Immer mehr Menschen sind von Altersarmut betroffen oder bedroht

Erkrath · Die Zahl der Menschen, die im Rentenalter auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind, hat sich seit 2003 mehr als verdoppelt. 5.705 Bürger im Kreis Mettmann erhalten Grundsicherung. Davon sind 3.792 Menschen bereits über 65 Jahre alt.

Bei den Übrigen ist es die Erwerbsminderungsrente, die nicht zum Leben ausreicht.

"Ich komme so über die Runden, aber es darf halt nichts kaputtgehen". "Ich möchte meine Kinder nicht damit belasten". Alarmierende Sätze im Zusammenhang mit dem Thema Altersarmut. Aussagen, die Lars Schäfer vom Paritätischen NRW oft hört. Die Zahl der Bürger/innen, die auf diese Grundsicherung angewiesen sind, steigt seit Jahren stetig.

Der Paritätische Gesamtverband hat jüngst vor steigender Armut in Deutschland gewarnt: 15,7 Prozent der Bundesbürger sind von ihr bedroht. In Nordrhein-Westfalen sind es sogar 17,5 Prozent. Als arm gelten dabei alle Menschen, die in Haushalten leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte erzielen. Für Singles liegt die Armutsschwelle bei 942 Euro, für kinderlose Paare bei 1413 Euro netto. Neben Arbeitslosen, Alleinerziehenden oder Familien mit vielen Kindern sind zunehmend auch Rentnerinnen und Rentner von Armut betroffen.

Lars Schäfer vom Paritätischen NRW überrascht das nicht. "Bei manchen reicht die Rente vorne und hinten nicht aus. Um im Alter über die Runden zu kommen, müssen sie die sogenannte "Grundsicherung im Alter" beantragen", sagt Schäfer, der beim Paritätischen NRW Fachreferent für Armut und Grundsicherung ist. "Das Problem ist zudem, dass bis zu zwei Drittel der älteren Menschen, die einen Anspruch auf finanzielle Aufstockungen haben, diesen nicht wahrnehmen. Oft, weil sie von diesen Leistungen nichts wissen", weiß Schäfer. Das ist aber nicht der einzige Grund. Der Fachreferent des Paritätischen NRW weiß, dass Scham und Stolz gerade bei der älteren Generation tiefsitzende Gefühle sind.

"Das wenige Geld ist das eine, aber daran hängt mehr als die Miete oder eine größere Anschaffung wie beispielsweise eine neue Waschmaschine", sagt Schäfer. Gerade älteren Menschen droht durch die Armut die soziale Isolation. Denn wer wenig Geld hat, der kann nicht mal eben ins Städtchen fahren und einen Kaffee trinken gehen. Auch ein Kinobesuch liegt jenseits der finanziellen Möglichkeiten. Viele wünschen sich auch, ihren Enkeln mal ein Geschenk machen zu können. Doch auch dafür reicht es oftmals nicht.

"Altersarmut ist ein angstbesetztes Thema", sagt Lars Schäfer. Sein Appell an die betroffenen Menschen: "Sie haben einen Anspruch auf finanzielle Unterstützung. Nehmen Sie ihn wahr!"

Schäfer appelliert aber auch an die Politik — auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene: "Der Bund muss mehr Geld für arme Rentnerinnen und Rentner zur Verfügung stellen und das Rentenniveau stabilisieren. Das Land muss Konzepte erarbeiten, wie der Altersarmut begegnet werden kann. Und auch die Kommunen und Städte müssen aktiver werden und sowohl Unterstützungsangebote als auch Beratungsstellen schaffen."

Der Paritätische wird nicht aufhören, auf das Thema "Altersarmut" aufmerksam zu machen und den Betroffenen Hilfe anzubieten.

Informationen zur Arbeit und den Angeboten des Paritätischen Kreis Mettmann finden Sie hier:
Der Paritätische Kreis Mettmann vor Ort: Mühlenstr. 15 (am Jubiläumsplatz) in 40822 Mettmann
Homepage: www.mettmann.paritaet-nrw.org
Selbsthilfekontaktstelle: www.selbsthilfe-mettmann.de