Mieter an der Mühlenstraße gehen auf die Barrikaden “Wir haben die Nase gestrichen voll“
Alt-Erkrath · Die Bewohner der Mühlenstraße 20 haben die Nase gestrichen voll: An einem Dienstagmittag haben sich rund 15 von ihnen auf dem Außengelände der Wohnanlage versammelt, um uns ihren Unmut kundzutun und wir hören zu.
Viele der Mieter leben hier schon viele Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte. Vor drei Jahren hat die GWH Immobilien Holding GmbH die Anlage, die sich über die Mühlenstraße 2 bis 28 erstreckt von der damaligen Soka-Bau (Sozialkasse der Bauwirtschaft) übernommen. Laut Mieteraussage waren bis zu diesem Zeitpunkt die Außenanlagen - also Grün-, Spiel- und Aufenthaltsflächen sowie die Tiefgarage und die Außenfassaden der einzelnen Häuser gepflegt. „Der Hausmeister wohnte selber auf dem Gelände und war immer unser erster Ansprechpartner, wenn irgendwo etwas kaputt war und repariert werden musste“, sagen uns die zum Interviewtermin erschienenen Mieter.
Doch in den letzten Jahren häufen sich die Beschwerden seitens der Bewohner. „In der Tiefgarage ist seit Monaten an mehreren Stellen das Licht kaputt, viele Sitzgelegenheiten auf dem Außengelände sind stark vermoost oder sogar marode. Die Außenfassade ist durch die Witterung ebenfalls in Teilen vermoost und sieht sehr ungepflegt aus.“ Außerdem beklagen die Mieter, dass der Rasen und die Büsche nicht oft genug gemäht werden und das Grünzeug nach den - aus ihrer Sicht - viel zu seltenen Pflegearbeiten nicht fachgerecht entsorgt wird, sondern einfach ins Gebüsch geworfen wird. „Für unsere älteren Mieter und auch für Kinder haben sich hochgedrückte Außenplatten und Steine der Gehwege zu bösen Stolperfallen entwickelt, an manchen Stellen ist es durch Moosbefall sogar sehr rutschig.“ Ein Mieter ist sogar schon auf einer der maroden Treppen zur Tiefgarage ausgerutscht.
Obwohl die Außenanlage immer ungepflegter ist und Gärtner nur selten vor Ort sind, sollen die Mieter nun statt rund 16.000 Euro jährlich, anteilig für rund 71.000 Euro Gartenpflege über die Nebenkosten aufkommen.
Regelmäßig machen die Bewohner die GWH auf diese oder andere Missstände aufmerksam. Per Mail oder per Telefon. „Das zeigt aber so gut wie keine Wirkung. E-Mails verlaufen im Sande, per Telefon ist oft keiner erreichbar oder es tut sich danach ebenfalls nichts. Laut der eingeschworenen Mieterschaft lag beispielsweise ein umgefallener Baum ein ganzes Jahr lang herum, bevor jemand kam und ihn zersägte und entsorgte. Ähnlich verhielt es sich mit einer defekten Haustür, die plötzlich nicht mehr richtig schloss. „Ich habe regelmäßig den Vermieter per Mail und Telefon darauf aufmerksam gemacht und wurde immer und immer wieder vertröstet. Zwei Jahre hat es gedauert, bis sie endlich repariert war. Das kann doch nicht sein?“
Nach dem Hochwasser 2021 wurde nicht einmal der Sand in den Sandkästen ausgewechselt. „Die haben einfach neuen oben drauf gekippt, obwohl der alte Sand doch durch das Abwasser total kontaminiert war.“ Auch Spritzen habe man im Außengelände schon gefunden. Hinter der Fassadenverkleidung und in einem Rollladenkasten hätten sich Mäuse eingenistet, die auch den Weg ins Innere finden. Vom Vermieter aufgestellte Giftköder seien zum Teil frei zugänglich gewesen, was in einem Haus mit Kindern eine Gefahrenquelle darstelle. Mehrmals sei auch der Aufzug über Monate kaputt gewesen.
„In den Wintermonaten läuft das Regenwasser oft an der Fassade entlang. Besonders an den Fenstern ist die Feuchtigkeit extrem zu bemerken. In manchen Ecken ist die Feuchtigkeit auch im Inneren zu erkennen und es bildet sich Schimmel in den Wohnungen.“
Auch die Außenparkplätze scheinen seit Jahren nicht gereinigt worden zu sein. Überall findet man altes Laub und anderen Unrat auf und am Rande der Stellflächen.
