Festnahmen von "Planenschlitzern" der Polizei im Rhein-Kreis Bezug möglicherweise auch zu Tat in Erkrath

Erkrath · Die Polizei im Rhein-Kreis Neuss hat Mitte Januar 2019 die Ermittlungskommission "Sichel" eingerichtet. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Düsseldorf geht die Ermittlungskommission gegen eine mutmaßliche Bande von rumänischstämmigen Verdächtigen vor, die ihren Wohnsitz überwiegend in Duisburg haben.

Foto: Kreispolizeibehörde Rhein-Kreis

Die Gruppe steht im Verdacht, in mehreren Fällen Lkw-Planen zerschnitten und Ladung entwendet zu haben. Zu ihrer Beute gehören beispielsweise Babynahrung, Alkoholika und Metall. Der Name der Ermittlungskommission geht auf die sichelartigen Sichtschnitte zurück, die die Verdächtigen zu Beginn der Taten in Lkw-Planen geschnitten haben.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (10./11. April), gegen 1.30 Uhr, observierten Zivilkräfte der Polizei einen verdächtigen Fiat Ducato, der auf die Raststätte "Allenstein" in Gelsenkirchen an der Autobahn A2 fuhr. Mehrere Verdächtige begaben sich offensichtlich zielgerichtet zu einem Lkw, öffneten die Plane und verluden Ware aus dem Lkw in den Fiat. Der angegangene Lkw hatte Zinn (in noch unbekannter Menge) geladen. An der Entladetätigkeit waren weitere Verdächtige beteiligt. Die mutmaßlichen Täter verließen mit dem Fiat Ducato und zwei BMW-Fahrzeugen den Parkplatz und fuhren über die A 2. An der Anschlussstelle Duisburg-Baerl (A 42) stoppten Polizisten den Fiat und nahmen den Fahrer fest. Ein BMW mit zwei Insassen versuchte, sich dort der Kontrolle zu entziehen. Der Wagen fuhr bis zur Ottostraße, dort flüchteten der Fahrer und Beifahrer zu Fuß und der BMW rollte gegen einen geparkten Wagen. Die beiden Insassen dieses BMW konnten an der Ottostraße festgenommen werden. Unter Beteiligung eines Polizeihubschraubers nahmen die Zivilfahnder auch alle vier Insassen des zweiten BMW fest. Zu diesen Festnahmen kam es an der Anschlussstelle Duisburg-Homberg.

Im Zusammenhang mit der Tat an der Raststätte "Allenstein" (Gelsenkirchen) konnte die Polizei alle sieben Verdächtigen festnehmen. In dem Fiat Ducato befand sich eine noch unbekannte Menge Zinn. Der Wagen wurde samt Beute sichergestellt.

Im Anschluss an die Festnahmen durchsuchte die Ermittlungskommission mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei am Donnerstagmorgen, 11. April, gegen 5.30 Uhr, fünf Wohnungen der Verdächtigen in Duisburg-Marxloh und Hochheide. Hierbei konnten drei weitere Verdächtige im Alter von 20, 31 und 38 Jahren festgenommen werden. Bei den Wohnungsdurchsuchungen stellten die Fahnder mögliche Beute unter anderem 27 Kisten Metaxa, Babynahrung, Kaffeepads sowie einen Elektro-Scooter sicher.

Die umfangreichen Maßnahmen am Donnerstag wurden mit Unterstützung der Kreispolizeibehörden Aachen, Duisburg, Bochum, Bonn, Mettmann und Kleve durchgeführt. Erstmalig auf die Spur der mutmaßlichen Bande war die Polizei nach einer Tat Ende des Jahres 2018 in Dormagen-Nievenheim gekommen. Dort schlitzten Tatverdächtige an den Raststätten Ost und West insgesamt 42 Lkw auf und entwendeten Tee.

Die Ermittlungskommission geht nun der Frage nach, ob die mutmaßliche Bande für insgesamt 31 Tatkomplexe mit mehr als 200 Einzeltaten (auch Versuche) in Betracht kommt. Sofern sich dieser Verdacht bestätigt, wäre ein geschätzter Gesamtschaden von knapp einer Million Euro entstanden.

Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen, ob die mutmaßliche Bande auch in folgenden Städten bzw. Kreisen zugeschlagen hat: Neuss, Hamm, Kreis Kleve (Wachtendonk), Kreis Wesel (Xanten), Kreis Mettmann (Erkrath), Märkischer Kreis (Lüdenscheid).