Theater Anderswo präsentiert Auf in den Senegal oder „Vergangenheitsbewältigung“

Hochdahl · Gespannt wartete das Publikum im Zuschauerraum des „Theater Anderswo“ auf den zweiten Teil von Beate Sarrazin’s Stück ‘Aduna Refetna – Das Leben ist schön

Beate Sarrazin in ‘Aduna Refetna – Das Leben ist schön’.

Foto: Timo Kremerius

Rückblick

Die Zuschauer, die Teil eins am vorigen Samstag miterlebt haben erinnern sich. Viola, ein junges Mädchen aus einer Großstadt in NRW, lernt den Schwarzafrikaner Boubacar kennen. Aus der zarten Freundschaft, die mit einer Tasse Kaffee begann, wurde in der Folgezeit Liebe. Aus dieser Liebe entsprangen die Söhne Lamine und Fallou.

Aber mit den Jahren lebte Boubacar ein Leben außerhalb des kleinen Familienglücks. In der Folgezeit kam es Immer öfter zu Auseinandersetzungen, die mit körperlichen Angriffen und Züchtigungen endeten. Auch die Geburt des zweiten gemeinsamen Kindes, Sohn Fallou, konnte das einstige Glück nicht wieder herstellen. Das schöne Leben wandelte sich langsam zum Alptraum. Viola war zunehmend desillusioniert. Dann schließlich, nach einer langen Zeit des Unerträglichen, musste Boubacar in seine Heimat, den Senegal, zurückzukehren.

Die Jahre gingen ins Land und irgendwann fragten Violas Söhne Lamine und Fallou nach Ihrem Vater. Viola erzählte ihnen von ihm. Immer wieder baten die beiden darum ihren Vater kennenzulernen. Schließlich entschließt sich Viola über den Schatten der eigenen Erinnerungen zu springen und mit ihren Söhnen in den Senegal zu fliegen.

Teil 2 von ‚Aduna Refetna – Das Leben ist schön‘ - der Senegal ruft

Ankündigung von Beate Sarrazin

„Eine Reise ins Ungewisse, ein Wagnis, und mein Herz flüstert: Ja, mach das!" Sie kannten ihren Vater nicht, der vor fast fünfundzwanzig Jahren Deutschland verlassen und in den Senegal zurück gegangen war. Das Bild der Mama war ihnen vor Augen, und Papa war für sie ein schwarzes Loch, das mit Nichts gefüllt war. Er hat nicht gesehen, wie sie heranwuchsen, sich verliebten...

Viola entscheidet sich, ihr eigenes Leben so zu akzeptieren, wie es war, ihre Söhne an ihrer Vergangenheit teilnehmen zu lassen und visualisiert so eine Lücke in deren Seele: Wer ist mein Vater? Gemeinsam fliegen sie in den Senegal, in das unbekannte zweite Vaterland ihrer Söhne, was sie zur Hälfte ausmacht und ihnen doch fremd ist: in jenes Land, wo man im Norden schon die Wüste riecht und im Süden die Wälder immer dichter werden...“

Knisternde Stille im Kleinen „Theater Anderswo“. Die Zuschauer warten gebannt auf die Fortsetzung der Geschichte. Nach einem kurzen Rückblick von Beate geht die Geschichte weiter. Viola besteigt mit ihren Söhnen und Zuschauern das Flugzeug, und ab geht es in den Senegal.

Wir müssen uns hier von dem Gedanken trennen, wir, die wenn wir Urlaub im Senegal machen würden, uns einen Fremdenführer kaufen würden und gezielt planen was wir uns dann ansehen würden.

Viola landet mit Ihren Söhnen in Dakar. Mit ihren Erinnerungen und einem für ihre Söhne fremden Land mit allen seinen Geheimnissen und kulturellen Sonderheiten. Zuerst stellen Lamine und Fallou fest das ein angenehmer Duft von Kräutern und Gewürzen in der Luft schwebt. Begrüßt werden die drei von Boubacar und seiner Schwester herzlich, wenn nicht sogar überschwänglich. Viola wurde auch gewahr, nachdem sie zuerst zu Boubacars Unterkunft gefahren sind, in welch ärmlichen Verhältnissen er wohnte, und dass er sich sein Geld als Eierverkäufer verdiente. Zudem hatte er das Problem in der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden, da man ihn aus Deutschland zurückgeschickt hat.

Nachdem Boubacar Viola und ihre Söhne einigen seiner Familienangehörigen präsentierte ging es auf die Reise an der Küste entlang nach Ziguinchor. An einem lauschigen Abend auf Deck nahm Boubacar zärtlich Violas Hand und bei Ihr stellte sich wieder dieses vertraute Gefühl ein, welches sie einmal für ihn hatte.

Unterbrochen wurde die Erzählung von einigen Deja vu‘s die Viola hatte und ihr wieder vor Augen führten, wie es war als sie mit Ihren Söhnen früher schon einmal im Senegal war als diese noch klein waren. Immer wurden alle von der Familie Boubacar‘s freundlich und euphorisch empfangen. Nun waren die Söhne aber älter.

Amüsiert war das Publikum als Boubacar Viola fragte, ob sie nicht noch einmal heiraten könnten und ob sie nicht 30 Tsd. Euro für ein Haus investieren möchte. Er könnte ja dann in dem Haus wohnen (unausgesprochen: mit seiner Zweitfrau) und Viola könnte ihn ja ab und zu besuchen. Viola kam ins Überlegen.

In Ziguinchor angekommen wurden Viola und die Söhne mit großem Hallo jedem der Großfamilie vorgestellt. Stolz und mit geschwellter Brust stellte Boubacar jedem der Familie SEINE SÖHNE vor. Alle diese Treffen mit der großen Familie waren geprägt von einer Herzlichkeit und ehrlichen Sympathie.

Beate unterbrach die Erzählung immer wieder mit sehr einfühlsamen Gedichten, die die Zuhörer schwärmen ließen.

Als die Abreise aus dem Senegal für Viola und Ihre Söhne bevorstand, nahmen sich Boubacar und Viola noch einmal in de Arm mit einer Portion Wehmut auf beiden Seiten. Sicherlich hatte Boubacar in seinem Leben, seit seiner Abreise aus Deutschland, begriffen, dass er eine große Chance verspielt hatte. In einem späteren Gespräch mit Viola hat er sich bei Ihr entschuldigt für alles, was er falsch gemacht hatte. Zu mindestens hatten Viola’s Söhne ihren Vater kennengelernt und einen Eindruck vom Senegal bekommen mit der Gewissheit, dass es nicht das letzte Mal war, das sie ihren Vater besucht haben.

Und das Wichtigste, was sie gelernt haben:

'Aduna Refetna - das Leben ist schön'

Ein Highlight des Abends war, dass Beate dem Publikum ein Livevideo mit Boubacar vorspielte. Es waren zwei gelungene Samstage mit einem authentischen Lebensbericht aus der Feder von Beate Sarrazin. Wieder mal erste Sahne vom Feinsten.