Ein kleines Biotop mitten in der Stadt
Hochdahl · Auf dem oberen Plateau der Tongrube Majewski haben die Teilnehmer der Führung fast vergessen, dass sie sich inmitten der Stadt befinden. Leise Verkehrsgeräusche der nahen Straße und Bahntrasse erinnern daran.
(RG) Es ist bedeckt. Die Luft riecht nach Regen, als sich die kleine Expedition rund um den SPD Ortsvorsitzenden Dieter Becker und Ralf Göddecke von der Unteren Landschaftsbehörde auf den Weg macht. Unter dem Motto "SPD öffnet Türen" hat Becker sich bemüht, den Ausflug in die Tongrube Majewski zu organisieren. Maximal 20 Menschen dürfen an solch einer Führung teilnehmen. "Das Interesse war so groß, dass wir noch eine zweite Führung organisieren mussten." berichtet Dieter Becker. Der Eingang zur Tongrube ist eher unscheinbar. Ein Tor wie jedes andere. Ein Zaun, hinter dem man Bäume und Sträucher sieht.
Wenige Schritte weiter erspähen die Teilnehmer der Führung zwischen den Bäumen einen Blick auf den tief unten liegenden Teich. Es ist ein Blick in eine andere Welt, nichts für Menschen, die nicht schwindelfrei sind. Ralf Göddecke erzählt ein wenig über die Geschichte der Tongrube. Um 1900 begann hier der Abbau von Ton, der bis in die 70er Jahre andauerte. Teile der Grube wurden dabei wieder verfüllt. Sie bilden heute das obere und untere Plateau der Tongrube Majewski. In den 80er Jahren wurde das Gelände, das heute der Stadt Erkrath gehört und an den Kreis Mettmann verpachtet ist, sichergestellt und zu einem Naturschutzgebiet auf Zeit erklärt. In den 90ern entwickelte man im Kreis einen Biotop Management Plan, in dessen Rahmen die Tongrube Majewski schließlich dauerhaft zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.
Die kleine Expedition besichtigt bei dieser Führung das obere und untere Plateau. Der Rückweg vorbei am Teich, dem untersten Teil der Tongrube, bleibt ihnen leider versperrt. Brombeeren, die längere Zeit nicht zurückgeschnitten wurden, haben den Weg verschlossen. Dort unten leben Bergmolche, Teichmolche, Erdkröten und Grasfrösche. Auch Blindschleichen, Ringelnattern, Waldeidechsen und Zauneidechsen sind in im gesamten Areal inzwischen zu Hause. Zwischen dem Neandertal, der Tongrube Majewski und dem Bayer Park gibt es Verbindungen, die von der Tierwelt genutzt werden. Die Zauneidechse bewegt sich entlang der Bahntrasse im von der Sonne erwärmten Schotter. Für Kröten gibt es seit dem Bau der Fuhlrottstraße eigens ein Amphibien-Leitsystem, einen sogenannten Kröten-Tunnel.
Auch die Vogelwelt ist in diesem Kleinod mitten in der Stadt reichlich vertreten. Neben fast allen Arten heimischer Singvögel trifft man vereinzelt Schwarz- und Weißstörche oder Silberreiher.
An diesem Tag sichten die Teilnehmer allerdings außer Grashüpfern, Bienen und Käfern keine weiteren Tiere. Zwanzig Menschen im Naturidyll haben wohl dafür gesorgt, dass die Tiere in sicherer Deckung blieben. Einer der Teilnehmer möchte wissen, ob in warmen Sommern nicht die Gefahr besteht, dass der Teich austrocknet. "Das ist nicht zu erwarten. Er trägt immer ausreichend Wasser, auch wenn er in heißen Sommern schon einmal zwei bis drei Meter weniger Wasser führt", antwortet Göddecke. Zur Abkühlung in den Teich zu springen, sei aber auch heimlichen Besuchern nicht anzuraten, es besteht Lebensgefahr. In der Tiefe liegen immer noch Schienen, Loren und andere Überbleibsel aus der Zeit des Tonabbaus.