NSG Neandertal ruft zum Nachdenken auf
Erkrath · Bürgerinitiative weiter gegen Erschließung der Neanderhöhe 2019 hat der Stadtrat beschlossen, auf der Neanderhöhe ein neues Gewerbegebiet anzulegen.
Die Naturschutzgemeinschaft (NSG) Neandertal setzt sich seitdem für die Nichtbebauung der Neanderhöhe ein. „Aber unsere Argumente wurden nicht gehört. Heute sehen wir uns aber in vielen unserer Kritikpunkte bestätigt“, sagt Wolfgang Heuschen als Vertreter der NSG. Anlass darüber zu informieren sind die aktuell geplanten Erschließungsmaßnahmen von Seiten der Stadt.
So hat die NSG beispielsweise von Anfang an stark angezweifelt, dass es in Erkrath Bedarf an noch mehr Gewerbegrundstücken gibt. „Trotz intensiver Vermarktungsbemühungen der Stadtverwaltung konnten bis heute lediglich zwei Unternehmen genannt werden, die Interesse an einem Gewerbegrundstück auf der Neanderhöhe gehabt hätten“, so Heuschen. Beides seien Unternehmen gewesen, die schon in Erkrath angesiedelt sind. „Das hätte also weder zusätzliche Arbeitsplätzen geschaffen noch zusätzliche Gewerbesteuer gebracht“, führt er fort.
Weiter hat die NSG darauf hingewiesen, dass es in Erkrath einen großen Leerstand an Gewerbeimmobilien gibt und hatte seinerzeit angeregt, die Stadt möge lieber diese Flächen erwerben und neu vermarkten. „Dadurch wären Ressourcen geschont und die vorhandenen Gewerbegebiete aufgewertet worden“, so Heuschen. Heute sei der Leerstand zum Beispiel in Unterfeldhaus noch deutlich gestiegen und das dortige Gewerbegebiet werde eben dadurch zunehmend unattraktiver. „Örtliche Gewerbetreibende beschweren sich bereits über den Zustand“, so Heuschen.
Auch hat die NSG seit 2019 immer wieder daran erinnert, dass im Umfeld der Neanderhöhe viele historische Spuren aus unterschiedlichen Epochen gefunden wurden: Vom Hochdahler Faustkeil (200.000-300.000 Jahre alt) über den weltberühmten Neandertaler (42.000 Jahre alt) und Tierknochen und Steinwerkzeuge aus der jüngeren Altsteinzeit (ca. 25.000 Jahre alt) bis zum Hochdahler Hof (14. Jhd).
„Da lag der Verdacht nahe, dass auch in anderen Epochen Menschen auf der Neanderhöhe gesiedelt haben. Dieser Verdacht bestätigte sich dann als 2022 die Überreste einer eisenzeitlichen Siedlung (450v.Chr-100v.Chr.) auf der Neanderhöhe ausgegraben wurden. Die zuständigen Archäologen schlossen ausdrücklich nicht aus, dass in tieferen Sedimentschichten weitere Spuren altsteinzeitlicher Jäger und Sammler zu finden sind“, führt Heuschen, der selbst Archäologe ist, aus.
„Jetzt möchte der Stadtrat auf der Neanderhöhe Erschließungsmaßnahmen durchführen. Hierzu sollen nicht nur Straße und Kanal gebaut werden, es ist geplant das gesamte Gelände einzuebnen“, so Heuschen. Er und seine Mitstreiter sagen: „Lagen die Schätzkosten für die Erschließung 2019 noch bei 2 Millionen Euro, sollen jetzt gar 5 Millionen Euro im Haushalt hierfür eingeplant werden.“
„Da ist der Stadtrat also drauf und dran mit einem Schlag das kulturelle Erbe unserer Stadt zu zerstören und uns gleichzeitig weiter in den Nothaushalt zu treiben. Und das alles völlig ohne erkennbaren Grund, denn die Nachfrage reicht ja nicht einmal zur Auslastung der bestehenden Gewerbegebiete“, sagt Kerstin Berz, NSG-Mitglied seit der ersten Stunde.
„Wir möchten alle Ratsmitglieder auffordern noch einmal intensiv darüber nachzudenken, ob dieser Schritt wirklich sinnvoll ist. Vielleicht sollten wir das Geld lieber in die Hand nehmen, um endlich in Unterfeldhaus aktiv zu werden, bevor dort auch die letzten Gewerbesteuerzahler noch abwandern.“