In Hochdahl wird Integration gelebt

Hochdahl · In der Aula des Gymnasiums Rankestraße lud die Erkrather Stadtverwaltung am gestrigen Abend die Bürgerschaft zur offenen Diskussionsrunde zum Thema Flüchtlinge ein. Bereits in der Einführungsrede von Bürgermeister Christoph Schultz wurde deutlich- Hochdahl ist professionell aufgestellt.

(tb) Nicht nur die Verwaltung arbeitet auf Hochtouren, um die Masse an neuen Bürgern zu integrieren, die Erkrather helfen ebenfalls tatkräftig mit. Allen vorweg der Freundeskreis für Flüchtlinge e.V. Was sich in den 70er Jahren aus einer losen Gruppe Mütter zusammensetzte, ist heute der am besten organisierte Verein im gesamten Kreisgebiet. "Wir haben derzeit rund 260 Ehrenamtler auf unserer Liste, die sich bereits aktiv beteiligen oder ihre Hilfe angeboten haben", freut sich Vorsitzende Monika Funk. Und das Netzwerk wächst stetig weiter. "Flüchtlinge haben schließlich zu vielen Einrichtungen Kontakt", weiß Flüchtlingskoordinator Maximilian Guder. "Angefangen von der Politik, über Ämtern, Ärzte, Vereine, Schulen, Kindergärten oder den direkten Nachbarn."

Um den Menschen eine schnellstmögliche Orientierung zu ermöglichen, setzt die Diakonie auf derzeit 26 Flüchtlingspaten. Dies sind Menschen, die sich gezielt um Einzelpersonen oder Familien kümmern, diese zu Behörden begleiten oder einfach den deutschen Alltag vorstellen. "Ich kann nur alle Erkrather ermutigen, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Es ist eine enorme Bereicherung, auch für das eigene Leben", so ein Wortbeitrag aus der Besucherriege. Mehr dazu unter www.NeanderDiakonie.de.

Auch die Wirtschaft Erkraths beteiligt sich aktiv an der Gestaltung neuer Möglichkeiten, die Flüchtlingsproblematik in koordinierte Bahnen zu lenken. Mit der Internetplattform www.fluechtlingshilfe-erkrath.de hat Lutz Leßmann, Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH Planet Value, ein Forum geschaffen, welches die schnelle Vernetzung der einzelnen sozialen Stellen mit der Bürgerschaft ermöglicht. "Wenn der Freundeskreis beispielsweise Mal-Utensilien sucht, kann dieser Beitrag veröffentlicht werden. Nutzer können auf diese Anzeige antworten und Hilfe zusagen. Unkompliziert und intuitiv nutzbar", so der Erfinder. Neben der aktiven Bürgerschaft ist auch die Stadt im Dauereinsatz.

Neben zwei hauptamtlichen Flüchtlingskoordinatoren betraute die Verwaltung noch weitere sieben Mitarbeiter mit der Flüchtlingsthematik. Diese sind unter anderem für die Bearbeitung von Geldleistungen, Krankenscheinen, der Wohnungssuche und minderjährigen Flüchtlingen zuständig. "Seit dem Sommer bis zum heutigen Tag hat die Stadt Erkrath drei Millionen Euro aus dem Haushalt aufbringen müssen. Dies sind Leistungen, die von der Kommune getragen und nicht von Land und Bund erstattet werden", antwortet Christoph Schultz ehrlich auf Fragen der Bürgerschaft bezüglich der finanziellen Lage. Auch die finanzielle Zukunft ist ungewiss. "Aber Steuererhöhungen wollen wir vorerst absehen. Vielleicht ist eine Teilbebauung der Neanderhöhe möglich, um durch weitere Gewerbesteuern Gelder zu erwirtschaften. Pläne dazu sind aber ebenfalls noch nicht konkret. Wir verfügen leider nicht über ausreichend Gewerbeflächen", so Schultz weiter.

Erkrath hat derzeit Kapazitäten für 900 Flüchtlinge in sieben Unterkünften. "Diese Maximalbelastung wurde in der Vergangenheit aber nie gänzlich ausgeschöpft", weiß der Bürgermeister. Die Unterkunft an der Freiheitsstraße wird sogar umgebaut, um fest zugewiesene Flüchtlinge unterzubringen. Wohnungen sind in Erkrath Mangelware. Auch am Klinkerweg wird sich in Zukunft einiges tun. Unweit des Johanniter-Kindergartens sind Containerunterkünfte für bis zu 40 Menschen in Planung. "Dort sollen primär Familien unterkommen", so das Stadtoberhaupt weiter. Für eine weitere Platzierung solcher Container am Bürgerhaus Hochdahl hat die Stadt abgesehen. "Wir wollen die Menschen nicht an einen Ort zentralisieren, sondern sie in unser gesellschaftliches Leben integrieren. Zudem liegt der Klinkerweg günstig zu S- Bahn Anbindungen und Behörden."

Des Weiteren lagen den Bürgern Fragen wie beispielsweise Kinderbetreuung am Herzen. Hierzu konnte Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales, Stefan Freiberg, abschließend Aufschluss bieten. "Jedem Kind steht eine Betreuung zu. Diese muss nicht ausschließlich in Kindergärten erfolgen, auch auf Tagesmütter kann zurück gegriffen werden. Integration erfolgt über Kinder am schnellsten."