Fundstelle des Neandertalers 2.0

Kreis · Mit einem 3D-Modell und einer Präsentation konnten interessierte Bürger in der letzten Woche einen Eindruck von der geplanten Neugestaltung der Fundstelle des Neanderthalers erhalten.

Unsere Bilderstrecke zum Höhlenblick
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25 interessierte Bürger fanden sich in der letzten Woche trotz hoher Temperaturen und drückender Schwüle im Plenum des Neanderthal Museums ein, um mehr über das Projekt Höhlenblick zu erfahren. Zu Beginn gab es erst einmal eine kurze Vorstellung der Akteure und des Verfahrensablaufs, zu dem die frühzeitige öffentliche Beteiligung gehört. Träger des Gesamtvorhabens ist Stiftung Neanderthal Museum, die die Fundstelle erlebbar machen möchte und damit eine neue touristische Attraktion schaffen will. Da die Fundstelle auf Erkrather Stadtgebiet liegt, ist Erkrath im Verfahren die plangebende Gemeinde. Für die Umsetzung des Projekts muss ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Weitere Akteure sind das Ingenieurbüro Holzschneider als Projektkoordinator, ISR mit der Bauleitplanung, die Steiner Architektur GmbH und Ingolf Hahn für die Landschafts- und Umweltplanung. Nach Vorstellung der Planungsziele folgte ein kurzer Abriss über die Geschichte des Fundorts und bekannte Daten zur Feldhofer Grotte. Aber wie macht man eine Fundstelle erlebbar, die eigentlich schon lange nicht mehr existiert?

Die Reste des Neanderthalers wurden 1856 in einer kleinen Höhle der Feldhofer Grotte gefunden. Schon 1900 wurden alle neun Höhlen der Grotte endgültig zerstört. Bis 1991 erfolgte eine industrielle Nachnutzung des Geländes in Form eines Schrottplatzes. 1998 erwarb die Stiftung Neanderthal Museum das Grundstück, auf dem im Jahr 2000 Ausgrabungen des Landschaftsverbands Rheinland vorgenommen wurden. Im Rahmen der EUROGA erfolgte dann 2002 eine landschaftsarchitektonische Gestaltung. Besucher sind oft enttäuscht, dass sie am Fundort keine Höhlen vorfinden und das Areal eher wie ein städtischer Park wirkt.

Als Architekt Prof. Jürg Steiner die Entwürfe präsentierte, dominieren starke Bilder und vermittelten den Anwesenden einen Eindruck, wie die Fundstelle und der Weg dorthin künftig aussehen könnten. Ein zwanzig Meter hoher Turm, auf dessen Plattform eine Kalotte (fünfzigfache Vergrößerung des Schädelfundes) von offenen, sich verengenden Wänden getragenen wird, ist das imposanteste Vorhaben dabei. Mit der Kalotte auf der Plattform misst er 23 Meter und ragt aus den Baumdächern hervor. Das Innere des Turms dient als Galerie für 200 Werken der Düsseldorfer Malerschule und bietet Besuchern auf dem Weg nach oben viele Eindrücke zum Neanderthal und der Fundstelle. Den Höhlenblick, der dem Projekt seinen Namen gab, erhält man, oben angekommen, auf zweifache Weise. Ganz nah unter dem Schädeldach geben die Stützwände einen Blick frei, der wie der Blick in das Innere einer Höhle anmutet. Stellt man sich unter das Schädeldach, erhascht man 'durch die Augen des Neanderthalers‘ nach unten einen Blick auf das ungefähre Aussehen der Feldhofer Grotte von damals. Dafür sorgt eine Aushebung mit Felsbildnachbildungen und ursprünglichem Gestein. Aber auch der ganze Weg vom Neanderthal Museum bis zum Turm wird mit gestalterischen Elementen und vielen Informationen den Ursprung erlebbarer machen.

In der anschließenden Fragerunde wurde dann schnell klar, dass viele der anwesenden Besucher Mitglieder des Fördervereins Neanderthal Museum oder der Gesellschaft Neanderthal sind. "Wie realistisch ist die Finanzierung und Umsetzung des Projekts?", möchte Peter Schubert wissen, nachdem es in der Vergangenheit schon mehrere Planungsansätze für die Fundstelle gab, aus denen nichts geworden ist. Dazu Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger, Leiter des Neanderthal Museums: Es liegt bereits eine Großspende von 500.000 Euro vor. Außerdem ist eine Förderung aus verschiedenen Töpfen möglich. Ich hoffe, dass die Finanzierung bis Ende 2018 steht." Weitere Teilnehmer hatten Fragen zu Materialien des Turms und zum Eingriff in die bisherige Gestaltung. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine Detailplanung gibt, die auch von der Finanzierung abhängt, erklärte Prof. Steiner die grundsätzlichen Alternativen und informierte auch darüber, dass Eingriffe in die bisherige Gestaltung der Fundstelle aus Gründen des Urheberrechts sehr eingeschränkt sind. Wilma Lang findet es großartig das zu nutzen, was bereits da ist. "Mir sagt es zu. Die Vorstellung durch die Augen des Neanderthalers zu schauen, ist reizvoll", ergänzt sie.

In den kommenden zwei Wochen sind schriftliche Stellungnahmen zur vorgestellten Planung möglich. Auch die frühzeitige Beteiligung der Behörden erfolgt noch. "Bitte machen Sie Werbung für dieses Projekt", richtet Prof. Weniger zum Abschied ein Appell an die Anwesenden und dankt Prof. Steiner für seinen Besuch und die Präsentation.