Eine neue Chance für die Sandheide?

Hochdahl · Nicht nur viele Ladenlokale stehen leer, der ganze Sandheider Markt ist so gut wie menschenleer. Fünf Jahre sind vergangen, seit das Zentrum der Sandheide für 1,6 Millionen Euro saniert wurde. Eine Spielstraße, einheitlich helle Pflasterung, Sitzgelegenheiten, neue Treppen vor den Gebäuden und Rampen für mehr Barrierefreiheit sowie ein kleines Wasserspiel haben das Erscheinungsbild verbessert.

Sandheider Markt
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"Das Wasserspiel läuft nur noch selten und als Anzugspunkt für Kinder ist es auch nicht wirklich geeignet." berichtet Tolga Kilinc, Frisörmeister, dessen Laden direkt neben der Pizzaria liegt. Er sitzt vor seinem Laden. Kundschaft ist gerade nicht in Sicht. Überhaupt: Laufkundschaft gibt es fast gar nicht. Er lebt von Stammkunden. Er kann überleben, aber es könnte mehr sein. "Helfen würde ein Discounter und vielleicht einmal in der Woche ein kleiner Wochenmarkt, damit die Menschen mehr hier einkaufen können und nicht zum Hochdahler Markt fahren müssen." glaubt Kilinc.

Ein paar Häuser weiter gibt es einen Mini Markt. Neben Dingen für den täglichen Bedarf, gibt es eine Postfiliale, Lottoannahme und Öffnungszeiten, die ein klein wenig über die vielen Leerstände hinwegtrösten. Geöffnet ist wochentags von 7 Uhr bis 22 Uhr, samstags und sonntags mit etwas eingeschränkten Zeiten. "Das neue Pflaster hat nicht viel gebracht. Wir bräuchten hier einen Anker, der Menschen auf den Sandheider Markt zieht. Das könnte ein Ärztehaus mit Apotheke sein. Vielleicht auch eine Bankfiliale." sagt Onur Tay, der Bruder den Ladeninhabers.

Der Platz ist menschenleer. Drei Männer sitzen vor einem Café, das mit internationalen Flaggen geschmückt ist. Die Kupferkanne und die Pizzaria öffnen erst am frühen Abend. Viele Ladenlokale stehen leer. Leben findet zeitgleich woanders statt. Am Hochdahler Markt ist gerade Wochenmarkt. Drei Discounter gibt es dort und drei Buslinien, die aus der Sandheide zum Hochdahler Markt führen. Dabei war der Sandheider Markt einmal das ursprüngliche Zentrum. Damals, als Hochdahl als Entlastung für Düsseldorf als größtes Projekt in Nordrhein Westfalen auf der grünen Wiese geplant wurde.

Grün ist es immer noch. Aber neues Leben hat auch die Sanierung in 2011 nicht in die Sandheide gebracht. Deshalb nimmt Erkrath nun einen neuen Anlauf. Mit dem Städtebauförderprogramm erhält Erkrath für das Projekt "Soziale Stadt Sandheide" 48.000 Euro für die Erstellung eines Integrierten Handlungskonzepts. Es geht darum, den sozialen Zusammenhalt zu fördern, die Aufenthalts- und Lebensqualität zu verbessern. In der Sandheide leben rund 5.700 Menschen. Der Anteil unter 25jähriger liegt bei 33 Prozent. Das sind 10 Prozent mehr, als in Gesamt-Erkrath und es leben viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Stadtteil.

Einen zweiten Hochdahler Markt wird es hier sicher nicht geben, auch wenn am Eingang zum Sandheider Markt ein Display selbstbewusst für "den schönsten Platz im Kreis" wirbt. Der schönste Platz könnte die Sandheide trotzdem werden, indem sie eine ganz andere Vielfalt bietet. Ob nun ein Ärztehaus und eine Apotheke oder ein Kreativ-Café und Fassadenbegrünung, Straßentheater oder Poetry-Slam und Angebote für die vielen jungen Menschen im Quartier die Veränderung bringen, wird bei der Erstellung des integrierten Handlungskonzepts beantwortet werden müssen. Es gibt jedenfalls wieder Hoffnung für neues Leben im Quartier.