Fouls, Prügel und Pöbeleien

Erkrath/Düsseldorf · Tatort: Kreisliga B. Die Partie zwischen dem SSV Erkrath und SFD '75 endete mehr als unschön. Denn das, was nach dem Spiel auf dem Weg zum Parkplatz passierte, hat mir fairem Sport nichts mehr zu tun.

Hier passierte es: Der Sportpark Niederheid in Düsseldorf, wo der SFD ’75, übrigens einer der größten Vereine der Landeshauptstadt, seine Heimspiele austrägt. Oder ausgetragen hat, denn beide ersten Mannschaften wurden zurück gezogen.

Foto: Nici Gehring

(nic/FF) Der Faustschlag kam schnell und präzise und brach SSV-Kapitän Michael O. den Kiefer. Im Krankenhaus mussten ihm sieben Zähne gezogen und der Knochen mit Metallplatten geflickt werden. "Ich bin seit 30 Jahren im lokalen Fußballgeschehen aktiv, aber so etwas habe ich noch nie erlebt", sagt Co-Trainer Hajo Fritsch. Dem Erkrather ist der Schock noch anzumerken. Schon während des Spiels war die Stimmung unter den Spielern und Zuschauern aufgeheizt. "Unser Spieler Dominik R. wurde böse gefoult und als er am Boden lag sogar noch mal vom Gegner getreten." Es folgte die Rote Karte für einen SFD-Spieler. Nach der Partie, auf dem Weg zum Parkplatz, geschah es dann: "Einige aus der Mannschaft des SFD hatten es auf Dominik abgesehen. Deshalb sollte er nicht alleine zum Parkplatz gehen.

In einer kleinen Unterführung lauerten dann Spieler der gegnerischen Mannschaft unseren Jungs auf." Erkraths Kapitän Michael O. wollte schlichten, als ihm plötzlich ein Faustschlag den Kiefer zerschmetterte. Vor den Augen von anwesenden Spielerfrauen und Kindern! Danach flüchtete der Schläger. Michael O. erstattete Anzeige bei der Polizei. Mittlerweile hat ein Sportgericht über den Fall geurteilt und Haupttäter Oguz E. mit der Höchststrafe von 18 Monaten gesperrt, sein Mitspieler Mourad R. wird bis Anfang Dezember nicht mehr spielen. Der SFD zog Konsequenzen und nahm sofort beide Seniorenmannschaften aus dem Spielbetrieb. "Wir warten nun darauf, dass der Fall vor einem Zivilgericht verhandelt wird", sagt Hajo Fritsch. "Mit Sport und Fair Play hat das nichts mehr zu tun. Das ist Respektlosigkeit in höchstem Maße."

Und kein Einzelfall: Laut Fritsch laufen rund ein Viertel der Spiele in der Kreisliga B während der Saison ähnlich ab. Es wird gefoult, es wird gepöbelt und sich aufs Derbste beschimpft - auf dem Platz und daneben. "Früher ist man nach dem Spiel gemeinsam ein Bierchen trinken gegangen, heute ist das nicht mehr möglich." Laut Fritsch ist der Fußball ein Spiegelbild der Gesellschaft. Der gegenseitige Respekt spiele kaum noch eine Rolle. Fritsch: "Es ist fast unmöglich, solch' ein Verhalten zu unterbinden. Deshalb versuchen wir so gut es geht, unsere Spieler zu schützen und sie zu unterstützen." Der Angriff in Düsseldorf hat Mannschaft und Trainer sensibilisiert, noch wachsamer zu sein. Aber eine Attacke wie auf Michael O. kann überall und zu jeder Zeit wieder passieren...

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