„Die Hochdahler wissen wie man hilft“

Hochdahl · Flüchtlinge gibt es nicht erst seit wenigen Monaten. Bereits seit Jahrzehnten werden Menschen, die aus Bürgerkriegsgebieten kommen, in Deutschland aufgenommen und versorgt. Für die zahlreichen Ehrenamtler Hochdahls war der Zustand, der sich im August vergangenen Jahres verstärkt hat, keine Neuerscheinung.

Irmtrud Piegeler guckt sich gerne Fotos von den Anfängen des Freundeskreises an.

Foto: tb

(tb) Bereits seit den 60er Jahren setzten sich die Hochdahler für Menschen aus anderen Ländern ein. Darunter auch Irmtrud Piegeler. Die heutige Rentnerin blickt auf ein halbes Leben Flüchtlingsarbeit zurück. "Wir haben angefangen, als Hochdahl in den 60er und 70er Jahren entstand. 1986 gründete ich gemeinsam mit Dagmar Argow von der Diakonie und Pfarrer Werner Heß den Freundeskreis für Flüchtlinge Hochdahl. Wir wollten in erster Linie den Kindern dieser Familien helfen." Doch bei drei Personen sollte es nicht lange bleiben. Bereits die erste Bestandszählung ergab 24 fleißige Helfer. "Wir haben eine Teestube ins Leben gerufen, mit den Menschen vor Ort Gespräche geführt, Behördenfragen beantwortet und einfach die Gesellschaft genossen", so die Hochdahlerin. Auch regelmäßige Feste standen auf dem Tagesplan. "Besonders die Kinder lagen und liegen uns am Herzen. Wir wollen die Zukunft der Flüchtlinge mit gestalten und diese auch ebnen."

Als 1987 das Haus der Kirchen in Hochdahl eröffnet wurde, zog der Freundeskreis in dessen Räume. Erst unters Dach, später dann ins ebene Flüchtlingscafé. "Im vergangenen Jahr wurden der Freundeskreis als gemeinnütziger Verein eingetragen und heißt seitdem Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath e.V.", weiß die pensionierte Mitarbeiterin des Caritas Sozialdienstes. "Rund 40 Mitglieder zählt der Verein aktuell." Tendenz steigend! Hilfe kommt jedoch von vielen Stellen. "Wir haben zwei Kleiderkammern errichtet, koordinieren Menschen die helfen möchten Deutsch zu lehren oder Patenschaften zu übernehmen."

Für Irmtrud Piegeler ist die Gemeinschaft mit Flüchtlingen eine echte Passion. "Von den Menschen kommt so viel Dankbarkeit zurück, die bekommen wir alle zu spüren. Immer wieder suchen uns frühere Schützlinge auf, die von damals erzählen und sich erinnern. Das sind stets sehr emotionale Momente." Das Engagement von den Ehrenamtlern des Flüchtlingskreises ist schier unerschöpflich. Viele engagierte Helfer sind teils Stunden am Tag unterwegs, um sich für die Bedürfnisse und Anliegen der neuen Bürger einzusetzen. "Man läuft mit anderen Augen durch die Welt. Erst kürzlich habe ich Ballettschuhe gekauft, weil ein kleines syrisches Mädchen Tänzerin werden will. Bei Ostermann gab es Kissen im Angebot, die wurden natürlich gleich mitgenommen."

Die Hilfe erfolgt nicht in Massenabfertigung, sondern menschlich und individuell. Und auch die Teestube hat über die Jahre ihren Sinn nicht vertan. Mittlerweile ist der Donnerstagstreff ein Wochenhöhepunkt für viele Zugezogene geworden. Nicht selten finden sich 50 bis 60 Menschen im Haus der Kirchen ein. "Man ist mit den Menschen verbunden, fiebert bei Höhen und Tiefen mit. Wenn ein Asylantrag bewilligt wird, freut man sich ebenso", so Piegeler abschließend.