„Ich setzte mich weiter für Erkrath ein“
Erkrath · Sabine Lahnstein stellt für viele Erkrather Bürger nicht erst seit der Flüchtlingskrise eine Person mit Mut und Engagement dar. Dass die stellvertretende Bürgermeisterin seit Jahren ein Aushängeschild, gerade für die Sozialdemokraten darstellt, dürfte den Meisten bewusst gewesen sein.
Damit ist nun allerdings endgültig Schluss.
Die ehemalige stellvertretende Ortsverbandsvorsitzende zieht einen Schlussstrich unter ihre rote Parteikarriere. "In meinen Augen hat die SPD bereits vor einiger Zeit den Mumm verloren, für die Dinge einzustehen, die diese Partei auch unterstützen sollte: Menschen und deren Bedürfnisse, egal welcher Herkunft." Die Verabschiedung des Asylpakets II hat für die Ratsfrau das Fass zum überlaufen gebracht. "Nicht alle Aspekte dieses Pakets sind schlecht, doch beispielsweise das Thema Familienzusammenführung ist für mich ein schlechter Witz. Durften minderjährige Jugendliche bis dato legal ihre Eltern nachholen, geschieht dies jetzt nur noch mit einer Zweijahresfrist. Da die meisten Jugendlichen, die ihren Weg aus Bürgerkriegsgebieten ins sichere Deutschland wagen, zwischen 14 und 16 Jahren sind, ist das Thema für eine Vielzahl mit Vollendigung der Volljährigkeit völlig sinnlos."
Dass von 193 SPD-Mitglieder im Bundestag 142 dafür gestimmt haben, grenzt für Lahnstein an einen Schwachsinn ohne Gleichen. "Ebenso, dass Menschen mit einem schlechten Gesundheitszustand direkt wieder abgeschoben werden können. Unmenschlicher geht es kaum!" Ihre Entscheidung hat, laut der ehemaligen SPDlerin, nichts mit der kommunalen Partei zu tun. "Die Bundesregierung setzt Dinge um, die in den Kommunen nicht realisiert werden können."
Am vergangenen Donnerstag verkündete Sabine Lahnstein ihre Entscheidung offiziell vor ihren Ratskollegen, stellte aber klar, auch weiterhin als freie Bürgerin ihre Mandate behalten zu wollen. "Durch meine Entscheidung hat sich nichts an meiner Werteinstellung verändert. Ich werde weiterhin stellvertretende Bürgermeisterin bleiben und Erkrath im Rat durch meine Stimme unterstützen."
Auch das ehrenamtliche Engagement soll nicht unter dem Entschluss leiden. "Bisher musste ich 30 Prozent (rund 200 Euro) meiner Mandatserträge an die SPD abführen. Dies werde ich nun in soziale Projekte und Vereine investieren." Und ein Besuch gehört ebenfalls mit zur neuen Tradition der Erkratherin. "Meine erste Spende sowie ein Besuch vor Ort sollen an das Kinderhaus Sandheide gehen", verspricht Lahnstein abschließend. Somit hat Erkrath eigentlich nur gewonnen.