Trommeln fürs Gleichgewicht

Hochdahl · Echte afrikanische Trommeln haben Seltenheitswert und sind nicht billig. Das wissen auch die Rotarier und haben nun dem Kinderhaus eine neue Trommel gespendet.

Wer spendet muss auch mittrommeln. Rotarier Jürgen Eckel hält den Takt, den Annette Kapteina vorgibt.

Foto: RG

(RG) Fast bis zur niederländischen Grenze musste Annette Kapteina fahren, um die Trommel, für die die Rotarier gespendet haben, abzuholen. Aber sie musste die Fahrt nicht alleine antreten. Paul Söhnchen hat sich angeboten mit ihr zu fahren und zu helfen.

Annette Kapteina hat 13 Jahre in einer festen Gruppe getrommelt. Gelernt hat sie das Trommeln als Studentin. Heute trommelt die Sozialpädagogin mit den Kindern des Kinderhauses und die sind mit Konzentration und Leidenschaft bei der Sache. Einige Trommeln sind im Kinderhaus in die Jahre gekommen. Wenn die Bespannung gerissen ist, lässt sie sich nicht einfach reparieren. Es gibt kaum Fachmänner, die solche Arbeiten noch ausführen und wenn wären sie wegen des Aufwands zum Teil einfach viel zu teuer. Also schaut Annette Kapteina, ob sich irgendwo Ersatz besorgen lässt, denn die industriell gefertigten Trommeln, die man kaufen kann, erreichen bei weitem nicht den vollen, satten Klang. "Als wir hörten, dass eine neue Trommel gebraucht wird, wussten wir sofort, dass wir das machen müssen, dass wir diese Trommel spenden wollen" erinnert sich Jürgen Eckel, der im kommenden Jahr Präsident des Rotarier-Club Neandertal sein wird. Als er nun das Kinderhaus besuchte, um die gespendete Trommel zu erleben, ließ Annette Kapteina in gleich mitspielen. Den Takt hatte er schnell raus.

Die Kinder im Kinderhaus lieben das Trommeln, Jungen wie Mädchen. Nick, 11 Jahre, spielt schon seit der ersten Klasse. Der 10-jährige Mohammed und Dominik sind auch schon lange dabei. Coleen ist erst acht und trommelt schon sehr gut, genauso wie ihre 7-jährige Freundin Angelina. Die beiden können auch zu den Trommeln tanzen und mit den Füßen den Takt halten, den sie normaler Weise an der Trommel mit den Händen spielen. Sie alle lieben das Trommeln, bei dem es darauf ankommt auf die anderen zu achten, um den Takt aufeinander abzustimmen.

"Das Trommeln ist wunderbar, um sich aufeinander einzustimmen. Eher stille Kinder können aus sich rausgehen und auch einmal richtig laut trommeln und die lauten Kinder lernen auch einmal ganz leise Töne anzuschlagen" erklärt Annette Kapteina. Hin und wieder fordert sie eins der Kinder auf lauter oder schneller zu trommeln, als die anderen und dann müssen sich die Kinder langsam in Takt und Geschwindigkeit wieder zur Gruppe einstimmen. Das haben sie gelernt und das kann auch die 7-jährige Angelina schon sehr gut.

Während die afrikanischen Trommeln sich bei uns zunehmender Beliebtheit erfreuen und auch pädagogisch ihren Platz gefunden haben, haben viele Afrikaner das Trommeln schon aufgegeben, nicht mehr gelernt, als veraltet abgehakt. Denn einst waren die Trommeln über weite Strecken hinweg ein Kommunikationsmittel zwischen den Dörfern. Auch bei Festen spielten sie eine große Rolle. Je westlicher orientiert die Afrikaner sind, desto weniger pflegen sie diese alte Kultur, die uns hier so fasziniert. "Es wäre doch schön, wenn die Afrikaner, die zu uns her kommen, uns das trommeln beibringen und uns so ein Stückchen von ihrer schönen Kultur lehren, wie wir Ihnen etwas von unserer Kultur zeigen könnten. Schade, wenn diese Kultur verloren geht" bedauert Paul Söhnchen die Entwicklung.

Die Kinder wissen nicht viel davon, dass immer weniger Afrikaner trommeln. Sie trommeln mit Leidenschaft und vielleicht bewahren sie eine Kultur vor dem Vergessen. Auf jeden Fall trainieren sie mit dem beidhändigen Trommeln die Koordination beider Gehirnhälften und habe Freude an dem, was sie tun.