Für einen würdevollen Abschied

Erkrath · Sabine Jachmann ist Trauerrednerin. Ihre Ausbildung: Das Leben, die Liebe zu Menschen und ihr Glaube.

Sabine Jachmann liebt Literatur, der sie auch Anregungen für einfühlende Worte entnimmt, die mit in ihre Reden einfließen.

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(RG) Auch wenn wir versuchen den Tod von uns fern zu halten: Irgendwann kommt für jeden von uns der Tag, an dem ein lieber Menschen von uns geht. Und plötzlich ist der Tod ganz nah und die Trauer mit der wir umgehen müssen berührt uns tief. In der Trauerfeier, in der wir Abschied nehmen, spielt die Trauerrede eine wichtige Rolle. In Zeiten, in denen so gut wie jeder Mensch einer Kirchengemeinde angehörte, war es selbstverständlich, dass ein Gemeindepastor diese Rede hält. In der heutigen Zeit sind viele Menschen durch Kirchenaustritte konfessionslos. Was dann?

Neben Pastoren der Gemeinden haben sich in den letzten Jahren Trauerredner etabliert. Ähnlich wie Gemeindepastoren besuchen sie die Angehörigen, um die richtigen Worte für einen würdevollen Abschied zu finden. Sabine Jachmann ist eine solche Trauerrednerin. Aber wie wird man Trauerredner? Eine Ausbildung dafür gibt es nicht. Hört man ihr zu, versteht man, welchen Anteil eigene Erfahrungen an der Befähigung zum Trauerredner haben. 1991 starb ihr Vater. "Der konfessionelle Prediger hat eine so unpersönliche Rede gehalten, dass es innerlich wehtat. Er war vor der Trauerfeier nicht einmal zu einem Kondolenzbesuch in der Familie", erinnert sie sich noch heute. Das hatte sie sich für ihren Vater nicht gewünscht und diese Erfahrung schmerzt bis heute. Als sie dann mit gerade 36 Jahren als Mutter von zwei Kindern plötzlich ihren Mann verlor, war für sie inmitten des Schocks und der Trauer wichtig, dass es für ihren Mann und auch für die Familie eine würde- und liebevolle Abschiedsfeier gibt. Halt fand sie nach dem Tod ihres Mannes vor allem in der Gemeinde, in der sie inzwischen tief verankert war. Kennengelernt hatte sie ihren Mann in Duisburg noch während des Studiums der katholischen Religionslehre und Schulmusik. Dann führte der Weg der Beiden nach Hochdahl. Sabine Jachmanns Mann wurde der erste Leiter des Haus der Kirchen in Hochdahl und später der erste Leiter des Franziskus Hospiz.

Als Organistin spielte und spielt Sabine Jachmann Begleitmusik auf Trauerfeiern und hörte viele Trauerreden. Im Rahmen einer dieser Trauerfeiern kam sie mit einer Hochdahler Bestatterin ins Gespräch, mit der sie über ihre persönlichen Erlebnisse und ihre Vorstellungen von einer liebevollen und tröstlichen Trauerrede sprach. "Ihnen traue ich das zu", sagte diese und bot ihr an, für sie tätig zu werden. Das war vor 14 Jahren. "Als gläubiger Mensch bin ich der Meinung, dass jedem von uns seine Aufgabe zugeteilt wird", kommentiert sie diese Entwicklung. Als ihre Arbeitgeberin das Bestattungshaus vor zwei Jahren aus Altersgründen an eine junge Nachfolgerin übergab, entschloss sich Sabine Jachmann dazu freie Trauerrednerin zu werden. Seither arbeitet sie mit unterschiedlichen Bestattern, die auf sie zukommen, wenn für eine konfessionslose Trauerfeier ein Trauerredner gefragt ist.

Es ist schwer angesichts eines traurigen Anlasses, wie dem Ableben eines lieben Menschen, von Freude zu sprechen, aber Sabine Jachmann hat Freude an ihrer Berufung. "Ich möchte den Menschen Mut machen", sagt sie und das gelingt ihr. Auf einer ihrer Trauerreden habe ich das sehr persönlich erlebt. Sie zeichnet liebevoll ein Portrait des Verstorbenen und nimmt die Hinterbliebenen mit, indem sie ihnen aufzeigt, wie man aus dem Hadern mit dem schmerzhaften Schicksal zu freudvoller Erinnerung an den Menschen findet, von dem man in diesem Leben Abschied nehmen musste. Selbst gläubig, will Sabine Jachmann niemanden zum Glauben bekehren. Sie holt jeden dort ab, wo er ist. In seiner Trauer. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen haben sie dankbarer gegenüber dem Leben gemacht und als eine, die in Hochdahl die Entstehung des Hospiz hautnah miterlebt hat, schätzt sie die Worte der Mitbegründerin der englischen Hospizbewegung Cicely Saunders "Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben."