Der Lohn für die harte Arbeit des Aufbaus
Erkrath · Erkrath hat nach dem zweiten Weltkrieg in den ersten Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht. Der Lohn für all‘ die Mühen war am Ende die Vergabe der Stadtrechte 1966.
(nic) 1945 lag die Einwohnerzahl Erkraths gerade mal bei 7300. Zum Zeitpunkt der Antragstellung für die Stadtrechte ist diese auf rund 15.300 Einwohner angestiegen und sollte auf 20.000 anwachsen. Nach dem Krieg waren nicht nur zahlreiche Menschen aus den zerbombten Großstädten nach Erkrath gezogen, sondern auch viele Vertriebene. Es entstanden Wohnungen, Gewerbebetriebe, Schulen, Kirchen und vieles mehr. Die damalige Gemeinde bestand aus Erkrath und Unterbach. Bürgermeisterin war damals, die bei der Bevölkerung durch ihre Volksnähe sehr beliebte, Getrud Küpper (geb. Thomé). Noch heute erinnern sich viele Erkrather gerne an sie. Küppper hielt ihr Amt von 1961 bis 1972 inne. Eine kleine Unterbrechung gab es durch die Bürgermeister-Amtszeit von Johannes van Oost (1963 bis 1964). Leiter der Gemeindeverwaltung war Gemeindirektor Albert Peters. Er galt als "Macher", der sich für die Entwicklung seiner Gemeinde stark machte und für viele Probleme ideenreiche Lösungen fand. Fast 30 Jahre lang war Peters im Amt und schied mit seiner Pensionierung 1982 aus. Bei seiner Verabschiedung wurde er als "exzellenter Klinkenputzer der Stadt" gewürdigt, der den übergeordneten Behörden "ständig auf die Pelle gerückt" sei, um sich "listig wie ein Fuchs" für seine Stadt einzusetzen.
Erkrath hatte sich also zur Kleinstadt gemausert und wuchs und wuchs. Im Juli 1963 wurde der offizielle Antrag der Gemeinde Erkrath auf Erhebung zur Stadt gestellt. Das konstante Steigen der Bevölkerungszahl, das Wachstum von Industrie und Gewerbe und der damit einhergehenden Vermehrung von Arbeitsplätzen demonstrierten, dass die Gemeinde Potenzial hatte. Der Erkrather Antrag wurde durch den Landkreis, die Bezirksregierung, den Städte- und Gemeindebund sowie durch Bundestags- und Landtagsabgeordnete unterstützt. Trotzdem zog sich das Verfahren hin. Erst am 15. März 1966 fasste die Landesregierung den Beschluss und verlieh der Gemeinde Erkrath die Bezeichnung "Stadt". In Kraft trat sie allerdings erst am 28. Juni 1966.
Als Lohn für die Leistung in der Vergangenheit und als Verpflichtung für die Zukunft, feierten die Erkrather zwei Tage lang die Vergabe der Stadtrechte. Bereits am Tag vor dem Inkrafttreten wurden am Ehrenmal im Bavierpark und am Unterbacher Ehrenmal zum Gedenken an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege Kränze niedergelegt. In Unterbach wurde Richtfest des Verwaltungsgebäudes am Breidenplatz gefeiert, es gab ein Platzkonzert auf dem Kirmesplatz in Erkrath und bedingt durch Dauerregen nahm Bürgermeisterin Getrud Küpper zusammen mit Gemeindedirektor Peters die Glückwünsche der Vereine und Bürger auf einem Balkon der Altenwohnungen am Marktplatz in Erkrath entgegen.
Der Tag darauf, der 28. Juni 1966, war ein großer Feiertag in der zukünftigen Stadt: Dienststellen des Rathauses hatten geschlossen, Schüler hatten schulfrei. Es gab sogar ein Sonderpostamt mit Sonderpoststempel und Sonderpostkarten. Am gleichen Tag wurde die Grundsteinlegung für die Volksschule an der heutigen Falkenstraße durch den stellvertretenden Bürgermeister Hans Weyer vorgenommen. Zum offiziellen Festakt am Nachmittag fanden sich zahlreiche prominente Menschen aus Land, Kreis und der Nachbarschaft im Kaiserhof-Theater zusammen. Innenminister Willi Weyer übergab die Urkunde der Landesregierung über die Stadterhebung an Bürgermeisterin Getrud Küpper. Im Anschluss strömten alle zum großen Empfang ins Joachim-Neander-Haus mit 250 geladenen Gästen.
Nach 1966 entwickelte sich die Stadt Erkrath weiter und wuchs im Jahr 1970 über die magische Grenze von 20.000 Einwohnern an. Tendenz steigend. Wie wichtig der Akt der Stadtwerdung am Ende war, zeigte sich im Zuge der kommunalen Neugliederung, als 1975 Erkrath und Hochdahl zusammengeschlossen wurden. Das neue Gemeinwesen erhielt den Namen "Erkrath" , weil dieses - wenn auch gemessen an der Zahl der Einwohner kleineren Stadt — die Stadtrechte besaß.
(Quelle: Journal 26, Kreisarchiv Mettmann und Erika Stubenhöfer, Stadtarchiv Erkrath)