten die Vereinsmitglieder, die es
rundherum mit weißen Rosen einfassten und in deren Mitte im Frühjahr leuchtende Osterglocken erblühen.

Dort am Bahnhof Millrath, wo einst ein Teil des Vereinsengagements seinen Anfang nahm, sollte vor drei Jahren erstmals auch eine Wildblumenwiese entstehen. Die Aktion war nicht von großem Erfolg gekrönt, da die von der Stadt beauftragte Firma zur Grünflächenpflege die Wiese abmähte, bevor sie voll erblühen konnte.

Erst im dritten Anlauf, in 2017, schafften die Wildblumen es bis zur Blühte. An anderen Stellen in der Stadt erging es gepflanzten Wildblumen ähnlich und nachdem die abgemähten Blumenwiesen es schließlich bis in die Lokalnachrichten des Fernsehens schafften, versprach die Stadtverwaltung nachzusäen, was vorab schon von Privatleuten und Unternehmern auf Spendenbasis finanziert wurde.

Lange bevor mit dem Insektensterben Wildblumenwiesen ein Thema waren, bepflanzten die Mitglieder von "Erkrath blüht" und weitere Helfer eine große Fläche im Bavierpark mit tausenden Winter- und Sommerblumen, die regelmäßig gepflegt und wenn nötig auch gegossen wurden. Für Anwohner und Spaziergänger schafften sie damit eine blühende Pracht, an der sich alle erfreuten.

"Wir haben die Stadt zu unserem Garten gemacht, lange bevor man hier überhaupt von Urban Gardening sprach", schmunzelt Inge Berkenbusch zurückblickend. "Überall, auf der Bahnstraße, am Bavierplatz, auf dem Kreisel an der Schlüterstraße, auf Verkehrsinseln und auf den Seitenstreifen verschiedener Straßen im gesamten Stadtgebiet haben wir gepflanzt. Keine Baumscheibe auf der Bahnstraße und am Bavierplatz blieb ohne Blumen", beschreibt sie den Aufwand, den alle gemeinsam betrieben haben und auch heute noch betreiben. Einige Bürger wissen offensichtlich bis zum heutigen Tag nicht, dass die Blumen mit Spendengeldern und ehrenamtlichen Engagement gepflanzt werden, denn mehr als einmal wurden Blumen abgeschnitten, vielleicht für die heimische Blumenvase, aber dann sind sie eben nicht mehr für alle da. Andere haben sich an Pflanzaktionen beteiligt und habe sich erst später dem Verein angeschlossen, wie Vorstandsmitglied Michael Stephan. Er hat vor seiner Mitgliedschaft kleine und größere Beete an der Düsseldorfer Straße angelegt, die pflegt er auch heute noch.

Immer mal wieder muss "Erkrath blüht" kleinere und manchmal auch größere Rückschläge hinnehmen, wie etwa als Innogy und die Stadtwerke die Willbecker Straße über die gesamte Länge aufrissen, um Leitungen zu reparieren und neue zu verlegen. Die Blumen waren futsch, aber am Ende wurde doch noch alles gut. Die Unternehmen waren bereit die Blumenzwiebeln zu ersetzen. An der Düsseldorfer Straße hat der Verein mit Hilfe von Sponsorengeldern eine 80 Meter lange Rosenhecke gepflanzt, die bis in den Spätherbst hinein blüht.

Und wenn die selbsternannten Stadtgärtner nicht gärtnern, überlegen sie, was sich sonst noch verbessern lässt. So haben sie in den letzten Jahren zwei Bänke aufgestellt. Die eine davon als "Hochzeitsbank" vor dem Standesamt im Rathaus, die gleich am ersten Tag von einem Brautpaar genutzt wurde. Die zweite Bank hat ihren Platz am Hochdahler Markt gefunden.

Wer Blumenwiesen für Insektenvielfalt sät, baut auch Insektenhotels. Ganze 20 Stück davon haben die Vereinsmitglieder inzwischen übers Stadtgebiet verteilt und ein großes Vogelhaus hat im Morper Park seinen Platz gefunden. Das größte Haus ist auf Initiative von "Erkrath blüht" und dem Bouleverein "Cercle des Pétanqueurs Erkrath" im Bavierpark an der Gerberstraße entstanden: das Haus der Vereine. Dafür wurde eigens der Trägerverein Initiativhaus Erkrath e.V. gegründet. "Wir freuen uns über jeden, der uns bei unserem Engagement unterstützen möchte", sagt Inge Berkenbusch.