Beim Besuch im Klärwerk dem Abwasser auf der Spur
Unterfeldhaus · Toiletten sind keine Abfalleimer. Hinein sollte nur das, wofür sie installiert wurden. Diesen Hinweis nahmen Teilnehmer einer Führung durch das Klärwerk an der Max-Planck-Straße mit nach Hause. Und sie wussten dann auch warum.
Auf Einladung des Bürgervereins Unterfeldhaus-AKTIV hatte sich bei herrlichem Sommerwetter eine etwa dreißigköpfige Gruppe aller Altersstufen am Klärwerk eingefunden. Erfahren wollten die Besucher, wie das Abwasser soweit gereinigt wird, dass es wieder umwelttauglich in unsere Bäche geleitet werden kann. In diesem Fall in den vorbei fließenden Eselsbach.
"Das Klärwerk hier hat die Aufgabe, das Abwasser aus Haushalten und Gewerbebetrieben in Hochdahl und Unterfeldhaus zu reinigen. Es ist angelegt für etwa 40.000 Einwohner. Im Einzugsgebiet leben über 30.000. Das Werk also noch einige Kapazitäten," erklärte Diplom-Ingenieur Markus Koch einleitend. Als Fachmann für Abwasser-Reinigung hatte er sich gern bereit erklärt, den Besuchern die vielfältigen Reinigungsstationen zu erklären. Von der Ankunft im Klärwerk bis zu seiner Einleitung in den Eselsbach. "Das Abwasser hier zeigt im Normalfall keine überdurchschnittliche Belastung", erfuhren die Besucher. Nur etwa 10 Prozent kämen aus den gewerblichen Betrieben. Es sei in der Zusammensetzung vergleichbar mit dem aus den Haushalten, weil hier kaum Produktionsbetriebe mit spezieller Abwasserverschmutzung angesiedelt seien.
Erste Station des Rundgangs war die Rechenanlage. Vorsichtige Blicke galten dem Container, in dem das dampfte, was im ersten mechanischen Reinigungsprozess aus dem Abwasser gefischt worden war. Hier kommt nicht nur an, was hineingehört. "Offensichtlich werden Toiletten auch für die Entsorgung von Essens- und Farbresten sowie Medikamenten benutzt. Und das verlange dem Reinigungsprozess einiges ab", bedauerte der Fachmann.
Vor der biologischen Reinigungsstufe durchlief das Wasser vier weitere Stationen. Den Sandfang, das Abschlagbauwerk mit Speicherbecken, einen Feinrechen und das Vorklärbecken. Nach den bis dahin mechanischen Reinigungsprozessen rückten jetzt Mikroorganismen wie Bakterien, Einzellern und Insektenlarven den organischen Stoffen zu Leibe. Mag manchem bei der Erwähnung des Belebungsbeckens ein Schrecken in die Glieder gefahren sein, wurde er schnell beruhigt. Das war keine Vorsorge für etwaige Unfälle. Die Belebung galt den fleißigen Bakterien, die hier intensiv mit Sauerstoff belüftet wurden.
"Nein, Trinkwasserqualität hat das Wasser nicht, wenn es nach den einzelnen Behandlungsstufen in den Eselsbach eingeleitet wird. Aber es ist optisch einwandfrei, und Forellen fühlen sich durchaus wohl darin." Ein wenig schmunzeln musste Markus Koch bei dieser Frage eines interessierten Jungen schon. Die großen oberirdischen Becken und das verzweigte Rohrleitungssystem im Installationskeller hatten ihn offensichtlich beeindruckt. Mit dem Wunder, das Abwasser in Trinkwasser zu verwandeln, sei aber selbst dieses System überfordert, musste der Abwasser-Fachmann ihn etwas enttäuschen.