Mettmann „Es geht nur über den Preis“
Mettmann · Fleisch als Lebensmittel muss einen höheren Stellenwert bekommen und folglich auch teurer werden – sagt die neue Bundesregierung und meint auch Thomas Kluke, Fleischermeister aus Metzkausen.
Er ist der letzte seiner Zunft in Mettmann: Fleischermeister Thomas Kluke hat sein Geschäft 1996 von seinem Vater Manfred übernommen. Als der Betrieb Anfang der 50er Jahre von den Brüdern Hans und Willi Schulten gegründet wurde, „gab es in Mettmann meines Wissens noch 16 Metzger “, sagt Thomas Kluke. Auf die Frage, was diesen eklatanten Schwund bewirkt habe, antwortet er: „Die Regionalität auf dem Fleischmarkt ist in den letzten 20 Jahren weggebrochen.“ Großbetriebe dominierten zunehmend das Geschäft und in der Folge seien kleinere Schlachtbetriebe, Bauern und eben auch Metzger nicht mehr existenzfähig gewesen. „Das Lebensmittel Tier“, sagt Thomas Kluke, „hat sich zur Nullnummer entwickelt.“
In den Supermärkten gebe es frische Lebensmittel mitunter zu Preisen, die man früher im Verhältnis als lächerlich empfunden hätte und an Hersteller und Händler überhaupt nicht mehr verdienen würden. Es gehe vor allem darum, die Produkte bereit zu halten, weil die Menschen dies erwarteten. Dass es auch heute noch anders funktionieren kann, dafür ist Thomas Kluke ein gutes Beispiel. Der 53-Jährige bezieht seine Tiere – circa 50 Stiere und 500 Schweine im Jahr – von kleineren Betrieben, ein Großteil davon in der näheren Umgebung gelegen. Er kann sich die Tiere und deren Haltungsbedingungen vor Ort genau anschauen.
Sein persönlicher Kontakt zu den Erzeugern schaffe Vertrauen, nicht zuletzt bei seinen Kunden, sagt Thomas Kluke, der die Schweine und Stiere, die er verarbeitet, auch selbst schlachtet. Seine Zulieferer bezahlt er nach eigener Aussage 25 bis 30 Prozent über dem Marktpreis. Das schlägt sich dann freilich auch auf den Preisschildern an der Ladentheke nieder. Genau hier sieht der Fleischermeister den Schlüssel für einen Wandel im derzeit vorherrschenden System der Massentierhaltung und industriellen Massenproduktion: „Es geht nur über den Preis.“ Mehr Geld für Regionalität und Tierwohl – das setzt voraus, dass die Kundschaft mitzieht und bereit ist, für Fleisch tiefer in die Tasche zu greifen. Thomas Kluke ist überzeugt, dass es an mangelnder Akzeptanz der Menschen nicht scheitern wird. In seinem Geschäft hätten die Fragen nach Herkunft und Haltung der verarbeiteten Tiere zugenommen, genauso wie die Bereitschaft etwas mehr auszugeben in der Gewissheit dafür bessere Qualität zu bekommen. „Die Menschen, die bei mir einkaufen, tun das sehr bewusst. Im Supermarkt wird anders zugegriffen.“
Thomas Kluke weiß aber auch, dass man die Zeit nicht mal eben zurückdrehen kann. „Die Infrastruktur ist einfach nicht mehr vorhanden, zu viele Betriebe existieren nicht mehr. Das wieder aufzubauen dauert lange und kostet viel Geld.“ Hinzu kommt ein gravierender Mangel an Fachkräften gerade in seiner Branche. „Ich habe das Glück, genügend fähige Leute im Betrieb zu haben, sowohl im Verkauf als auch in der Produktion.“ Nachwuchs allerdings macht sich rar, derzeit beschäftigt die Fleischerei Kluke zwar einen Auszubildenden, doch das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. In vielen Jahren gab es überhaupt keine geeigneten Kandidaten. „Der Druck in der Branche ist einfach extrem hoch, das schreckt zusätzlich ab“, sagt Thomas Kluke, „vielleicht würde es helfen, wenn der Wachstumsgedanke ein wenig in den Hintergrund rücken würde.“
Dass sich die neue Regierung Tierwohl und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, findet er vollkommen richtig. Er setzt auf die junge Generation und ein ausgeprägteres Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln. Und er ist durchaus optimistisch: „Wenn man jungen Menschen in der Fleischherstellung mit kleineren Betrieben wieder eine Perspektive bietet, dann wird es auch wieder mehr davon geben. Ich sehe das bei mir und bei Kollegen, die ähnlich arbeiten. Wir haben Zuwächse.“
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