Sie sind die Seele der Kleiderkammer
Hochdahl · Etwa 21 Monate, mindestens fünf kleinere und größere Umzüge, bei jeder Ausgabe durchschnittlich 12 Familien, manchmal 20 mit je drei bis acht Personen und dennoch immer Zeit für ein Lächeln.
(RG) Der Freundeskreis Flüchtlinge blickt inzwischen auf mehr als 30 Jahre ehrenamtliches Engagement zurück. Als absehbar war, dass wieder mehr Menschen zu uns fliehen und die Anforderungen ans Ehrenamt wuchsen, haben sie einen gemeinnützigen Verein gegründet. Als 2015 auf einen Schlag sehr viele Menschen angekündigt wurden, saßen sie mit im Krisenstab. Die erste Kleiderkammer war ein Provisorium im Pfarrsaal der Heilig Geist Kirche. Die Spendenbereitschaft der Menschen in Hochdahl und Alt Erkrath ist immer wieder beeindruckend, denn schnell füllte sich der Pfarrsaal. Das ging gut, bis sich eine Hochzeit ankündigte und ein erster Umzug notwendig wurde. Die Kleiderkammer hatte Station in einem Raum im Gymnasium Hochdahl, war im Bürgerhaus, hat sich in der Freiheitsstraße eingerichtet und schließlich mit großzügigeren Räumen in der Schmiedestraße.
Einen kleinen Raum in der Freiheitsstraße gibt es auch jetzt noch. "Wie viele Umzüge wir wirklich managen mussten, bekomme ich gerade gar nicht mehr zusammen." gibt Dieter Thelen zu. Es waren jedenfalls einige und jedes Mal ist die logistische Meisterleistung gelungen. Oft haben Flüchtlinge selbst mit angepackt.
Wer heute durch die Räume in der Schmiedestraße geht, ist beeindruckt. Das 'Lager‘ zeigt ein Bild von ordentlich gestapelten Umzugskartons, alle feinsäuberlich mit Inhalt und Größen beschriftet. Der Raum, in dem sich die geflüchteten Menschen Kleidung auswählen können, ist mit Regalreihen bestückt, die in einer Boutique nicht ordentlicher sein könnten. Alles sortiert nach Damen, Herren, Kindern mit Größenangaben. In einem dritten Raum in der Schmiedestraße werden Haushaltsartikel und Haushaltskleingeräte gesammelt und bereitgehalten. Von der Kaffeemaschine über den Ventilator bis hin zu großen Töpfen, Pfannen, Tellern und Bestecken.
Dieter Thelen ist Meister des Netzwerkens und die Regale, Schränke, einige Ventilatoren und Whiteboards stammen aus der Auflösung von Büroräumen einer Bank. Die Whiteboards sind ein willkommenes Hilfsmittel in den ehrenamtlichen Sprachkursen. Einige gehen auch an Schulen.
Die drei Damen der Kleiderkammer, Petra Schendekehl, Bruni Bierich und Gabi Katzenburg, sind Meisterinnen der Logistik, denn sie schaffen es Woche für Woche die eingehenden Spenden ordentlich zu sortieren, das Lager zu verwalten, die Regale zu füllen, die Ausgabe zu managen, die Bedürftigkeit der Besucher zu prüfen und auch noch Bestandslisten zu führen. Der Freundeskreis ist seit Jahrzehnten der Flüchtlingshilfe gewidmet. "Netzwerken, bedeutet auch sich gegenseitig zu helfen." erklärt Dieter Thelen und so hat er auch die Stadt über die Auflösung der Bankräumlichkeiten informiert und bei Umzügen haben auch schon einmal Feuerwehrleute geholfen. In der Kleiderkammer haben sich geflohene Frauen nicht nur eine Ausstattung abgeholt. Einige haben auch schon selbst mit angepackt. Gespendete Kleidung in großen Größen, die selten für Flüchtlinge geeignet ist, geht an die Bedürftigen der Tafel und einiges geht auch ans Deutsche Rote Kreuz.
Oft fehlt es an Kleidung in kleinen Größen, vor allem für Herren. Bei der Haushaltsausstattung fehlen große Teller, Töpfe und Pfannen, aber auch Besteck. Inzwischen hat der Freundeskreis Flüchtlinge eine neue Website, auf der man die aktuellen Bedarfe einsehen kann: freundeskreis-fluechtlinge-erkrath.de/mithelfen/kleiderkammer
Seit dem großen Ansturm in 2015 sind die Bedarfe überschaubarer geworden. Mit dem geplanten Umbau der Schmiedestraße muss auch die Kleiderkammer des Freundeskreises Flüchtlingshilfe in absehbarer Zeit neue Räume finden. Deren Größe hängt davon ab, wie groß der Bedarf zu diesem Zeitpunkt noch ist.
Eins ist klar: Die Kleiderkammer wird höchstwahrscheinlich auch einen weiteren Umzug souverän managen, wenn sie passende Räumlichkeiten findet. Sie wird es schaffen, weil es in Hochdahl und Erkrath viele Menschen gibt, die eine starke Gemeinschaft bilden, auf deren Hilfe man sich verlassen kann.