Heuernte im Kreis Mettmann Rehkitz-Retter im Einsatz
Erkrath · Jedes Jahr sterben etliche Rehkitze bei Mäharbeiten. Sie werden von den Ricken, den weiblichen Rehen, im hohen Gras abgelegt. Allein im tiefen Gras liegend, sind die Rehkitze in den ersten Lebenstagen nahezu geruchlos für Fressfeinde und nur schwer im Schutz des hohen Grases zu finden.
Der so genannte „Drückinstinkt“ sorgt dafür, dass die Kitze reglos auf dem Boden verharren anstatt zu flüchten, wenn ihnen Gefahr droht. Jeder Landwirt ist dazu verpflichtet, seine Grünflächen vor der Mahd abzugehen und nach Rehkitzen Ausschau zu halten, um sie dann aus der Gefahrenzone zu bringen. Unterstützung bekommen sie dabei von der Kreisjägerschaft Mettmann, deren Jäger und Jagdaufseher mit von der Partie sind, wenn die Felder abgegangen werden müssen. In Erkrath hat sich außerdem im Mai 2019 eine private Initiative gebildet, um die Jägerschaft beim Abgehen tatkräftig zu unterstützen. Die Gründerin dieser Initiative ist Petra Osagie. „Ich bin öfters im Stindertal mit meinem Hund unterwegs“, sagt Petra Osagie.
„Damals sind mir öfters die Jäger begegnet, die die Felder nach Kitzen durchsuchten. Bei einer Informationsveranstaltung zu diesem Thema bin ich neugierig geworden und war als Zuhörer mit dabei. Danach habe ich die Jäger gefragt, ob sie vielleicht Helfer auf den Wiesen gebrauchen könnten.“ Kurze Zeit später hatte die Erkratherin durch einen Facebook-Aufruf und durch private Kontakte ein paar Leute dazu mobilisieren können. „Mit der Zeit ist unsere Gruppe immer größer geworden. Mittlerweile sind wir rund 35 an der Zahl.“ Wichtig als Helfer ist bei der ganzen Sache, das man spontan ist. Denn - oftmals melden sich die Bauern relativ kurzfristig bei den Jägern und dann muss innerhalb weniger Stunden ein Trupp zusammen gestellt werden und vor Ort sein. Das hängt damit zusammen, dass die Bauern, wenn sie Heu machen, sich nach dem Wetter richten müssen und das ist, wie wir selber alle wissen, nicht immer bis ins kleinste Detail vorauszusehen. Der Arbeitsalltag eines Landwirtes richtet sich nun mal größenteils nach dem Wetter und erst an zweiter Stelle nach der Uhr. „Doch meist schaffen wir es, schnell zu reagieren und genug Leute zusammen zu trommeln“, so Petra Osagie.
Je nach Wiesengröße sind die ehrenamtlichen Helfer ein bis drei Stunden im Einsatz - immer in Begleitung mit den Jägern beziehungsweise Jagdpächtern. „Wird ein Kitz in der Wiese gefunden, kommt es entweder in eine Kiste und wird an den Rand der Wiese in Sicherheit gebracht oder aber wir setzen die Kiste über das Rehkitz, die Stelle wird markiert und der Bauer fährt dann drumherum“, so Winfried Edelmann, Jagdpächter. In dieser Saison haben Edelmann und sein Team bereits sieben Wiesen abgesucht, doch das ist für dieses Jahr erst der Anfang. Von einem Mähwerk getötet zu werden, ist für die kleinen Rehkitze eine potenzielle Gefahr, die andere geht von nicht anleinten Hunden aus. Deshalb appellieren sowohl Petra Osagie, als auch Winfried Edelmann an alle Hundehalter: Leinen Sie im Wald, an Feldern und Wiesen während der Brut- und Setzzeit Ihren Hund an und behalten Sie ihn im Blick. Oftmals liegen die Kitze nur wenige Meter von den Wegen entfernt. Deshalb ist es auch wichtig, dass Ihr Hund nicht im Unterholz stöbert und damit wohlmöglich die Kitze aufscheucht, jagt oder gar verletzt. Der Wald gehört in erster Linie den Tieren, die in ihm leben. Wir Menschen sind hier nur Gast und sollten uns entsprechend verhalten.
Wer den Rehkitz-Rettern helfen möchte, nimmt einfach Kontakt zu Petra Osagie per Mail unter petraosagie@gmail.com auf und per Facebook auf Messenger. Ebenso freut sich die Gruppe, wenn weitere Landwirte und Jäger mit ihr in Kontakt treten, damit noch weitere Fläche in Erkrath und Umgebung (Gerresheim, Mettmann, Hilden, Haan und Gruiten) vor der Mahd abgegangen werden können.