Sie leistete Pionierarbeit
Hochdahl · Der ehemaligen Sozialarbeiterin Irene Nett ist es zu verdanken, dass Erkrath ein Kinderhaus hat. Ihr Geist lebt in der Einrichtung bis heute fort.
(RG) "Ich kann mich noch heute an die erste Diskussion im Jugendhilfeausschuss erinnern, in der es um Hausaufgabenbetreuung und Spielmöglichkeiten ging" erinnert sich Karin Fink, die Irene Nett und ihr damaliges Wirken noch gut in Erinnerung hat. Aus diesen Diskussionen ist im weiteren Verlauf die Idee des Kinderhauses gewachsen. Irene Nett hat als Sozialarbeiterin Pionierarbeit geleistet. Sie wollte die Kinder von der Straße holen, einen offenen Bereich, eine Anlaufstelle schaffen. Begonnen hat alles mit einer von der Stadt angemieteten Wohnung in der Sandheide. Später folgte dann der alte Kindergarten in der Schildsheiderstraße. Das war der Beginn des Kinderhauses. Bis dahin und auch später noch war der Weg steinig. Immer wieder stand die Einrichtung als sogenannte 'freiwillige Leistung‘ auf dem Prüfstand, wenn der Haushalt der Stadt eng gestrickt war.
Irene Nett hat ihre Arbeit unbeeindruckt von den Debatten mit viel Herzblut fortgeführt. Sie hat von Beginn an auch die Mütter von Kindern mit Migrationshintergrund eingebunden. Integration oder besser Inklusion (das Aufnehmen in der Mitte der Gemeinschaft) hat sie gelebt, bevor die Begrifflichkeiten Einzug in politische Debatten hielten.
Als in der Schildsheiderstraße ein Neubaugebiet entstehen sollte, kam die Frage auf, was aus dem Kinderhaus werden soll und nach zähen Diskussionen wurde der Beschluss gefasst das heutige Kinderhaus zu bauen. Die offene Tür wurde in den 90ern um die verlässliche Schulbetreuung ergänzt, die bis heute das einzige Angebot im Kinderhaus ist, für den Eltern einen kleinen finanziellen Beitrag leisten müssen. Sie findet in der Zeit von 11.30 bis 13.30 Uhr statt. Danach ist die 'Tür offen‘ für alle Kinder zwischen sechs und vierzehn Jahren und bietet sinnvolle Freizeitbeschäftigung mit Musik, Kunst, Spiel und Bewegung.
In der großen Küche des Kinderhauses gibt es jeden Tag auch eine kleine Mahlzeit, meist eine Suppe. Frisch zubereitet von Mitarbeitern oder Ehrenamtlern, damit kein Kind hungrig bleibt.
Die Küche ist zugleich auch der zentrale Anlaufpunkt. Wenn die Kinder von der Schule kommen, landet der Ranzen oft im Flur und zuerst einmal erzählen sie, was in der Schule passiert ist. Ganz so, wie man sich das vorstellt, wenn Kinder mittags nach Hause kommen und der Mutter oder dem Vater in der Küche erzählen, was sie erlebt haben. Wer das Kinderhaus besucht, fühlt sich auch sofort ein klein wenig wie in einer Großfamilie und so wundert es wenig, dass immer mal wieder auch 'Ehemalige‘ zu Besuch kommen. So wie Lisa Blos, deren Mutter aufgrund eines anstehenden Umzugs Spielzeugkisten aus dem Keller aussortieren musste und Lisa fragte, was mit den Sachen passieren soll. "Die bringen wir ins Kinderhaus. Wir haben uns früher auch immer darüber gefreut, wenn jemand Spielzeugkisten abgegeben hat" antwortete Lisa ganz spontan. Und so kamen beide inmitten einer kleinen Karnevalsfeier, die die Kinder am Vortag selbst mit Kuchenbacken mit vorbereitet hatten, zu Besuch.
Und Annette Schinnenburg, die viele noch unter dem Namen Annette Kapteina kennen, kennt sie alle noch. Sie arbeitet seit 1993 für das Jugendamt Erkrath. Als Irene Nett 1996 plötzlich und unerwartet verstarb, fragte man sie, ob sie die Leitung des Kinderhauses übernehmen würde. Sie übernahm und führt seit dem die von Irene Nett begonnene Arbeit weiter. Das Kinderhaus lebt mit den Menschen, die es mit Leben füllen. Irene Nett war so ein Mensch, Annette Schinnenburg ist so ein Mensch und die vielen Mitarbeiter und Unterstützer des Kinderhauses sind auch solche Menschen. Und so lebt das Wirken von Irene Nett mit der offenen Tür im Kinderhaus bis heute für Kinder in der Sandheide und auch deren Eltern weiter. Ein Bild von ihr hat einen festen Platz in der großen Küche und es ist ein bisschen so, als wenn sie auch heute auf die Kinder schaut, die Tag für Tag gerne ins Kinderhaus kommen.