Eurpäische Woche der Abfallvermeidung: Im Gespräch mit Nadine Conradi Das können wir gegen die Verschwendung von Lebensmitteln tun

Erkrath · Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fielen in Deutschland für 2021 rund elf Millionen Tonnen an Lebensmittelabfällen an. Das besagt ein Bericht an die EU-Kommision. Berücksichtigt wurden Abfälle in der gesamten Lebensmittelversorgungskette - also vom Landwirt bis zum Teller. Unter anderem kam dabei heraus, dass der Großteil dieser Form der Lebensmittelverschwendung den privaten Haushalten zugeschrieben wird: Der Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht nämlich mit 60 Prozent (6,6 Millionen Tonnen) genau hier.

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Noch konkreter bedeutet das, dass jeder Verbraucher demnach etwa 79 Kilogramm Lebensmittel im Jahr wegwirft. Wir haben uns mit Nadine Conradi, Abfallberaterin bei der Stadt Erkrath, getroffen und nachgefragt, was man tun kann, um diesem Trend entgegenzuwirken. „Der wichtigste Punkt ist zunächst, dass wir unser Konsumverhalten kritisch unter die Lupe nehmen“, gibt Nadine Conradi zu bedenken. Beispielsweise sollten wir uns die Frage stellen, ob wir zu viel Lebensmittel einkaufen und dadurch vieles am Ende in der Tonne entsorgt wird. Auch die falsche Lagerung von Lebensmitteln führt dazu, dass diese schneller verderben und somit statt in unseren Mägen im Mülleimer landen. „Ein weiterer wichtiger Punkt in das Mindesthaltbarkeits-Datum. Dies sollte auf keinen Fall als Stichtag genommen werden, um Lebensmittel ungeprüft zu entsorgen. Zuvor sollte man an den jeweiligen Lebensmitteln riechen und diese probieren, denn fast immer sind Milchprodukte, Trockenware, Konserven und Co. noch über das Mindesthaltbarkeits-Datum hinaus unbedenklich genießbar.“

Darüber hinaus sollten wir uns bewusst machen, dass Obst und Gemüse natürliche Produkte sind und auch, wenn sie vielleicht für unser Auge nicht immer perfekt aussehen, ist das oftmals noch lange kein Grund, sie wegzuschmeißen. Hier ist es ebenfalls ratsam, seine Sinne einzusetzen und erst zu probieren, bevor man eine Entscheidung trifft.

„Ich rate dazu, den eigenen Einkauf zu planen und einen Einkaufszettel zu schreiben, bevor man am Ende mit zu viel Lebensmitteln im Einkaufswagen zur Kasse geht“, sagt Nadine Conradi. Überschüssige Lebensmittel kann man außerdem durch Einfrieren länger haltbar machen. Oder man spendet solche Lebensmittel an Freunde, Familie oder Nachbarn. Alternativ kann man aus Resten auch etwas Kreatives kochen. „Die Tafel in Erkrath nimmt auch aus privaten Beständen Lebensmittel an. Die Waren müssen dazu original verpackt und noch haltbar sein.“

Um Brotabfälle zu vermeiden, gibt die Abfallberaterin uns sieben ganz einfache Tipps an die Hand:

1. Ganzes Brot hält sich länger frisch als Schnittbrot

2. Brote bei der Lagerung auf die Schnittfläche stellen

3. Brote mit Natursauerteig oder aus Vollkorn halten länger

4. Wohlfühltemperatur für Brot ist Raumtemperatur zwischen 15 und 20 Grad

5. Aufbewahrung im Brottopf (Keramik mit poröser Tonwand mit kleinen Lüftungslöchern)

6. Nicht in den Kühlschrank, denn das beschleunigt den Alterungsprozess durch Entquellen der Stärke

7. Einfrieren und bei Bedarf aufbacken

Wer clever einkauft, kann auch weiteren Müll vermeiden. Beispielsweise indem er seine eigene Einkaufstasche mitbringt und für Fleisch, Wurst und Käse statt Folien, Tüten und Papier, diese besser direkt in der selbst mitgebrachten Dose transportiert. Bei Gemüse und Obst, die bereits von Natur aus mit einer robusten Schale ausgestattet sind, kann man das Wiegeschuld direkt auf die Ware kleben. Backwaren lassen sich problemlos in selbst mitgebrachten Stoffbeuteln vom Bäcker nach Hause transportieren. Eier lassen sich in Mehrwegkartons, die man mitbringt, sicher in den heimischen Kühlschrank verfrachten. „Bei Getränken rate ich dazu, diese nach Möglichkeit in Mehrwegflaschen zu kaufen.“

Vom 16. bis 24. November findet die europäische Woche der Abfallvermeidung statt. In diesem Jahr beschäftigt sie sich mit dem Thema „Vermeidung von Lebensmittelabfällen“. Weniger Lebensmittel zu verschwenden, ist auch ein aktiver Ressourcen- und Klimaschutz. Im Kreis Mettmann gibt es dazu einen Schulwettbewerb zur Abfallvermeidung. Alle weiterführenden Schulen können sich mit ihren Ideen zum Thema beteiligen. Gesucht werden Abfallvermeidungs-Aktionen, die im Schulalltag umgesetzt werden sollen oder bereits umgesetzt worden sind. Es winken Geldpreise im Wert von insgesamt 1200 Euro. Außerdem werden die besten Ideen zur Nachahmung anderen Schulen empfohlen. Einsendeschluss ist der 11. April 2025; die Prämierung der besten Ideen findet im Mai 2025 statt.

Kurz und gut: Weitere Tipps zur Müllvermeidung

Spenden statt wegwerfen, gebraucht kaufen statt neu kaufen, reparieren statt wegwerfen, leihen statt neu kaufen

Wichtige Anlaufstellen

Die Tafel Erkrath e.V.: Hier werden noch haltbare Lebensmittel, die nicht mehr in den Verkauf gelangen und somit als Abfall beim Handel anfallen würden, an sozial schwache Menschen gespendet.

Der Secondhand Laden „Rundum“ des SKFM Erkrath: Hier werden nicht mehr benötigte Möbel, Kleidung oder Haushaltswaren als Spenden angenommen und im Anschluss im Secondhand-Warenhaus günstig angeboten.

Repair-Café „Die Werkstatt“: Unter Anleitung von erfahrenen, ehrenamtlichen Handwerkern, Technikern und Ingenieuren bekommen interessierte Erkrather Einblicke in die Welt des Handwerks und der Technik. In einem Repair-Café können alte Geräte, die scheinbar kaputt sind, oftmals wieder repariert werden.

Alle drei Einrichtungen findet man im Forum Sandheide in der Hildener Straße 28 in Hochdahl.

(nic)
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