Vögel im Nebel

Unterbach · Seit 28 Jahren beobachtet Alfred Leisten vom Naturschutzbund Wasservögel am Unterbacher See. Im Januar führt er traditionell interessierte Vogelfreunde um das Gewässer.

Gibt sein Wissen weiter: Alfred Leisten hat seine Erfahrungen aus 28 Jahren Vogelbeobachtung auf Info-Tafeln zusammengefasst.

Foto: Nikolas Golsch

(nigo) Wie ein weißes Tuch legt sich der Schnee über Sträucher und Äste der Bäume, wie eine Decke über Wege und die Sitzflächen der Bänke rund um den Unterbacher See. Nur das leise Krächzen eines Vogels durchbricht die winterliche Stille — Alfred Leisten spitzt die Ohren. Ein Blesshuhn sei es gewesen sagt der Vogelkundler des Naturschutzbundes (Nabu). Wenn es einer wissen muss, dann Leisten.

Seit 28 Jahren ist er rund um den See unterwegs, hält nach seinen gefiederten Freunden Ausschau, zählt sie gelegentlich, beobachtet sie, erfreut sich an ihnen. So ist es in all seinen Jahren als aktiver Naturschützer zur Tradition geworden, dass er im Januar eines jeden Jahres Interessierten einen Einblick in die Welt der Vögel bietet, die am und auf dem See überwintern. Ein Wochenende wie das vergangene hat er am See jedoch erst selten erlebt — in 28 Jahren war es bei seinen Exkursionen zwar bisweilen eisig kalt, Schnee fiel jedoch noch nie — und so stellte die Exkursion in diesem Jahr eine ganz besondere Herausforderung dar.

Sowohl für Alfred Leisten, als auch für die trotz glatter Straßen und verschütteter Wege zahlreich erschienenen Interessierten. Denn nicht nur über Baum und Strauch hat sich ein weißer Schleier gelegt, auch über den See und seine Bewohner. Nur wage ist die Wasserfläche des Sees zu erkennen, verborgen liegt das Wasser in Nebelschwaden und Schneefall. Dagegen gut zu erkennen ist der Lauf des Eselsbaches — eines Flusses, der ein beliebter Lebensraum des Eisvogels ist. An seinen Steilen Ufern brütet der bunt schillernde Vogel, sucht sich im klaren Wasser seine Nahrung. Ungelegen dürfte dem Vogel da das Hochwasser des Baches in den vergangenen Wochen gekommen sein.

"Durch das Hochwasser ist das Wasser sehr trüb geworden und die Eisvögel haben kaum Nahrung gefunden", sagt Leisten. Dass Eisvögel ihr Revier verlassen um andernorts nach Nahrung zu suchen, sei nicht üblich — "denn in der Zeit könnten ja andere Vögel das Revier besetzen." So sei es nicht selten, dass ein Eisvogel an Nahrungsmangel stirbt. Einige Vögel sind dann aber auch trotz Nebel und Schnee zu entdecken — so wie drei der 25 am See lebenden Kormorane. Einsam stehen sie am Ufer des Sees, fliegen weg, als sich die Vogelfreunde nähren. Von einem Aussichtspunkt ein paar Meter weiter, entdeckt Leisten noch einen Graureiher — selten sind die am Unterbacher See, lediglich zwei Paare gibt es hier. "Vor ein paar Jahren haben die sich hier angesiedelt, niedergelassen", erzählt der Naturschützer. Lange hätte es keine Reiher gegeben, dementsprechend erfreut sei er über die vier Exemplare.

Sein Wissen über die Wasservögel des Sees hat Alfred Leisten jetzt auch einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht — seit noch nicht allzu langer Zeit stehen am Ufer des Sees Infotafeln mit Abbildungen der Vögel und deren auffälligsten Kriterien. Eine Zusammenfassung dessen, was Alfred Leisten in 28 Jahren beobachtet und dokumentiert hat.