Baugenehmigung für die Dependance 2.0 ist erteilt Der lange Atem hat sich gelohnt

Hochdahl · So langsam, aber sicher nimmt das genossenschaftliche Wohnen der Dependance e.G. auf der Wiese neben der ehemaligen Realschule an der Schmiedestraße Gestalt an. Die Baugenehmigung wurde vor wenigen Tagen erteilt. Davor musste die Genossenschaft einen langen Atem haben.

Karl-Heinz Spieker (li.) und Wolfgang Teiwes vom Vorstandsteam Dependance e.G.

Foto: RG

Ursprünglich sollte das ehemalige Realschulgebäude an der Schmiedestraße für das Projekt „Dependance 1.0“ genutzt werden. Doch dann brannte 2019 die Grundschule Sandheide ab und das zu diesem Zeitpunkt leer stehende Gebäude, was von der Tafel Erkrath damals noch als Ausgabestelle genutzt wurde, musste als Zwischenlösung für die über Nacht „heimatlosen“ Schülerinnen und Schüler genutzt werden - bis heute. Der Neubau - der Campus Sandheide der Platz für die Grundschule und für ein Förderzentrum schafft - ist noch in der Bauphase. Der zuletzt genannte Bezugstermin ist für das Schuljahr 2026/2027 geplant.

Fassadenstudie aus Juli 2024.

Foto: Dependance Erkrath eG

Damit war der Traum von dem Bauvorhaben an besagter Stelle zunächst einmal vorbei. Geblieben war aber der Wille der Baugruppe, ein eigenes Projekt zu realisieren mit dem Anspruch, selbst verantwortlich, sozialen und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen.

Der Übersichtsplan.

Foto: Dependance e.G.

Dafür wurde im August 2019 die Wohngenossenschaft Dependance Erkrath gegründet. Die Stadt Erkrath hat für das neu zu entwickelnde Projekt auf dem betroffenen Schulgrundstück eine Wiesenfläche neben dem Schulgebäude angeboten. Beide Seiten vereinbarten, über den Jahreswechsel 2019/20 die Machbarkeit für einen genossenschaftlichen Wohnungsbau zu prüfen.

Baugenehmigung erteilt: (v.li.) Wolfang E. Teiweis (Vorstand und Bauherr Dependance e.G.), Beigeordnete Carola Beck, Architektin Manuela Scholz und Karl-Heinz Spieker (Vorstand und Bauherr Dependance e.G.).

Foto: Dependance e.G.

Das Ergebnis war die Einigung auf einen Erbbaurechtsvertrag und eine Grundsatzentscheidung des Stadtrates im Juni 2020 für die Projektentwicklung durch die neue Genossenschaft.

Auf dem 3000 Quadratmeter großen Baugrundstück sollen nun auf einer Wohnfläche von 1500 Quadratmetern 21 Wohneinheiten über vier Geschosse entstehen. „Die Wohnungen werden zwischen 45 bis 128 Quadratmeter groß sein“, sagt uns Wolfgang E. Teiwes, Vorstandsmitglied der Genossenschaft. Außerdem wird es einen Hof, Erschließungsflure, einen Gemeinschaftsraum, ein Gästeappartement, eine Werkstatt, einen Grillplatz und einen Waschkeller geben.

Das Gebäude hat einen besonderen Charakter, da es komplett in einer Holz-Modulbauweise gebaut wird, was es in dieser geplanten Form bisher kaum gegeben hat. „Wir sprechen hier von einem sogenannten Experimentellen Wohnungsbau. Der Entwicklungs- und Planungsaufwand war deshalb erheblich höher. Nach Abschluss des Projektes möchten wir unser Wissen und unsere Erfahrungen an andere weitergeben, die vielleicht ähnliche Bauvorhaben planen.“

Wegen der starken Neigung des Grundstückes wird mit der Unterkellerung gleichzeitig hangseits die Einrichtung von drei Wohnungen in konventioneller Bauweise möglich. Die Kellerdecke

bildet den „Tisch“ für die zu stapelnden Module. Durch die Dachbegrünung wird Regenwasser zurückgehalten und in Zisternen und einem offenen Wasserbecken im Hof unter der Haupttreppe zur Wiederverwendung und Luftbefeuchtung gehalten, bevor es in überwiegend offenen Gerinnen der Versickerung auf dem Grundstück zugeführt wird.

Die zukünftigen Bewohner nehmen an einem Mobilitätskonzept teil: Dieses beinhaltet die gemeinsame Nutzung von Autos, Fahrrädern und ÖPNV-Tickets. „Das führt zur Reduzierung von Stellplatzflächen und zur Umorientierung der Bewohner in Bezug auf die Nutzung von Automobilität“, so Teiwes. Dazu will die Genossenschaft zwei eigene E-Autos zur Verfügung stellen, mehrere Fahrräder und übertragbare ÖPNV-Tickets. Die Umsetzung des Konzeptes wird derzeit in einem internen Arbeitskreis erarbeitet. „Die Hälfte unserer Mieter wird auf ein eigenes Auto verzichten. Auf diese Art haben wir ein Drittel der Stellplätze eingespart.“ Insgesamt wird es 40 Stellplätze mit Lademöglichkeiten für Fahrräder geben und 14 Carports mit eigener Wallbox. Das Gebäude wird mittels Wärmepumpe beheizt und der Strom stammt aus einer eignen PV-Anlage. Die Warmwasserbereitung erfolgt über Strom.

Es wird acht geförderte Wohneinheiten geben und drei geförderte Gemeinschaftseinheiten; dazu zählt der bereits eingangs genannte Gemeinschaftsraum, ein Gästeappartement und eine Werkstatt - in der beispielsweise Fahrräder repariert werden können. Zu dem geplanten Spielplatz gibt es keinen öffentlichen Zugang. Nach dem Bürgerbegehren 2023 gegen die Bebauung der sogenannten Hasenwiese, auf der nun die Dependance 2.0 entstehen wird, befürchtet man weiteren Ärger. Die Umzäunung des Geländes verläuft an der Seite der Winckelmannstraße und oberhalb des Spielplatzes. Oberhalb der Geländegrenze gibt es eine Stützmauer. Der Zugang erfolgt über ein verschließbares Schiebetor.

Das Projekt wird zu 30 Prozent aus Eigenkapital der insgesamt 32 Genossenschaftsmitgliedern finanziert; der Rest stammt zum einem aus dem Fördertopf für experimentellen Wohnungsbau und zum anderem aus einer Förderung aus dem Bereich Energie und Nachhaltigkeit. Geplant ist der Einzug im Frühjahr 2026.

„Die in der letzten Woche vor der Vegetationsperiode mit dem ‚Freimachen‘ des Grundstückes und der genehmigten Baumfällungen an der Erschließungsstrecke begonnenen Arbeiten sind nun abgeschlossen“, so Wolfgang E. Teiwes. „Derzeit ist die Ausführungsplanung des Ingenieurbüros zur Abstimmung bei der Stadtverwaltung. Die Ausschreibung zur Herstellung der Baustraße, der Verlegung der Versorgungsleitungen und der Umlegung der Fernwärmeversorgung für die Schule Schmiedestraße laufen bereits.“

Der Beginn der eigentlichen Bauarbeiten am Gebäude ist noch unbestimmt, da die Bewilligung der beantragten Fördermittel noch aussteht. „Nach Vorliegen des verbindlichen Bauzeitenplanes wird die Dependance eG. in einer öffentlichen Veranstaltung die Anlieger über die Abläufe informieren“, so Teiwes abschließend.

(nic)