Ersatzneubau der Brücke „In den Birken“ erregt die Gemüter Wurde hier ein „kapitaler Bock“ geschossen?

Hochdahl · Anfang Februar haben die Bauarbeiten der Autobahn GmbH des Bundes (Niederlassung Rheinland) für den schrittweisen Abriss und Neubau der A3-Brücke „In den Birken“ nördlich des Autobahnkreuzes Hilden zwischen den Straßen An der Brandshütte und Birken begonnen. Die Brücke wird in vier Hauptbauphasen von Osten nach Westen in Modulbauweise ersetzt (wir berichteten). Kostenpunkt für das Projekt: Rund 18 Millionen Euro. Den Hochdahler Herbert Bander stimmt das sehr nachdenklich und er stellt sich die Frage: „Wurde hier ein kapitaler Bock geschossen“?

Herbert Bander vor der Brücke "In den Birken", die über die A3 führt.

Foto: nic

„Meiner Meinung nach ist das ein Schildbürgerstreich“, sagt er uns in einem Vor-Ort-Gespräch an der besagten Brücke. „Der Aufwand von 18 Millionen Euro für einen Ersatzbau ist schon eine große Hausnummer. Bei einem Verzicht könnte dieses Geld sicherlich für einen anderen, nützlicheren Zweck eingesetzt werden“, ist er sich sicher.

Herbert Bander lebt seit seiner Geburt 1939 in Hochdahl und ist als Heimatforscher tief mit der Ortsgeschichte verbunden. Auch die Entstehungsgeschichte der A3 ist ihm deshalb bekannt. „Die Autobahn wurde ab 1934 in mehreren Schritten gebaut“, sagt er uns. „Der letzte Abschnitt zwischen Düsseldorf/Hilden und Breitscheid im Jahre 1937. Damals existierte die kleine Wohnsiedlung ‚In den Birken‘ auf Hildener Gebiet. Um diesen dort lebenden Menschen die bestehende Verbindung in Richtung Westen durch den Autobahnbau nicht abzuschneiden, wurde eine Brücke, also damit auch eine Unterführung gebaut. Das war eine Maßnahme, die nachvollziehbar war und unter den damaligen Umständen kostenmäßig nicht besonders ins Gewicht fiel.“

Die damalige Siedlung gibt es heute allerdings nicht mehr. Sie musste in den 60er Jahren dem Hildener Autobahnkreuz weichen. Außerdem wurde durch das stetig wachsende Verkehrsaufkommen im nördlichen Bereich des Autobahnkreuzes eine Abfahrt zur A46 geschaffen. „In diesem Zusammenhang wurde die Unterführung der Brücke ‚In den Birken‘ erweitert, um die Funktion des Weges aufrecht zu erhalten“, so Herbert Bander. Darüberhinaus gehören in den Randbereichen der Autobahn zwei Lärmschutzwände (Baujahr 1996 und 2016) zum Brückenbauwerk. Die Lärmschutzwand im Osten (Fahrtrichtung Oberhausen) wurde damals auf einem separaten Balken errichtet, da das Brückenbauwerk für diese große, zusätzliche Last nicht tragfähig ist.

„Aus meiner Sicht wäre es mit dem Bau des Autobahnkreuzes Hilden und dem Wegfall der Siedlung sinnvoll gewesen, die Unterführung schon damals zu schließen. Die Wegeverbindung dient nämlich heute nur einer recht überschaubaren Zahl von Fuß- beziehungsweise Spaziergängern und Radfahrern, die in Richtung Unterbacher See unterwegs sind. Autoverkehr, erlaubt nur für Anlieger, findet so gut wie gar nicht statt“, so Herbert Bander. „Es wäre schön, aber ich mache mir wenig Hoffnung, dass man die aktuelle Baumaßnahme noch stoppen könnte. Wenn die bestehende Unterführung einfach verfüllt werden, statt für viel Geld neu gebaut werden würde, hätte aus meiner Sicht keiner einen Nachteil. „Wer von Osten kommt, also aus Richtung Kemperdick oder Haan, nutzt dann die Wegstrecke über die Max-Planck-Straße unter der Autobahnbrücke entlang und dann weiter über die Wegführung Eselsbach in Richtung Rothenbergstraße/Unterbacher See.“

Herbert Bander sieht mit der aktuellen Baumaßnahme, die im übrigen bis voraussichtlich 2027 auch mit einem Tempolimit von 80 km/h auf der A3 einhergeht, eine enorme Verschwendung von Steuergelder und hat deshalb auch den „Bund der Steuerzahler NRW“, die Autobahn GmbH des Bundes Niederlassung Rheinland und den Bundesrechnungshof angeschrieben. Alle Schreiben liegen der Redaktion vor.

Die Autobahn GmbH rechtfertigt die Baumaßnahme darin wie folgt: „Im Jahre 2016 wurde, nach Einführung der Nachrechnungsrichtlinie, auch das Bauwerk ‚In den Birken‘ nachgerechnet. Anhand der Nachrechnungsrichtlinie wird die Tragfähigkeit von bestehenden Straßenbrücken bewertet, die nicht nach der aktuellen Normung geplant und gebaut wurden. Im Rahmen der Nachrechnung stellten sich Defizite in der Tragfähigkeit heraus, sodass die besagte Brücke eine Restnutzungsdauer von zehn Jahren erhielt. Diese rechnerische Restnutzungsdauer läuft im Jahr 2026 aus.“ Aus diesem Grund musste die Autobahn GmbH des Bundes also schnell handeln.

Weiter heißt es in dem Schreiben: „Im Planfeststellungsverfahren für den sechsstreifigen Ausbau der A3 wurde das bereits erwähnte Bauwerk an dieser Stelle der Bundesautobahn berücksichtigt. Der zugehörige Planfeststellungsbeschluss ist am 16. Februar 1981 ergangen und stellt die rechtliche Grundlage für den Ersatzneubau dar.“ Die Autobahn GmbH würde nun diesem Planfeststellungsbeschluss des Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes NRW widersprechen, wenn das Brückenbauwerk verfüllt werden würde und die unterführende Straße „Birken“ infolgedessen nicht mehr unter der Autobahn durchführen würde.

Laut der Autobahn GmbH des Bundes/Rheinland wurden auch andere Vorgehensweisen beleuchtet. Diesen hätten allerdings, aufgrund von veränderten Betroffenheiten, die Änderung des Planfeststellungsbeschlusses mit einem entsprechenden Rechtsverfahren bedurft, welches mit Blick auf die ablaufende rechnerische Restnutzungsdauer des Brückenbauwerkes nicht rechtzeitig umsetzbar gewesen wäre. Die hohen Kosten des Ersatzneubaus begründen sich unter anderem mit der aufwendigen Verkehrsführung im Bereich der A3. Der Ersatzbau wird in insgesamt vier Hauptbauphasen und weiteren acht vor- und nachbereitenden Bauphasen umgesetzt.

Mehr Informationen zu der Baumaßnahme gibt es auf der Webseite der Autobahn GmbH Rheinland - www.autobahn.de.

(nic)