„Wir fordern eine Kostenprüfung“
Erkrath · Feuerwache und Gerätehaus sind zu teuer: Die Bürgerinitiative Erkrath21 fordert Kostenüberprüfung beim Feuerwehrvorhaben.
(tb) Zu hohe Baukosten der geplanten Neubauten der Feuerwehrhauptwache am Clever Feld sowie dem Gerätehaus an der Kreuzstraße haben die Bürgerinitiative Erkrath21 auf den Plan gerufen. Die neu gegründete Interessengemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, die stark gestiegenen Kosten für das Vorhaben von einem unabhängigen Gutachter überprüfen zu lassen.
Während eines Bürgerinformationsabends im Franziskushaus in Trills am vergangenen Donnerstag präsentierten die drei Initiatoren Peer Weber, Reinhard Baum und Michaele Gincel-Reinhardt ihre Idee und luden zur regen Diskussion zu besagtem Thema ein. In einer kurzweiligen Präsentation erinnerte Peer Weber an die Anfänge des Bauvorhabens. "2013 wurde der Beschluss eines Neubaus gefasst und fünf alternative Standorte ermittelt. Das Clever Feld wurde von SPD und CDU mehrheitlich ausgewählt, obwohl damals bereits feststand, dass dieser Standort für die Bebauung am schwierigsten geeignet sei." Gründe, dass ein Neubau im Vergleich zur Sanierung im Bestand günstiger sei, wurden bereits widerlegt.
"Gestartet wurde mit einer geplanten Bausumme von 13 Millionen Euro. Mittlerweile wird das Vorhaben auf rund 32 Millionen Euro geschätzt." Das Gerätehaus an der Kreuzstraße ist in diesen Berechnungen noch nicht enthalten. Auch in diesem Bereich haben sich die Kosten mehr als verdoppelt. "Waren anfänglich knapp drei Millionen angesetzt, gehen die Planer aktuell von rund 6,5 Millionen aus." Sorgen machen sich die Initiatoren besonders hinsichtlich der schlechten Haushaltslage der Stadt. "Die Schulden der Stadt haben auch ohne die Feuerwehrneubauten von 2006— 2016 um 31,9 Prozent zugenommen. Mit der aktuellen Planung würden sich die Schulden von 68 Millionen Euro auf über 100 Millionen Euro ausweiten."
Dass sich bereits Landrat Thomas Hendele zur Haushaltssituation geäußert hat und die Schuldenentwicklung als "besorgniserregend" und "kreisweit einzigartig" betitelt, spiegelt die Angst der drei Initiatoren wieder. "Eine Haushaltssicherung würde für Erkrath bedeuten, dass viele freiwillige Leistungen wie Büchereien, Musikschule und Zuwendungen an Vereine auf dem Prüfstand ständen und nicht mehr gewährleistet werden können", gibt Michaele Gincel-Reinhardt, die jahrelang die Stadtbücherei am Bürgerhaus leitete, zu bedenken.
Mit einem Bürgerbegehren möchte Erkrath21 den Stadtrat dazu bringen, einen unabhängigen Gutachter zur Kostenüberwachung einzusetzen. "Dabei geht es uns nicht darum, das Vorhaben in die Länge zu ziehen. Ein solches Gutachten könnte auch parallel zur Planung umgesetzt werden. Wir sind grundsätzlich für einen Neubau und sind auch für das Engagement der Feuerwehr dankbar, möchten den Blick aber nicht vor der Kostenentwicklung verschließen", ist sich Peer Weber sicher. In einer anschließenden Diskussionsrunde bekamen die drei Sprecher jedoch nicht nur positive Resonanz auf ihre Planung. Der vorangegangene Vergleich mit den Bauprojekten anderer Kreisstädte- Ratingen, Monheim und Langenfeld bauten kostengünstiger neu, Haan und Hilden haben im Bestand saniert und Mettmann plant eine Modernisierung- wurde von einigen anwesenden Bürgern in Frage gestellt.
"Die Strukturen der Feuerwehr in den einzelnen Städten sind unterschiedlich und lassen sich nicht miteinander vergleichen", so eine Wortmeldung. Auch wünschten sich einige Interessierte, mehr Informationen über die Kostenverteilung der rund 32 Millionen Euro zu erfahren, die in der Präsentation nicht aufgeführt wurden. Die Mehrheit zeigte sich vom Engagement der Bürgerinitiative jedoch begeistert und willigte ein, den Bürgerantrag zu unterstützen. "Sollte der Antrag vom Rat abgelehnt werden, werden wir mit Hilfe zahlreicher Unterschriften ein Bürgerbegehren initiieren und es gegebenenfalls auf einen Bürgerentscheid ankommen lassen", versicherte Peer Weber abschließend.
Info:
Der Name Erkrath21 wurde nicht willkürlich gewählt, sondern soll stark an das kostenintensive und gescheiterte Projekt Stuttgart21 erinnern.