Interview mit Silke Kirchmann und Sebastian Pietschek Franziskus-Hospizzentrum eröffnet Tageshospiz

Hochdahl · Das stationäre Hospiz und die ambulante Hospizbegleitung sind den meisten Menschen bekannt. Was ist dem gegenüber ein Tageshospiz? Das erläutern im Gespräch mit Hospiz-Pressemitarbeiter Gerd Michalek die Hospizleiterin Silke Kirchmann und ihr Stellvertreter Sebastian Pietschek.

Das Tageshospiz stellt  sechs Tagesplätze an zwei Wochentagen zur Verfügung.

Foto: FHH

Was bewegt schwerstkranke Menschen besonders?

Nach der Mitteilung einer progredienten (zum Tode führenden) Diagnose reagieren Menschen sehr unterschiedlich. Die einen weinen, andere wiederum gehen in die Verleugnung, dritte verfallen in Aktionismus. Was allerdings die meisten Menschen eint, ist die Erschütterung. Insbesondere wenn der Erkrankte realisiert, das Schicksal ist unabwendbar.

Viele berichten von dem Gefühl der Isolation und des „anders sein“. So berichtet eine betroffene Frau:‘Mit der Diagnose entstand zwischen mir und den Gesunden eine rote Linie, ich war plötzlich anders – gehörte nicht mehr zu den Gesunden. Es war mein „Point of no Return“, an diesem Tag wusste ich, ich werde nie wieder so unbeschwert und glücklich sein wie zuvor im meinem Leben!‘“

Welche Zugangsvoraussetzung hat der neue Bereich?

Ähnlich wie im stationären Bereich bedarf es einiger Formalitäten. Neben einer progredienten Diagnose muss der behandelnde Arzt eine Hospiznotwendigkeitsbescheinigung ausstellen. Zudem müssen die Gäste voll orientiert sein und noch aktiv am Gemeinschaftsleben teilnehmen können. In der Regel ist ein solches Angebot an jüngere Menschen gerichtet.

Was ist die Aufgabe eines Tageshospizes?

Der Fokus unseres Tageshospizes „Treffpunkt“ ist das gemeinschaftliche Leben. Hierbei geht es um die individuellen Bedürfnisse der Gäste zum einen und dem gemeinschaftlichen Zusammenleben mit Betroffenen zum anderen. Die gemeinsame rote Linie (siehe erste Antwort oben) zu akzeptieren und mit ihr noch eine gute Zeit zu leben. Das Gefühl entwickeln zu können, nicht alleine zu sein. Es geht um verbindende Erlebnisse. Neben den gemeinsamen Mahlzeiten – die im Übrigen auch selber zubereitet werden können, geht es auch um positive lebensbejahende Erlebnisse. Zum Beispiel das Besuchen von Kulturveranstaltungen, Wellnesstagen oder ganz einfach das Vorlesen von Geschichten. Entscheidend ist die Offenheit der Mitarbeitenden, Impulse der Gäste aufzunehmen und umzusetzen.

Wie viele Tageshopiz-Plätze bietet das FHH voraussichtlich an?

Geplant sind sechs Tagesplätze an zwei Wochentagen: dienstags und donnerstags jeweils von 8 bis 17 Uhr.

Was kostet ein solcher Platz?

Die Plätze sind für die Gäste kostenfrei. 95 Prozent werden über die Krankenkassen finanziert, 5 Prozent müssen über Spenden bezuschusst werden. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Franziskus Hospiz e.V. ist die Realisierung möglich.

Können Sie erläutern, wie sich der Tagesbereich räumlich gegliedert ist?

Das Tageshospiz hat einen Gruppenraum, einen Ruheraum und einen kleinen Speisesaal, außerdem eine Terrasse und ein kleines Büro für die Mitarbeitenden. Ein Highlight ist das Badezimmer! Wir haben es als „Wellness-Bad“ konzipiert, was wir dank einer Großspende des Rotary-Clubs Unterfeldhaus realisieren konnten. Die Badewanne hat einen komfortablen seitlichen Einstieg und verfügt über besondere Sound- und Lichteffekte. Es gibt eine Wassersprudeleinheit und andere Besonderheiten.

Bekanntlich hatte das Franziskus-Hospiz vor rund 15 Jahren bereits ein Tageshospiz. Doch aus wirtschaftlicher Sicht – sagte man – hat es sich nicht gerechnet und wurde eingestellt. Sind die Aussichten für eine stabile Nachfrage heute besser als damals?

Die Franziskus Hospiz-Visionäre waren damals der Zeit voraus. Hätten sie es sechs oder sieben Jahre später angeboten, wäre es sicherlich ein Erfolg geworden. Allein in England gibt es über 200 solcher Einrichtungen. Die englischen Einrichtungen werden übrigens „Creative Living Centres“ genannt. Dies macht deutlich, was ein Tageshospiz ist: Ein lebendiger, kreativer Ort! In Anlehnung daran nennen wir unser Tageshospiz - „Treffpunkt - Palliativ-Aktiv-Kreativ“. Wir sind überzeugt davon, dass unser Projekt gelingen wird. Wir haben bereits vor drei Jahre über eine Masterarbeit der Fachhochschule Vallendar diesen Standort evaluieren lassen. Das Fazit: Durch die gute Infrastruktur von SAPV und ambulanten Hospizeinrichtungen ist ein solches Angebot für unsere Region sowohl sinnvoll als auch notwendig.

In welchem Monat soll es losgehen?

Wenn alles nach Plan läuft, geht es im Mai los.

Zum Schluss noch eine Frage: Mit welchem Startgefühl „bauen“ Sie die neue Säule des Franziskus-Hospizzentrums auf?

Wir sind mit freudiger Erwartung gespannt. Unser Haus genießt einen außerordentlich guten Ruf und hat besonders in den letzten Jahren neue Themenfelder erschlossen. Wir hoffen auf große Resonanz.

Ab jetzt sind Anfragen möglich im FHH bei Siegfried Schulte unter Telefon 02104/9372-0.