Weisser Ring hilft Opfern

Erkrath · Was bewegt Täter zu diversen Straftaten? Was geschieht mit ihnen nach einem Delikt? Welche Hilfe steht diesen Menschen zu und wo kommen sie nach einer Verurteilung unter? Fragen, die das bürokratische System unseres Staates in allen Einzelheiten durchorganisiert hat und Antworten liefern kann.

Horst Keilpflug ist Mitglied beim „Weissen Ring“ und hilft Opfern von Kriminalitätsdelikten.

Foto: tb

Wer jedoch weniger Beachtung findet, sind die meist unschuldigen Opfer.

(tb) "Wer kümmert sich um diese Menschen nach einem Kriminalitätsfall?", fragte sich Horst Keilpflug zu Recht und forschte nach. Auf seiner Suche nach Antworten stieß der Hochdahler auf die bundesweit tätige Hilfsorganisation "Der Weisse Ring e.V.". "Die Opfer bleiben oft unbeachtet. Keiner fragt sich, wie diese Menschen mit der Situation klar kommen", erklärt Keilpflug seine Intention, dem gemeinnützigen Verein beizutreten. Bereits seit 2000 ist der pensionierte Ingenieur Mitglied der Außenstelle Mettmann. "Anfänglich war ich nur passives normales Mitglied, mittlerweile bin ich seit 2008 ehrenamtlich aktiv an der Opferhilfe der Außenstelle Mettmann beteiligt." Doch wie sieht das Aufgabengebiet des engagierten Ruheständlers aus?

"Zunächst sei gesagt, dass wir sehr eng mit der Polizei zusammen arbeiten. Wir bekommen Fälle meist von Seiten der Polizei zugespielt und setzen uns mit den Opfern in Verbindung." Ob die Hilfe angenommen wird, obliegt den einzelnen Betroffenen. "Unsere Hilfestellung ist jedoch breit gefächert. Zunächst einmal müssen wir zuhören können. Der Redebedarf der meisten Opfer ist enorm. Sie möchten sich mitteilen und ihr Erlebtes somit wiedergeben und verarbeiten", weiß Keilpflug. Materielle Mittel (sogenannte Soforthilfe) können ebenfalls zur Verfügung gestellt werden.

"Beispielsweise in Form von Hilfeschecks für Rechtsanwälte oder Psychologen. Zu diesen Treffen sind wir auch begleitend tätig, oft auch zu Gerichtsterminen. Soforthilfemittel können in Notfällen in geringen Mengen ebenfalls ausgezahlt werden." Der Weisse Ring finanziert sich ausschließlich durch Spenden- und Mitgliedsgeldern, beziehungsweise Geldbußen/Geldstrafen von Gerichten oder auch aus Nachlässen. "Aus diesem — viel zu geringen — Budget können wir für die Opfer schöpfen. Daher ist es sehr wichtig, dass wir die Glaubwürdigkeit der Menschen prüfen, manchmal können wir die Opfer von Straftaten auch bewegen, sofern noch keine Anzeige erfolgt ist, die Straftat bei der Polizei anzuzeigen." Juristische oder psychologische Betreuung anbieten darf der Weisse Ring nicht! "Dafür sind wir nicht ausgebildet und demnach auch nicht befugt. Wir haben ein Netzwerk diverser Psychologen (Traumaambulanzen) und Juristen, auf welches wir zurückgreifen können."

Eine weitere Möglichkeit der Kontaktaufnahme zum Weissen Ring besteht über ein sogenanntes Opfertelefon (Bundesweite Telefon Nummer 116006). Dort können sich Menschen mit ihren Anliegen direkt an den Weissen Ring wenden. "Eine Zentralstelle nimmt die Anrufe entgegen und übermittelt sie den jeweiligen Außenstellen. Unser Gebiet umfasst die Städte Monheim, Langenfeld, Erkrath, Mettmann, Ratingen, Velbert, Wülfrath und Hilden", weiß Horst Keilpflug. An seiner Tätigkeit hat der Hochdahler bisher nie gezweifelt. "Es ist wichtig, diese Arbeit nicht zu nah an sich herankommen zu lassen, auch wenn Situationen nicht immer einfach sind. Man muss ein gewisses Maß an Lebenserfahrung mitbringen, gut zuhören können und die Menschlichkeit nicht aus den Augen verlieren." Die größte Motivation ist für Horst Keilpflug jedoch das Gefühl, Menschen geholfen zu haben. "Wenn ich spüre oder höre, dass unsere Hilfe den Opfern eine Perspektive geboten hat, freut mich dies ungemein. Dann weiß ich, alles richtig gemacht zu haben."

Info:
Wie in jedem gemeinnützigen Verein leidet auch der Weisse Ring unter Mitgliederschwund. Besonders jüngere Generationen werden für den ehrenamtlichen Einsatz in den jeweiligen Außenstellen benötigt. Näheres zur Kriminalitätsopferhilfe des Weissen Rings unter www.weisser-ring.de.