Gleichbehandlung von Geflüchteten in Deutschland Freundeskreis für Flüchtlinge ist weiterhin für alle Hilfesuchenden da

Erkrath · „Wir, der Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath, sind beeindruckt von der Mobilisierung unserer Mitbürger und der Hilfsbereitschaft für die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten. Gleichzeitig macht es uns traurig zu sehen, dass die Aufmerksamkeit sich jetzt vorwiegend auf die Ukraine richtet. Andere Kriege der Welt, Krisensituationen, sowie die Probleme, die in Deutschland seit Jahren bestehen, werden vergessen“, sagt Dieter Thelen vom Freundeskreis für Flüchtlinge.

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Andere Hilfsbedürftige werden dadurch ins Abseits geschoben. „Wir vom Freundeskreis für Flüchtlinge sind für alle, die unsere Hilfe benötigen, gleichberechtigt da – ob Geflüchtete, Migranten oder deutsche Mitbüger“, so Thelen weiter.

Die Integration kann seiner Meinung nach nur gelingen, wenn jeder sich um die Teilhabe aller bemüht. „Wir sind seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine intensiv in der Hilfe für die neuankommenden Flüchtlinge engagiert. Gleichzeitig sind wir aber weiterhin für alle da, die wir bisher in ihrer Integration in Deutschland begleitet haben – auch wenn es uns unglaublich viel Kraft kostet, unsere Kapazitäten so auszuweiten. Wir wollen unsere Ideale insbesondere in Krisensituationen nicht aufgeben.“

Mit Traurigkeit beobachten er und seine Mitstreiter die Doppelstandards in der Behandlung der Geflüchteten aus der Ukraine und der Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern der Welt. Das wiederrum bringe ein wachsendes Konfliktpotenzial mit sich. Geflüchtete und Migranten, die schon lange in Deutschland ansässig sind, sowie unsere einheimischen Hilfsbedürftigen (beispielsweise Wohnungslose) haben seit Jahren nicht gestillte Bedarfe, wie Anerkennung, Wohnraum, Jobsicherheit, Bildung und Sprachkurse, und so weiter. „Diese Bedarfe geraten gerade in den Hintergrund. Neue Potenziale - sowohl im Ehrenamt als auch in den behördlichen Vorgängen - werden zurzeit fast ausschließlich für die ukrainischen Geflüchteten freigeschaltet. Die seit Jahren bestehenden Personalprobleme in den Verwaltungen verstärken sich, was dazu führt, dass die Verantwortung für vieles auf die Ehrenamtlichen, auch auf uns, verschoben wird. Die Ungleichbehandlung ist eine Hürde, die die Integration von allen Menschen in unserer Gesellschaft beeinträchtigt - auch die Integration der neuankommenden Geflüchteten aus der Ukraine.“ Die Ungleichbehandlung kann laut seinen Worten nicht gerechtfertigt werden, auch wenn sie teilweise durch die Umsetzung von Gesetzen möglich gemacht wird.

„Wir stellen fest, dass der Krieg in der Ukraine viele deutsche Bürger mehr berührt als der Krieg in Jemen, Syrien oder Afghanistan. Die ukrainischen Geflüchteten scheinen für viele deutsche Bürger vertrauter zu sein, wodurch sie vielleicht mehr Empathie und Hilfsbereitschaft wecken. Wir sind der festen Überzeugung, dass diese oft unbewussten Denk- und Handlungsmuster Anzeichen von Alltagsrassismus tragen. Wir möchten diese Muster durchbrechen.“

Der Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath setzt deshalb ein klares Zeichen, dass alle Geflüchteten ein Teil unserer Gemeinschaft sind und alle gleichwertig behandelt werden müssen