30 Kinder warten auf Nachhilfe
Hochdahl · Der Verein Du-ich-wir hat für die Kinder geflohener Familien schon viel erreicht. Aber die Warteliste wächst und weitere Helfer sind gefragt.
(RG) Als Dominik Adolphy und seine jungen Mitstreiter 2014 begannen den ersten Kindern aus geflüchteten Familien beim Spracherwerb zu helfen, wussten sie noch nicht, wie rasant sich der Bedarf entwickeln würde. "Als die ersten größeren Gruppen geflohener Menschen hier nach Erkrath kamen, gab es eine riesige Hilfswelle. Das Thema ist in den Medien nicht mehr so präsent, aber der Bedarf an Nachhilfe und Hilfe beim Spracherwerb ist nach wie vor groß", erklärt Fabrice Eberle, der sich im Verein Du-ich-wir engagiert. Viele Kinder aus Familien, die zu uns geflohen sind, kommen gerade in die Schule oder besuchen die Grundschule.
"In diesem Alter lernen die Kinder noch am schnellsten die deutsche Sprache und genau hier können wir alle den wirksamsten Beitrag zur Integration leisten", weiß Lena Niemann, die sich ebenfalls im Verein engagiert. Besonders stolz sind die beiden darauf, dass alle von ihnen betreuten Kinder ins nächste Schuljahr versetzt worden. Eine Schülerin hat sogar den Sprung von der Hauptschule ins Gymnasium geschafft.
Rund 80 Kinder werden von Mentoren (Nachhilfelehrer) des Vereins aktuell betreut, aber der Bedarf ist viel größer und wächst kontinuierlich.
30 Kinder stehen auf der Warteliste. Viele davon aus Erkrath, aber inzwischen auch Einige aus Mettmann, wo der Verein dringend noch zusätzliche Mentoren sucht. Sowohl in Erkrath, als auch in Mettmann läuft die Suche über die Ehrenamtsbörse beziehungsweise die Freiwilligenzentrale. Wie viel Zeit die Mentoren aufbringen wollen entscheiden sie selbst. Auch ob sie ein einzelnes Kinder fördern möchten oder sich zutrauen eine Gruppe von mehreren Kindern zu betreuen. Die Nachhilfeeinheiten sind flexibel organisiert. Im Kinderhaus in Hochdahl findet Betreuung statt, aber vielfach besuchen die Mentoren auch die Familien zu Hause, denn viele sind inzwischen anerkannt und leben in eigenen Wohnungen. Dabei kommt es vor, dass neben der Nachhilfe auch einmal die Übersetzung beziehungsweise Erklärung eines amtlichen Schreibens für die Eltern wichtig ist. Mit der Zeit sind hier an vielen Stellen freundschaftliche Beziehungen entstanden.
Die Arbeitsmaterialien für die Nachhilfe, wie Begleithefte zu Schulbüchern, spezielle Förderhefte für die Rechtschreibung oder Lesehefte besorgt der Verein für jedes Kind individuell. Mentoren müssen auch nicht Mitglieder des Vereins werden. Einzige Voraussetzungen sind ein wenig Zeit und gute Deutschkenntnisse. Ohne die Spenden, die der Verein erhält, wäre das nicht möglich. In der letzten Woche besuchte Bernd Körner von der Nordson Niederlassung in Erkrath die Vereinsmitglieder im Kinderhaus Hochdahl und hatte einen Scheck im Gepäck. Nordson engagiert sich gesellschaftlich in den Bereichen Bildung und Sport vor Ort und fragt jährlich die Mitarbeiter der Niederlassungen, wo Hilfe sinnvoll ist. Bernd Körner hatte in der WDR Lokalzeit einen Beitrag mit Dominik Adolphy zur Arbeit von Du-ich-wir gesehen und den Verein vorgeschlagen. Er selbst hat sich von 1990 bis 1998 in diesem Bereich engagiert und findet diese Unterstützung als Beitrag zur Integration bis heute wichtig. Zwei bis drei Projekte werden jährlich aus den Mitarbeitervorschlägen ausgewählt. Körners Vorschlag war dabei und den Scheck durfte der Vertriebsinnendienstmitarbeiter persönlich überreichen. Für die Kinder gibt es davon viele neue Lernmaterialien und vielleicht auch einmal einen Ausflug, der einfach nur dem praktischen Spracherwerb und der Freude dient.
Der Verein Du-ich-wir sucht indes weitere Mentoren. Diese können gern, wie am Gymnasium Hochdahl mit dem Projekt #sozialgenial auch in den weiterführenden Schulen aus der Schülerschaft heraus aktiv werden. Über ähnliche Projekte würde sich der Verein auch in Mettmann freuen.
Kontakt und weitere Informationen: http://www.du-ich-wir.org.