Neue Gesetzesinitiative gefährdet bürgernahen Nacht-und Notdienst der Apotheken
Erkrath · Apotheken stellen trotz großer Lieferprobleme von Arzneimitteln die Versorgung mit dringend notwendigen Medikamenten zu Weihnachten und Neujahr sicher – Bundesgesundheitsministerium gefährdet bürgernahen Nacht-und Notdienst der Apotheken durch neue Gesetzesinitiative.
Schmerzen, Fieber und Krankheiten treten meist plötzlich auf, besonders bei Kindern. Sie richten sich nicht nach Tageszeiten, Wochenenden oder Feiertagen. Deshalb stellen Vor-Ort-Apotheken durch ein flächendeckendes, gut erreichbares Apotheken-Notdienstsystem an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr sicher, dass dringend benötigte Arzneimittel für Bürgerinnen und Bürger immer verfügbar sind. Auch an Heiligabend, den Weihnachtsfeiertagen, zu Silvester und Neujahr.
„Wer dringend Arzneimittel benötigt, wird diese in einer diensthabenden Apotheke in der Nähe bekommen“, versichert Inge Funke, Pressesprecherin der Apotheker in Mettmann, Ratingen und Velbert. Auf Hinweisschildern an jeder Apotheke erfährt man, welche Apotheken in der Nähe dienstbereit sind. Die Dienstbereitschaft der jeweiligen Notdienst-Apotheken dauert
grundsätzlich 24 Stunden. Immer von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr am Folgetag. Am nächsten Tag übernimmt dann eine andere Apotheke die Notdienstbereitschaft. Mit dem Nacht- und Notdienst erfüllen die Apotheken ihren im Gesetz festgeschriebenen Auftrag: nämlich die zuverlässige Versorgung mit Medikamenten. Notdienste leisten nur die Apotheken vor Ort. Ausländische Versandapotheken können diese wichtige Dienstleistung nicht anbieten.
Aber dieser patientennahe Notdienst ist gefährdet. Der Grund für diese Befürchtung: Die aktuelle Gesetzesinitiative des Bundesgesundheitsministeriums sieht die Gründung von Apotheken vor, die keine Notdienste mehr machen dürfen und ohne Apotheker betrieben werden sollen. „Das wird die Versorgung in Deutschland extrem verschlechtern“, erläutert Inge Funke. Und führe zu immer weiteren Wegen im Notdienst und auch tagsüber zu einer schlechteren Versorgung. Diesen „Behelfs-Apotheken“ fehlt nicht nur ein Apotheker, sondern sie haben auch kein Labor mehr, in dem im Notfall Medikamente hergestellt werden. Beispielsweise dann, wenn pharmazeutische Hersteller nicht mehr liefern können. Das war zuletzt während der Corona-Pandemie so und im letzten Winter bei fehlenden Kindermedikamenten erforderlich.
Zurzeit schließen aufgrund der wirtschaftlich dramatischen Lage immer mehr Apotheken. Grund: Seit zehn Jahren wurden die gesetzlich festgelegten, fixen Honorare für die Apotheken nicht erhöht. „Bei der starken Inflation und sprunghaft steigenden Lohn-, Miet-, Energie-und Zinskosten geht den Apotheken wirtschaftlich die Luft aus“, erklärt Apothekerin Inge Funke. Die Folge ist ein sich immer weiter beschleunigendes Apothekensterben. Mit einer Apothekenzahl unter 18.000 wurde in Deutschland in diesem Jahr der historisch niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren erreicht. Im europäischen Vergleich ist Deutschland hinsichtlich der Apothekendichte damit in den statistischen Tabellenkeller gerutscht. „Jede einzelne Apothekenschließung wirkt sich direkt auf die Versorgungsqualität der Patienten aus", sagt Inge Funke. Es stelle sich die Frage, wie lange eine für Bürger gut erreichbare, persönliche und hochwertige Versorgung sowie ein Nacht- und Notdienst noch da sein werden.
Zusätzlich zu den großen wirtschaftlichen Problemen haben die Apotheken in Mettmann, Ratingen und Velbert und in ganz Deutschland gegen die unzumutbaren Zustände, unter denen die Arzneimittelversorgung aktuell stattfinden muss, zu kämpfen. „Massive Lieferengpässe, überbordende Bürokratie und immer höhere Anforderungen der Krankenkassen machen die Patientenversorgung von Tag zu Tag schwieriger. Hinzu kommt ein immer weiter eskalierender Fachkräftemangel“, erläutert Inge Funke.
„Die Probleme bei den Apotheken und den Lieferketten von Arzneimitteln finden immer noch nicht genug Beachtung bei der Bundesregierung. Durch die Lieferprobleme bei Arzneimitteln und die Einführung von „Abgabestellen“ ohne Apotheker und Labor hängt die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung an immer mehr Stellen am seidenen Faden“, betont Funke. Diese Politik gefährde massiv die persönliche, wohnortnahe und flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bürgerinnen und Bürger.
Die Apotheken haben sich und werden sich weiterhin durch Demonstrationen, Kundgebungen und Proteste dafür einsetzen, dass jedem Patienten eine dienstbereite Apotheke in angemessener Entfernung zur Verfügung steht. Die Vor-Ort-Apotheken sind, wie die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser und der ärztliche Bereitschaftsdienst, eine tragende Säule in der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung und Notfallversorgung. „Und das soll auch so bleiben“, betont Apothekerin Funke. „Das wollen und brauchen die Bürgerinnen und Bürger in Mettmann, Ratingen und Velbert. Für ihre Gesundheit“.
Wie finde ich eine Notdienst-Apotheke in meiner Nähe?
Die nächstgelegene Notdienst-Apotheke lässt sich bequem per Kurzwahl 22 8 33 von jedem Handy (69 Cent pro Minute) oder unter der kostenlosen Rufnummer 0800 00 22 8 33 aus dem deutschen Festnetz finden. Eine SMS mit dem Inhalt „apo“ an die 22 8 33 (69 Cent pro SMS) führt auch zu dem gewünschten
Ergebnis. Unter www.apothekennotdienst-nrw.de und www.aponet.de steht die Notdienstsuche direkt auf der Startseite zur Verfügung. Mit Smartphones lässt sich die App „Apothekenfinder“ über den PlayStore, AppStore und den WindowsMarket kostenlos herunterladen – hier findet man problemlos die nächste Notdienst-Apotheke. Wer gerade unterwegs ist, kann auch einfach an einer beliebigen Apotheke anhalten. Jede Apotheke
weist per Aushang auf die nächst gelegenen Notdienst-Apotheken hin.