Ausziehen und sich eine neue Wohnung suchen, ist für die meisten in dieser Runde keine Option. „Wir fühlen uns hier, abgesehen von den Mängeln, wohl, das ist unser Zuhause und wir haben eine tolle Gemeinschaft.“ Manche Mieter haben sich Hilfe bei Anwälten oder dem Mieterschutzbund gesucht. Auch hier nur mit mäßigem Erfolg, da der Vermieter selbst auf Anwaltsschreiben nur sehr zeitverzögert reagiere.
Wir haben die GWH per Mail um Stellungnahme zu der genannten Problematik gebeten und innerhalb weniger Tage Antwort erhalten. Diese nimmt zu einzelnen Punkten wie folgt Stellung: „Die GWH nimmt die Anliegen ihrer Mieterinnen und Mieter sehr ernst. Nachfolgend finden Sie einige Informationen zu den von Ihnen geschilderten Punkten.
Bei der Liegenschaft in der Mühlenstraße 20 handelt es sich um ein Fondobjekt aus dem ELM-Ankauf der Sozialkasse der Bauwirtschaft (Soka-Bau). Die Bewirtschaftung der Soka-Bau und der GWH unterscheiden sich beispielsweise dahingehend, dass die GWH Gartenpflegearbeiten nicht selbst durchführt, sondern an externe Dienstleister vergibt. Hieraus resultieren Unterschiede in den Kostenstrukturen. Ein zusätzlicher Faktor von Kostensteigerungen ist auch die marktwirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre und das damit steigende Preisniveau.
Die GWH bedauert es, dass einige Mieterinnen und Mieter der Mühlenstraße 20 mit dem Zustand des Außengeländes unzufrieden sind. Jedoch können die Schilderungen zum Zustand des Außengeländes nach Rücksprache mit dem zuständigen Hausmeister, der Kaufmännischen Immobilienmanagerin und dem Technischen Immobilienmanager nicht bestätigt werden. Die Anlage wird im Rahmen der regelmäßigen Verkehrssicherungsbegehungen kontrolliert, dabei wurden keine erkennbaren Gefährdungen festgestellt. Die Beschwerde wird allerdings zum Anlass genommen, die Sitzgelegenheiten und Spielgeräte von eventuellen Vermoosungen befreien zu lassen. Eine Sanierung der Außenfassade der Häuser ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant.
Nachdem der Mäusebefall gemeldet wurde, wurde umgehend ein Fachunternehmen beauftragt, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um eine Beseitigung sicherzustellen. Die GWH vertraut dem Fachunternehmen, die Köderboxen sach- und fachgerecht auf dem Gelände zu platzieren.
Für die Reinigung der Außenstellplätze wird zeitnah ein externer Dienstleister beauftragt. Die Instandsetzung der Leuchtmittel in der Tiefgarage wurden ebenfalls beauftragt. Es ist nicht bekannt, dass ein Mieter auf der Treppe zur Tiefgarage gestürzt sein soll. Die GWH wird den besagten Treppenabgang allerdings prüfen und im Falle einer Unfallgefahr reinigen und instand setzen lassen.
Meldungen zu Schimmelbefällen werden umgehend durch eine Fachfirma geprüft und bei Auftreten beseitigt. Häufige Ursachen für Schimmelbefall sind immer noch fehlerhaftes Heizen und Lüften. Dies bestätigen auch die Messungen des Fachunternehmens.
Die defekte Hauseingangstür wurde ausgetauscht, sodass keine weiteren Probleme auftreten sollten. Reparaturen von Aufzugsanlagen sollten sich aufgrund eines Dienstleisterwechsels in Zukunft schneller gestalten.
Die Erreichbarkeit der GWH ist über das Zentrale Kundenmanagement per E-Mail und telefonisch, die Mieter-App sowie die Hausmeistersprechstunde immer gegeben. Alle Anfragen und Mängelmeldungen der Mieterinnen und Mieter werden sorgfältig geprüft und so schnell wie möglich bearbeitet.“
Zwei Tage nach unserem Interviewtermin war laut Mieteraussage eine sechsköpfige Delegation der GWH inklusive Hausmeister vor Ort und hat sich einen ersten Überblick über die Mängel verschafft. Danach sei zumindest der Rasen gemäht worden. Mehr sei aber bisher auch nicht passiert...