Im Portrait Hospizarbeit ist genau „ihr Ding“

Hochdahl · Ganz so neu ist Silke Kirchmann eigentlich nicht mehr. Seit dem 1. Februar leitet sie die Geschicke des Franziskus Hospiz in Hochdahl.

Hospizleiterin Silke Kirchmann.

Foto: RG

„Ich habe die Arbeit des Franziskus-Hospiz immer bewundert. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich selbst einmal hier tätig sein würde“, verrät uns die neue Leiterin im Gespräch. Wir erfahren auch, dass es ihr eigentlich nicht gefällt, wenn wir nur über sie schreiben. Als Leiterin sei sie auch des Teams der Franziskus-Gemeinschaft. Sie möchte, dass wir auch über die sprechen, ohne die das Hospiz nicht das wäre, was es ist: Die hauptamtlichen Mitarbeiter und die vielen Ehrenamtler. Dennoch möchten wir die Nachfolgerin von Robert Bosch hier erst einmal persönlich vorstellen. Silke Kirchmann ist Wuppertalerin mit „kölschen Wurzeln“.

Ihre Eltern kamen ursprünglich aus Köln. Sie lebt gern in Wuppertal und sie ist leidenschaftliche Theaterbesucherin. „Ich mag auch schräge Stücke“, gestegt sie. Beruflich startete sie mit einer Ausbildung als Krankenschwester und musste schon während ihrer Ausbildung in der 80er Jahren erfahren, dass Sterben im Krankenhausalltag keinen Platz hat. Nach Dienstschluss saß sie oft am Bett von Sterbenden. Palliative Care oder die stationäre Hospizarbeit waren zu dieser Zeit in Deutschland noch wenig bekannt. Die Begleitung von Sterbenden hat Silke Kirchmann nicht mehr losgelassen. 1996 richtete sie den ersten ambulanten Hospizdienst in Wuppertal ein. Etwa vier Jahre später wechselte sie hauptberuflich zur Caritas. Als diese dann ihr Hospiz-Angebot speziell für Kinder und Jugendliche ausbaute, war das auch für Silke Kirchmann, selbst Mutter, eine große Herausforderung.

Auf ihrem beruflichen Weg hat sich Silke Kirchmann konsequent weiterentwickelt. Sie studierte Pflegemanagement, hat Ausbildungen in systemischer Familientherapie, als Mediatorin und Coach, in Trauerarbeit, Pallativ-Medizin und Pallativ-Care absolviert. „Meine wirkliche Schule waren meine Familie und meine Kinder“, macht sie deutlich, wie wichtig in der Hospizarbeit der Bezug zum Leben ist. Sie schaut auf fast ein Vierteljahrhundert Erfahrung in der Pallativ-Medizin und Hospizarbeit, darunter viele Jahre Leitungserfahrung, zurück. 2016 entschied sie sich aus der operativen Arbeit auszusteigen und in den Bildungsbereich zu wechseln. „Nach etwa eineinhalb Jahren spürte ich, dass sich in mir eine tiefe Traurigkeit breit machte. Ich fragte mich: Warum ist das so?“, erinnert sie sich. Als man ihr Anfang 2018 eine Leitungsfunktion im Hospiz- und Pallativbereich anbot, war die Traurigkeit mit einem Schlag vorbei. Sie wusste plötzlich, dass Leitung und vor allem Pallativ-Medizin und Hospizarbeit in der direkten Anwendung „ihr Ding“ ist. Dennoch entschied sich die überzeugte Wuppertalerin aufgrund der Entfernung und Verkehrslage gegen dieses Angebot. Aber nun war sie offen für einen Wechsel und als sie im Sommer 2018 das Stellenangebot des Franziskus-Hospiz las, war das inhaltlich genau das, was sie konnte und wollte. Sie bewarb sich. Im Oktober 2018 entschieden sich Geschäftsleitung und Mitarbeiter schließlich für Silke Kirchmann und am 1. Februar trat sie ihre neue Stelle als Leitung an. Robert Bosch hat in der Übergangszeit noch den Neubau und die Bestandsumbauten betreut.

„Dafür war ich sehr dankbar, denn damit hatte ich bisher noch keine Erfahrung“, sagt sie rückblickend. Inzwischen muss sie sich auch um diesen Part kümmern, denn noch sind die Umbauten im Bestand und die Sanierungen nicht abgeschlossen und das ist nicht die einzige Herausforderung. Im Hospiz findet gerade ein Generationenwechsel statt und Kirchmann versucht neue Ideen zu integrieren und gleichzeitig Altbewährtes zu erhalten. Wichtig ist ihr, dass die Franziskus-Gemeinde, die aus 40 Hauptamtlichen und 130 Ehrenamtlichen besteht, sich als Team versteht und sich immer bewusst macht, für wen und warum sie etwas tun. Der Bildungsbereich soll 2020 verstärkt werden. Neben zertifizierten Pallative-Care-Kursen soll es aber auch für an der Hospizarbeit Interessierte spannende Angebote in Form von Vorträgen und Interviews geben. Auch die internen Weiterbildungsangebote sollen erweitert werden. „Viele wissen gar nicht, welche Kompetenzen ihre Kollegen haben“, erklärt Kirchmann. Sie möchte, dass ihre Mitarbeiter auch kreativ sein dürfen und mitgestalten.

(RG)