Besuch aus Kolumbien

Hochdahl · Die beiden Aktivistinnen Nora Londoño und Olga Lucía Álvarez besuchten das Naturschutzzentrum Bruchhausen.

Nora Londoño (l.) und Olga Lucía Álvarez (r.) beim gemeinsamen Abendessen im Naturschutzzentrum.

Foto: RG

(RG) In ihrer Heimat Kolumbien sind die Biologin Nora Londoño und die Theologin Olga Lucía Álvarez als Menschenrechtsaktivistinnen in der pax christi Gruppe Medellin aktiv. Jetzt folgten sie einer Einladung der Erftstädter pax christi Gruppe nach Deutschland, um Gleichgesinnte zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. In Bruchhausen zeigten sie großes Interesse an der dortigen Arbeit zur nachhaltigen Umweltbildung.
Nora Londoño engagiert sich für die Erhaltung der Regenwälder und für die Wiederaufforstung in der Vergangenheit gerodeter Flächen. Sieben Organisationen sind in Kolumbien daran beteiligt.

"Wir versuchen mit diesem Projekt gleichzeitig die Situation der Frauen im Land zu verbessern, die kaum eigenes Einkommen haben", berichtet sie. Das geschieht vor allem dadurch, dass nicht in großem Umfang Leistungen fremd eingekauft werden, sondern die Frauen die Anzucht schnell wachsender Baumarten übernehmen und dadurch ein Einkommen erzielen. Inzwischen arbeiten Frauen aus fünf verschiedenen Gemeinden mit in diesem Projekt. Den Frauen, die sich an der Anzucht beteiligen, hat man vor Ort einen Namen gegeben, der in der deutschen Übersetzung 'die das Leben säen‘ bedeutet. Gleichzeitig versucht man die Kinder für den Wald und dessen Bedeutung für die Umwelt zu sensibilisieren, um in Kolumbien ein nachhaltiges Umweltbewusstsein zu fördern.

Die Theologin Olga setzt sich in Kolumbien vor allem für Frauen und ihre Rechte ein. Sie engagiert sich für Frauen, die inhaftiert waren. Viele davon saßen schuldlos im Gefängnis. Sie berichtet von einer Frau, die als Angestellte einen Kassenbericht im Unternehmen gegenzeichnen musste und anschließend wegen Geldwäsche angeklagt und inhaftiert wurde. Fünf Jahre hat sie im Gefängnis verbracht, bevor sie entlassen wurde. Ihre Unschuld ist längst bewiesen, aber auch sieben Jahre nach der Haft hat sie keinerlei Entschädigung erhalten. Kolumbien hat lange, unruhige Zeiten hinter sich, in denen rund sieben Millionen Menschen von ihrem Land vertrieben wurden. Seit einem Jahr besteht ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den FARC-Rebellen, aber die Umsetzung gelingt nur schleppend und Menschenrechtsverletzungen gehören immer noch zur Tagesordnung.

Für Nora und Olga gibt es wohl auch in den kommenden Jahren noch viel zu tun. An diesem Abend genossen sie in Bruchhausen den Austausch mit interessierten Teilnehmern und eine Kürbissuppe aus frischen Zutaten, direkt aus den Pflanzungen des Naturschutzzentrums. Zum Abschied luden sie die Teilnehmer zu einem Gegenbesuch in Kolumbien ein, um den 'magischen Wald‘ dort kennenzulernen, in dem Baumarten und Pflanzen wachsen, die es nirgendwo anders auf der Welt gibt und in dem es eine Vielzahl unterschiedlicher Kolibri-Arten gibt.